Flaschen und Eimer liegen am Eingang eines Stollens, der in einem Waldgebiet bei Donaustauf 20 Meter tief in die Erde führt. Oliver Wild muss den Kopf einziehen, als er sich in die Höhle schiebt. Zur Vorsicht trägt der Wissenschaftler einen Helm. In einer Felsspalte entdeckt er schließlich, was er in der Höhle vermutet hat: Eine ganz bestimmte Fledermausart - mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ein Großes Mausohr.
Fledermausquartier könnte im Trassengebiet liegen
Das hatten Wild und seine Kollegen erwartet. Gemeinsam untersuchen sie, ob die Tiere den Stollen gut elf Kilometer östlich von Regensburg als Winterquartier nutzen. Er liegt in einem Naturschutz-Gebiet, durch das theoretisch einmal die unterirdische Stromtrasse Südostlink führen könnte.
"Wenn das Erdkabel dann hier an dieser Stelle verlegt werden würde, müssten wir eventuell durch Rammarbeiten mit Erschütterungen rechnen. Deswegen muss vorab geklärt werden, ob die Fledermäuse dadurch in ihrem Winterquartier gestört werden." Oliver Wild, Wissenschaftler
Später werden die Biologen im Team genau auswerten, um welche Fledermausart es sich handelt. Sie nutzen dazu einen Rekorder, der seit gut vier Wochen im Stollen steht und die Rufe der Tiere aufzeichnen soll. Die Rufe im Ultraschallbereich haben bestimmte Muster, die auf die Art hindeuten.
Detailarbeit zur Stromtrasse
Auftraggeber der Untersuchung ist der Netzbetreiber Tennet, der den Südostlink plant. Vielerorts ist das Detailarbeit, sagt Unternehmenssprecher Markus Lieberknecht.
"Die Kartierungen sind sehr wichtig, weil das natürlich Auswirkungen haben kann auf einzelne Korridore, die man dann entsprechend weiterverfolgt oder nicht. Wenn das ein Korridor wird, in dem zum Beispiel Fledermäuse vorkommen, kann das natürlich auch zu Bauzeitbeschränkungen führen. Dementsprechend ist es für uns wichtig, so etwas so früh wie möglich zu erfahren." Markus Lieberknecht, Sprecher von Tennet
Der Südostlink soll einmal vom Raum Hof aus bis nach Landshut führen. Zu einem ersten Abschnitt hat die Bonner Aufsichtsbehörde - die Bundesnetzagentur - auch bereits Stellung genommen. Für die Strecke Hof-Schwandorf muss Tennet jetzt Alternativen entlang der A93 und des bestehenden Ostbayernrings prüfen.
Bagger rollen frühestens 2021
Die Stellungnahme der Bundesnetzagentur zur restlichen Strecke von Schwandorf bis nach Landshut steht noch aus. Hier soll das Vorgehen dem des ersten Abschnitts entsprechen. Liegen Ergebnisse vor, gehen diese erneut nach Bonn. Denn zwei Hürden gibt es noch, bevor die Trasse kommt: Der Abschluss der Bundesfachplanung und die Planfeststellungsverfahren. Erst danach wird klar sein, durch welche Grundstücke die rund 15 Meter breite Trasse tatsächlich läuft. 2021 sollen die Ergebnisse vorliegen. Erst dann rollen die Bagger.