In der Landeshauptstadt München gibt es heute erneut Einschränkungen bei U-Bahn, Bus und Tram. Bei den Bussen fährt ungefähr jeder zweite, hieß es. Nicht betroffen vom Warnstreik sind die S-Bahnen, die von der Deutschen Bahn betrieben werden, sowie Regionalbahnen und Regionalbusse. Die Münchner Verkehrsgesellschaft ruft dazu auf, U-Bahn, Bus und Tram zu meiden.
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S-Bahn-Stammstrecke in München zwischenzeitlich gesperrt
Am Morgen kam es in München zudem wegen eines Notarzteinsatzes auch zu einer Sperrung der S-Bahn-Stammstrecke zwischen Pasing und Ostbahnhof. Diese ist mittlerweile wieder aufgehoben. An den Gleisen beispielsweise am Ostbahnhof warteten bereits zahlreiche Menschen.
Schon gestern war der öffentliche Nahverkehr in München wegen des Warnstreiks weitgehend stillgelegt worden. U-Bahn und Tram gingen nicht in Betrieb, außerdem fuhr nur etwa jeder zweite Bus. In München gibt es auch Arbeitsniederlegungen bei der Müllabfuhr.
In Oberbayern ist auch Ingolstadt von den Streiks betroffen. Eine genaue Zahl der streikenden Busfahrer konnte im Vorfeld zwar nicht angegeben werden, Verdi ging aber davon aus, dass die Linien der Ingolstädter Verkehrsgesellschaft INVG in der Stadt und angrenzenden Gemeinden nicht bedient werden können.
Schwaben: Ausfall im ÖPNV
Auch in Augsburg wird der Nahverkehr bestreikt. Der Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund erwartet den ganzen Tag über einen großflächigen Ausfall der Stadtbus-Linien und der Straßenbahnlinien. Bis auf wenige Ausnahmen sind laut der Stadtwerke seit heute Morgen keine städtischen Nahverkehrsmittel im Einsatz. Am frühen Morgen starteten demnach statt rund 140 nur sechs Busse der Stadtwerke Augsburg.
Katharina Wagner, Verdi-Gewerkschaftssekretärin im Bereich ÖPNV, wiederum sprach von einer Streikbeteiligung von 100 Prozent, rund 270 Fahrer sind beim Warnstreik dabei. Die Auswirkungen auf den Verkehr in Augsburg sind dennoch überschaubar. Verdi hatte die Fahrgäste im Vorfeld auf den Streik vorbereitet, die meisten hatten sich darauf eingestellt. Aus Sicht von Wagner ist das aber kein Wehrmutstropfen. "Wir wollen natürlich einerseits, dass die Leute das merken, weil wir wollen, dass unser Streik bekannt ist, aber wir wollen die Fahrgäste nicht schädigen. Das ist nur unser einziger Hebel, wir können nun mal nur hier streiken."
Angesichts der ungewissen Streikbeteiligung konnte vorab kein Notfahrplan entwickelt werden, hieß es. Auch externe Busunternehmen kurzfristig einzusetzen, sei wegen der fehlenden technischen Ausrüstung der Busse und fehlender Schulungen des Personals nicht möglich. Im Einsatz sind Regionalbuslinien, die aus den Landkreisen in die Stadt fahren.
Kita-Streik in Augsburg
Auch auf die Kitas in Augsburg könnte der Warnstreik Auswirkungen haben, weil auch deren Beschäftigte zu spät oder gar nicht zur Arbeit kommen könnten. Die Kita-Leitungen versuchten eine weitestgehend vollumfängliche Betreuung zu gewährleisten, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Familien wurden aber gebeten, nach Möglichkeit ihr Kind zuhause selbst zu betreuen oder früher von der jeweiligen Einrichtung abzuholen.

Leerer Augsburger Königsplatz am Freitagmorgen
Niederbayern und Oberpfalz: Streik bei Bussen und Bädern
In Niederbayern und der Oberpfalz ist vom Streikaufruf vor allem Regensburg betroffen, wo die Beschäftigten des Stadtwerks in den Ausstand treten. So herrschte zum Beispiel am Busbahnhof am Morgen nicht so viel Trubel wie gewohnt. 120 Busse stehen wegen dem Verdi-Streik heute still und über 300 Leute befinden sich im Streik. Alexander Gröbner, Verdi-Bezirksgeschäftsführer, ist von der Teilnahme begeistert: "Die Leute zeigen heute, dass es uns wirklich ernst ist. Das ist der Anfang und wenn das Signal nicht ausreicht, dann werden wir eine Schippe drauflegen."
