Die Kunden der Stadtwerke Hof werden sich beim Blick auf ihre Stromrechnung demnächst freuen. Sie profitieren von einer markanten Preissenkung: Mehr als 1,7 Cent weniger pro Kilowattstunde. Das bedeutet für einen Standardkunden im Grundversorgungstarif eine mehr als fünf Prozent niedrigere Stromrechnung, hat das Vergleichsportal Verivox errechnet.
"Das ist höchst ungewöhnlich", sagt der Geschäftsführer der Hofer Stadtwerke, Jean Petrahn und spricht von der stärksten Strompreissenkung in der Unternehmensgeschichte.
Drei Gründe, warum Strom in Bayern billiger werden könnte
Der günstigere Preis sei freilich nicht Verdienst der Hofer selbst, sagt Petrahn. Sondern die Folge von drei entlastenden Effekten, die von außen kommen – und eigentlich überregional gelten:
1. Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet, der für ganz Bayern mit Ausnahme von Schwaben zuständig ist, senkt sein Netzentgelt. Die Folge einer deutschlandweit beschlossenen, schrittweisen Angleichung der Übertragungsnetzentgelte. Bisher war es bei Tennet teurer, weil das Unternehmen viele Windparks anschließen musste.
2. Die Erneuerbare-Energien-Umlage sinkt: Von bisher 6,756 auf 6,5 Cent pro Kilowattstunde. Das wird durch einen Zuschuss aus der Bundeskasse möglich, der zum Teil durch die CO2-Abgabe auf Treibstoffe, Erdgas und Heizöl bezahlt wird.
3. Wegen der Corona-Krise ist die Stromnachfrage stark gesunken – und damit auch der Preis an der Strombörse, zu dem die Energieversorger ihren Strom einkaufen können.
Die meisten Stromanbieter senken den Preis nicht
Trotzdem können sich über eine Preissenkung wie in Hof nur die wenigsten Bewohner des Freistaats freuen. Die meisten Stromanbieter in Bayern haben ihre Preise zum Jahreswechsel nicht verändert. Das zeigt eine Auswertung des Vergleichsportals Verivox für den Bayerischen Rundfunk. Nur 36 der insgesamt 236 Grundversorger im Freistaat haben im neuen Jahr Preissenkungen von durchschnittlich 2,5 Prozent angekündigt, 14 Anbieter erhöhen sogar – um durchschnittlich 3,2 Prozent. Die überwiegende Mehrheit hält die Preise stabil.
Wie sich die Stromanbieter rechtfertigen
Wie rechtfertigt sich die Branche? Der Verband der bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW) argumentiert: Den Preissenkungen beim Übertragungsnetzbetreiber stehe oft ein höherer Aufwand vor Ort gegenüber, zum Beispiel für den Anschluss von Photovoltaikanlagen. Unter dem Strich stünden gerade in ländlichen Gebieten Bayerns deshalb oft konstante Netzentgelte. Die Senkung bei der EEG-Umlage durch den Bund ist nur gering ausgefallen – hat aber einen großen Preisanstieg verhindert, der ansonsten gedroht hätte.
Die wegen der Corona-Krise stark gesunkenen Preise an der Strombörse müssten allerdings früher oder später eigentlich beim Verbraucher ankommen, gibt VBEW-Geschäftsführer Detlef Fischer zu: "Das wird auch sicher in der Tendenz so passieren. Etwas zeitverzögert, weil die Versorger ihren Strom oft langfristig einkaufen."
Kunden können den Stromanbieter wechseln
Kunden müssen sich mit hohen Strompreisen auch nicht einfach abfinden, gibt der Branchenvertreter zu bedenken. Sie haben in Deutschland die Möglichkeit, unter mehreren hundert Stromanbietern auszuwählen und zu billigeren Tarifen zu wechseln. Es sei dabei aber empfehlenswert, nicht nur auf den Preis zu schauen, sondern auch auf die Verlässlichkeit des Versorgers, den Service, das Engagement vor Ort. Auch Investitionen in erneuerbare Energien und damit ein Engagement für Klimaschutz könnten ein Kaufargument sein.
"Darüber spricht Bayern": Der BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick - kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!