Wolbergs bekräftigt in dem Interview seine Aussage, wonach er unschuldig ist. In einem möglichen Verfahren wolle er einen Freispruch erreichen, die Korruptionsvorwürfe müssten "weg". Sollte er verurteilt werden, habe er keinen Plan B, schließlich habe er keinen Beruf erlernt.
"Ich denke jetzt nicht an eine Verurteilung, weil ich für meine vollständige Rehabilitierung kämpfe und alles dafür tun werde, zu beweisen, dass ich unschuldig bin. Wenn ich verurteilt würde, müsste ich mir natürlich einen Job suchen, der dazu führt, dass die Lebenssituation meiner Kinder sich nicht verschlechtert. Darum geht es doch im Kern. Dafür würde ich alles tun." Joachim Wolbergs
Den Ermittlern macht Wolbergs in dem Interview erneut schwere Vorwürfe: Etwa seien bei der Telefonüberwachung Gespräche falsch niedergeschrieben worden. Das habe zu falschen Verdächtigungen geführt. Auch seien Telefonate mit seinen Verteidigern sowie Privatgespräche abgehört worden. Diese Überwachungsmaßnahmen lasteten schwer auf ihm, so Wolbergs: "Ich traue mich bis heute nicht, offen zu reden. Wenn ich mit meinem Anwalt offen sprechen will, fahre ich in die Kanzlei nach München."
Politiker in Wartestellung
Vorgestern hatte die "Mittelbayerische Zeitung" den ersten Teil des Interviews gedruckt. Nachdem Wolbergs monatelang geschwiegen, und dann ein Internetvideo veröffentlicht hat, meldet er sich damit erstmals öffentlich zu Wort.
Die Kommunalpolitik in Regensburg ließ seine Offensive am Wochenende kalt. Er habe nichts Neues zur Sache gesagt, sagte der Fraktionschef der CSU im Regensburger Stadtrat, Josef Zimmermann. Auch Teile der Rathauskoalition sowie Parteifreunde blieben am Wochenende in Wartestellung. Der Chef der SPD-Fraktion im Stadtrat, Klaus Rappert, sagte dem BR: "Ich verstehe, dass sich Joachim Wolbergs in der Öffentlichkeit äußern möchte. Das Recht dazu hat er auch. Inhaltlich will ich die Äußerungen aber nicht kommentieren."
Die Anklage
Im Juli hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen Wolbergs und drei weitere Männer erhoben. Dem Politiker wird unter anderem Bestechlichkeit in besonders schweren Fällen vorgeworfen. Bei den anderen Männern handelt es sich um den Bauträger Volker Tretzel, dessen ehemaligen Geschäftsführer sowie den Ex-Fraktionschef der SPD im Regensburger Stadtrat, Norbert Hartl. Ihnen wird Bestechung, Beihilfe zur Bestechung und Bestechlichkeit vorgeworfen. Das Landgericht Regensburg prüft derzeit, ob es die Anklage zulässt und es zum Prozess kommt.
Gegen weitere Beschuldigte wird noch ermittelt. Zu ihnen zählen Regensburgs ehemaliger Oberbürgermeister, Hans Schaidinger (CSU), und zwei weitere Bauträger.