Konkret betroffen in Regensburg sind die Stadtbuslinien, die Altstadtbusse und auch die Campuslinien zur Universität und an die OTH. Nur die Regionalbuslinien, die aus dem Landkreis Regensburg in die Stadt fahren und meist von privaten Busunternehmen betrieben werden, sind unterwegs. Ansonsten griffen viele Busfahrende am Morgen auf das Taxi zurück. Ab Samstagnacht 0.30 Uhr sollen die Busse wieder wie gewohnt fahren. In der restlichen Oberpfalz und in Niederbayern fahren die Busse heute wie gewohnt.
Von der Gewerkschaft Verdi werden nur die kommunalen Betriebe bestreikt. So bleiben auch die städtischen Bäder in Regensburg geschlossen.
Unterfranken: Einschränkungen im Stadtbusverkehr in Schweinfurt
Schweinfurt ist offenbar die einzige Stadt in Unterfranken, die am Freitag von den Warnstreiks im öffentlichen Dienst betroffen ist. Die öffentlichen Nahverkehrsbetriebe werden bestreikt, so Marietta Eder, Bezirksgeschäftsführerin von Verdi-Schweinfurt, auf BR24-Anfrage. Das betrifft die Beschäftigten bei den Stadtwerken Schweinfurt im Verkehrsbetrieb. Alle nicht privaten Busse stehen still - das heißt, ein Großteil der Busse wird nicht fahren.
Keine Auswirkungen hat der Warnstreik auf Fahrten, die durch von den Stadtwerken Schweinfurt beauftragte ÖPNV-Dienstleister durchgeführt werden. Nicht betroffen sind zum Beispiel die Linien 25, 31 und 41 – sowie weitere Bus-Linien. Am Rossmarkt in Schweinfurt war morgens eine Kundgebung geplant. Der Streik sei für den ganzen Tag angesetzt, so Eder.
Mittelfranken: Stadtverkehr in mehreren Städten betroffen
In Mittelfranken sind laut einer Mitteilung der Gewerkschaft Verdi die VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg, die Infra Fürth Verkehr Service GmbH und die Erlanger Stadtwerke Stadtverkehr GmbH vom Warnstreik betroffen. U-Bahnen, Busse und Straßenbahnen fahren in Nürnberg nicht. Es wird kein Ersatzfahrplan angeboten. Das bestätigte auf BR-Anfrage Michael Batog, Verdi-Gewerkschaftssekretär im Bereich ÖPNV. Eine Umsetzung sei aus verschiedenen Gründen nicht realisierbar gewesen, hieß es schon im Vorfeld.
Einige Busse sind in Nürnberg dennoch zu sehen: Ein privates Verkehrsunternehmen fährt dabei Messebesucher zur IWA Outdoor Classics auf das Nürnberger Messegelände. Vormittags waren ein Demonstrationszug und am Ende eine Kundgebung am Kornmarkt geplant. Nicht betroffen vom Warnstreik sind der regionale Zugverkehr und die S-Bahnen.
In Erlangen stellen private Verkehrsunternehmen einzelne Fahrten im Stundentakt im Rahmen eines Notfahrplans sicher, bestätigte ein Sprecher der Stadtwerke auf BR-Anfrage. Zudem soll es einzelne Fahrten im Schulverkehr geben. Auch in Fürth werden einzelne Fahrten von Privatunternehmen übernommen.
Demo am Nürnberger Plärrer
Einschränkungen im Busverkehr in Oberfranken
In Oberfranken teilte das Landratsamt Bamberg mit, dass der Verkehrsbetrieb der Stadtwerke Bamberg bestreikt wird. Wie der stellvertretende Bezirksgeschäftsführer der Gewerkschaft Verdi, Dirk Schneider, auf Nachfrage des BR sagte, habe am Morgen kein einziger Stadtbus das Bamberger Depot verlassen. Lediglich einzelne private Busunternehmen hätten Linien aus dem Landkreis bedient und Passagiere in die Stadt gefahren. Die Verkehrssituation in Bamberg sei dennoch ruhig.
