Die Alpenvereinssektion Berchtesgaden äußert harte Vorwürfe: Die Nationalparkverwaltung Berchtesgaden lasse Wege und Steige in ihrem Gebiet verkommen, obwohl sie laut Parkverordnung zum Erhalt verpflichtet wäre.
So sei etwa der Funtenseeweg, der vom Königssee zum Kärlingerhaus führt, in den vergangenen fünf Jahren in mehreren Abschnitten komplett verfallen. Stellenweise seien Wegpassagen zu einem Bachbett verkommen, kritisiert ein Alpenvereinssprecher. Die DAV-Sektion droht mit rechtlichen Schritten, falls der Nationalpark den Funtenseeweg sowie andere Wege im Berchtesgadener Talkessel weiterhin vernachlässige.
Nationalpark weist Vorwürfe zurück
In einer schriftlichen Stellungnahme entgegnet eine Sprecherin des Nationalparks, dass der Funtenseeweg laufend unterhalten werde und im derzeitigen Zustand einem Weg der roten DAV-Kategorie "mittelschwer" entspreche. Jedes Jahr würden 500.000 bis 600.000 Euro in die Erhaltung und Pflege der rund 260 Kilometer Wanderwege und Steige im Schutzgebiet investiert.
Der Funtenseeweg sei bis in die 1980er Jahre ein Weg gewesen, der zur Hüttenversorgung vom DAV mit einem Schmalspurschlepper befahren wurde. Heute setze der DAV dafür Hubschrauber ein. Die Sprecherin verweist auf ein Übereinkommen mit der DAV-Sektion, dass der Funtenseeweg nicht in befahrbarer Form, sondern als mittelschwerer, "roter" Steig erhalten wird.
DAV hält Zustand für gefährlich
Für den DAV darf ein solcher Steig aber nicht die Sicherheit von Bergsteigern gefährden, weil Rettungskräfte auf dem schlechten Untergrund nur schwer vorankommen würden. Bergsteiger könnten zudem lose Gesteinsbrocken im oberen Teil des Weges lostreten und nachkommende Wanderer tödlich verletzen.
Ein Sanierungskonzept, das der DAV vorgeschlagen hatte, wurde von der Nationalparkverwaltung offenbar mehrmals abgewiesen. Dem Alpenverein zufolge verstößt die Verwaltung damit gegen die Nationalparkverordnung, der zufolge offizielle Wege und Steige als Kulturgut gepflegt und gesichert werden müssen.
Nationalpark sieht keine vermehrten Rettungseinsätze
Die Sprecherin der Nationalparkverwaltung sagt, man habe aus Naturschutzgründen darauf verzichtet, den Funtenseeweg mit Baggern rückzubauen. Man habe vielmehr der Natur diese Aufgabe überlassen. Dass nach Starkregenereignissen Wasser über den Weg laufe, sei in alpinem Gelände völlig normal.
Der Nationalparkverwaltung seien zudem keine vermehrten Rettungseinsätze am Funtenseeweg aufgrund des vermeintlich schlechten Wegezustandes bekannt. Zu den Unfallschwerpunkten sei die Verwaltung regelmäßig im Austausch mit der Bergwacht.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!