Diese junge Fundkatze wurde im Tierheim Wannigsmühle abgegeben.
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Diese junge Fundkatze wurde im Tierheim Wannigsmühle abgegeben.

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Streunende Katzen werden immer mehr zum Problem

Katzen gehören zu den beliebtesten Haustieren, doch streunend können sie zu einem riesigen Problem werden. Die Folgen müssen Tierheime und Tierschutzorganisationen "ausbaden" – so zum Beispiel das Tierheim Wannigsmühle im Landkreis Bad Kissingen.

Tierheimleiterin Ursula Boehm untersucht eine junge getigerte Katze. Tierpflegerin Lucy Schröder hilft ihr dabei, hebt den Schwanz der Katze vorsichtig hoch und ist sich sicher: "Es ist ein Bub". Ursula Boehm tauft den "Bub" auf den Namen Calypso. Rund 20 solcher Fundkatzen bekommt das Tierheim Wannigsmühle im Landkreis Bad Kissingen derzeit jede Woche. Oft laufen streunenden Katzen jemandem zu oder werden mit Fallen eingefangen. Anschließend kommen sie dann zu Ursula Boehm ins Tierheim. Streunende Katzen werden immer mehr zu einem Problem, meint die Tierheimleiterin. Denn wenn sie als Fundkatzen ins Tierheim kommen, entstehen immense Kosten.

Hohe Kosten durch verwilderte Fundkatzen

Bei den Fundkatzen unterscheidet Ursula Boehm zwei Typen: Zum einen gibt es Streuner, die den Menschen gewohnt sind. Oft sind sie weggelaufen oder wurden ausgesetzt. Zum anderen gibt es verwilderte Katzen. Diese hatten häufig seit ihrer Geburt keinen Kontakt zum Menschen.

Für entlaufene oder ausgesetzte Katzen bekommt das Tierheim eine sogenannte Fundtierpauschale. Für die verwilderten Fundkatzen, die im Rahmen von Tierschutzmaßnahmen versorgt werden, gebe es keine Zuschüsse. Zu den Maßnahmen zählen tierärztliche Versorgung wie Parasitenbehandlung und Kastration. Somit habe das Tierheim Wannigsmühle bis zu 30.000 Euro pro Jahr zusätzlich zu tragen. Spendengelder müssen die Zusatzkosten auffangen.

Verwilderte Katzen kastrieren

Der Grund für diese Regelung: "Verwilderte Katzen im Tierheim einzusperren ist in der Regel tierschutzkonträr", erklärt Boehm. Die Tiere seien ihre Freiheit gewohnt, würden im Tierheim unter Dauerstress stehen und deshalb oft krank werden. Darum müssen die verwilderten Katzen wieder an den Ort zurückgebracht werden, wo sie vorgefunden wurden. Damit sich die Tiere zukünftig nicht unkontrolliert weiter vermehren, werden sie zuvor kastriert. Und das kostet Geld.

Streuende Katzen deutschlandweit ein Problem

Aber nicht nur für das Tierheim Wannigsmühle sind streunende Katzen ein Riesen-Problem, sagt Tanja Bassler aus Würzburg. Sie ist die Vorstandsvorsitzende des Tierschutzvereins "Hilfe für Katzen in Not". Rund 30 Katzen versorgt sie ehrenamtlich mit ihrem Mann in Würzburg. "Das Elend der Straßenkatzen ist dramatisch und zwar bundesweit", ergänzt Bassler.

Es betreffe nicht nur Tierheime, sondern sämtliche Tierschutzorganisationen. Viele haben immer mehr Schwierigkeiten, die ansteigende Zahl von Fundkatzen zu bewältigen. Die Situation verschärfe sich, da durch die Energiekrise und drohende Rezession die Spendengelder zurückgehen würden.

Katzen erzeugen sehr viele Nachkommen

Nach Basslers Einschätzung steige die Population der streunenden Katzen, da sich diese unkontrolliert vermehren. So sei ein Katzenpaar in der Lage, pro Jahr zwölf Junge zu bekommen. Diese könnten dann ebenfalls wieder für Nachwuchs sorgen. Laut Bassler verhungern viele dieser Tiere durch die hohe Population. Zudem verbreiten sich unter ihnen gefährliche Krankheiten wie zum Beispiel der Katzenschnupfen, an dem die Tiere qualvoll verenden.

Kastrations- und Kennzeichnungspflicht gefordert

Darum appelliert Bassler an die Herrchen und Frauchen von Freigänger-Katzen. Sie sollten ihre Tiere kastrieren lassen. Zudem wünscht sie sich, dass eine Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für freilaufende Katzen ins Leben gerufen wird. Die Kennzeichnung hätte den Vorteil, dass Fundkatzen unkompliziert an ihre Besitzerinnen und Besitzer zurückgegeben werden könnten. In Landkreisen einiger Bundesländer gibt es bereits eine solche Kastrations- und Kennzeichnungspflicht.

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