Obwohl sie an diesem Tag ihren dritten Geburtstag feiert, möchte Helena unbedingt in ihre Tanzstunde gehen. Der Kurs sei ihr sehr wichtig, erzählt ihre Mutter Anne, die auch ihr Baby Mona mitgebracht hat. Und schon bald flitzen Helena und Anne wie Flugzeuge durch den Kursraum und landen auf dem "Kitzelstern". Während sie sich gegenseitig kitzeln und dabei lachen, schaut Mona mit großen Augen zu.
Vom Tanzen profitiert die Sprachentwicklung
Elke Würner ist die bisher einzige Nappydancers-Kursleiterin in Bayreuth. Das Konzept hatte die Sprachentwicklungsexpertin überzeugt, sich ausbilden zu lassen. Sie schaltet die Box aus, aus der bis eben noch eigens produzierte Nappydancers-Musik lief. "Tanzen und Rhythmus unterstützen die Entwicklung und dazu auch die Sprachentwicklung. Die ist für mich ein großer Schwerpunkt", erzählt die sportlich-drahtige Frau mit einem strahlenden Lächeln. "Die Bewegung, die Grob- und Feinmotorik, die ganze Koordination, die die Kinder da mitmachen, ob klatschen, ob stampfen, das hilft unheimlich bei der Sprachentwicklung."
Qualitytime für Kind und Eltern
Anne, Helena und Mona landen gerade auf dem "Kuschelstern". Sanfte Musik kommt aus der Box, im Text landet ein Schmetterling auf dem Körper der Kinder. Entspannung und kuscheln gehören ebenso dazu wie fetzige Songs, bei denen Tiere oder Autos eine Rolle spielen. "Das Kuscheln, aber auch das Toben stärken die Bindung zwischen Mama oder Papa und Kind", sagt Elke Würner mit leiser Stimme. Dann greift sie zu einer Plastikmaschine und füllt den Kursraum im Bayreuther "Zentrum" zur Freude der Kinder mit tanzenden, glänzenden Seifenbläschen.
Wissenschaftlich geprüfter Tanzunterricht
In der Bayreuther Tanzschule Jahn steht ein ganz ähnliches Angebot auf dem Kursplan: es heißt "Windel-Flitzer". Petra Jahn begrüßt die zwei bis drei Jahre alten Jungs und Mädchen, die mit Mama, Papa, Tante oder Oma in den mit bunten Lichterketten und Fähnchen dekorierten Kursraum kommen. Jedes Kind erhält einen Aufkleber mit seinem Namen. In der nächsten Stunde werden die kleinen Tänzerinnen und Tänzer mit einem Zauberstab hexen, wie ein Krokodil mit den Armen schnappen, sie werden in einem Teppich geschaukelt und mit bunten Jongliertüchern spielen. "Diesen Kurs haben Wissenschaftler konzipiert", verspricht Petra Jahn. "Alles ist altersgerecht und soll die kognitiven und motorischen Fertigkeiten mit viel Spaß verbessern."
Tanzkurs oder Sportverein?
Beide Kurse setzen dabei auf denselben Effekt: beim Spielen, Toben, Tanzen, Singen, Klatschen oder Stampfen an der Seite von Mama oder Papa und gemeinsam mit anderen Kindern während schöne Musik erklingt - das zieht einfach jedes Kind mit. Dass sie sich dabei auf motorischer, sprachlicher und sozialer Ebene weiterentwickeln, ist klar. Niemand erwartet hier Leistung oder macht Druck. Die Eltern und die Kursleiterinnen machen vor, die Kinder ahmen nach. Die Stimmung ist fröhlich und positiv - beste Bedingungen. Doch gibt es diese Effekte auch woanders? Muss ein Tanzkurs gebucht werden, der deutlich teurer ist als ein Vereinsbeitrag?
Hauptsache Bewegung
"Mir tut es leid, wenn die vielen Vereine, die seit Jahrzehnten Kinderturnen anbieten, weniger Aufmerksamkeit bekommen", sagt Bianca Kolb, Bewegungsreferentin beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg (AELF). Gleichzeitig lobt sie die Tanzkurskonzepte für die Windelkinder. Aber: "Nicht jede Familie kann sich das leisten", gibt sie zu bedenken und verweist noch einmal auf Angebote von Vereinen oder Familienbildungsstätten. "Sowohl die Entwicklung der Fein- und Grobmotorik als auch die Bindung zwischen Kind und Eltern wird genauso beim Papa-Mama-Kind-Turnen oder ähnlichen Kursen wachsen."
Eines gilt jedenfalls für alle Angebote: Bewegungsherausforderungen in sicherer und fröhlicher Umgebung machen aus Kleinkindern glückliche Kleinkinder.
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