Auch in Bayreuth rechneten die Stadtwerke mit erheblichen Einschränkungen für die Fahrgäste. Wie Jessica Marcus, verantwortliche Gewerkschaftssekretärin bei Verdi Oberfranken-Ost, auf Nachfrage des BR sagte, fahre kein einziger Stadtbus in Bayreuth. Lediglich private Busunternehmen hätten Linien aus dem Landkreis bedient und Passagiere in die Stadt gefahren. Die Stadtwerke Bayreuth haben einen Notfallfahrplan auf ihrer Internetseite veröffentlicht. Die Bürger seien vorbereitet gewesen und hätten auch Erfahrung beim vergangenen Streik im ÖPNV am Dienstag gesammelt. Viele seien aufs Auto umgestiegen, zu Fuß gegangen oder hätten das Fahrrad genommen. Auf dem Bayreuther Ring war deutlich mehr Autoverkehr zu spüren.
Verdi will mit Streiks Forderungen bestärken
Bereits seit Wochen bekommen viele Bürger Warnstreiks im öffentlichen Dienst zu spüren. Verdi und der Beamtenbund dbb wollen damit ihre Forderungen in der laufenden Tarifrunde für die Kommunen und den Bund untermauern. Die Verhandlungen für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen hatten sich seit dem Start im Januar zäh gestaltet. Verdi und der Beamtenbund dbb fordern 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Bei der zweiten Verhandlungsrunde hatte es vergangene Woche trotz eines Angebots der Arbeitgeber noch keine Annäherung gegeben. Für Ende März ist die wohl entscheidende dritte Runde angesetzt.
"Fridays for Future" schließt sich an
Die Klimaschutzbewegung "Fridays for Future" (FFF) unterstützt die Warnstreiks im öffentlichen Dienst. An der heute in München geplanten Demonstration sollen auch Streikende teilnehmen. Die Organisation erwartet in München 4.000 bis 8.000 Teilnehmer. Deren Anreise dürfte dabei allerdings vom Warnstreik behindert werden. Am Nürnberger Kornmarkt kamen am Mittag nach Angaben von FFF rund 2.000 Menschen zusammen, um ihrem Unmut Luft zu machen.
Im Rahmen eines globalen Klimastreiks sind neben München und Nürnberg auch an gut 30 anderen Orten in Bayern Demonstrationen geplant - praktisch in allen größeren Städten wie Fürth, Erlangen, Regensburg, Augsburg, Würzburg, Ingolstadt, Bamberg oder Bayreuth.
Verdi-Vize weist Kritik an gemeinsamem Handeln mit Klimagruppe zurück
Die stellvertretende Verdi-Vorsitzende, Christine Behle, wies Kritik am gemeinsamen Vorgehen der Gewerkschaft mit der Klimabewegung "Fridays for Future" zurück. Die Klimaaktivisten setzten sich für eine Verkehrswende und eine bessere Finanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs ein, sagte Behle am Rande einer Streikkundgebung in Leipzig. Aus ihrer Sicht müssten sich die Verkehrsunternehmen eigentlich neben die Klimaaktivisten stellen. Der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Steffen Kampeter, hatte den Warnstreik parallel zum Klimastreik als "gefährliche Grenzüberschreitung" kritisiert.
Neue Warnstreiks in der kommenden Woche
Für den kommenden Montag kündigte Verdi neuerliche Warnstreiks an. Aufgerufen sind unter anderem die Belegschaften von Krankenhäusern und Stadtwerken, zum Teil auch Straßenreinigung oder Müllabfuhr. Das teilte der bayerische Verdi-Bezirksverband in München am Freitag mit. Zum Internationalen Frauentag am 8. März ruft Verdi dann zu Arbeitsniederlegungen in Kindertagesstätten und sozialen Einrichtungen auf. Darüber hinaus soll es bis zur dritten Verhandlungsrunde mit den Arbeitgebern Ende März weitere Warnstreiks geben, sagte der stellvertretende Landesbezirksleiter Sinan Öztürk.
Video: Wie ist die Lage in Bayerns Städten? Und warum wird eigentlich gestreikt? Das BR24live zum Nachschauen

Warnstreiks im Nahverkehr - München