109.000 Personen sind vergangenes Jahr an bayerischen Gerichten rechtskräftig verurteilt worden. Das sind weniger als in den Jahren zuvor. Zum Vergleich: 2020 waren es fast 117.000, 2019 rund 121.000. Frauen machen in der aktuellen Strafverfolgungsstatistik nur 17,2 Prozent der Straftäter aus. Der Großteil der Verurteilten ist männlich.
Was außerdem auffällt: Viele der Straftäter waren bereits vorbestraft (43,7 Prozent). Eine positive Entwicklung gibt es bei der Jugendkriminalität. Hier ging die Zahl um 12 Prozent zurück. Fast 42 Prozent der verurteilten Straftäter hatten keine deutsche Staatsangehörigkeit. Verstöße gegen das Asyl- und Aufenthaltsgesetz wurden bei dieser Zahl abgezogen.
Justizminister: "In Bayern lebt es sich sicher"
Bei vorsätzlichen Körperverletzungsdelikten geht die Zahl seit Jahren zurück: Wurden 2016 noch 11.304 Personen verurteilt, waren es 2021 nur noch rund 7.219. Justizminister Georg Eisenreich (CSU) hält den Freistaat für sicher. Das Risiko, Opfer einer schweren Straftat zu werden, sei gering. Justiz und Polizei verfolgten Straftäter konsequent und entschlossen.
Die meisten Verurteilten werden zu Geldstrafen verurteilt. Gefängnisstrafen ohne Bewährung sind dagegen selten (6 Prozent). Eisenreich sagt dazu: "Das bedeute, man muss schon wirklich was getan haben, um ins Gefängnis zu müssen." Die Zahlen bei Kapitaldelikten gingen vergangenes Jahr aber nach oben. Wegen vollendeten Mordes wurden 24 Täter verurteilt, das sind doppelt so viele wie 2020.
Mögliche Effekte der Pandemie
Traditionell haben Straftaten im Straßenverkehr den größten Anteil an der Kriminalität. 2021 gab es hier aber einen Rückgang der Verurteilten um 9,2 Prozent. Das könnten durchaus Folgen der Pandemie sein, so Eisenreich. Bei Verkehrsdelikten mit Trunkenheit war der Rückgang sogar noch größer. Auch verurteilten die Gerichte seltener Menschen wegen Diebstahl oder Wohnungseinbrüchen. Dafür nahmen Subventionsbetrüge zu.
Mehr Verurteilte wegen Kindesmissbrauchs
Einen Anstieg gab es bei den Verurteilungen von sexuellem Missbrauch (+ 6,2 Prozent) und der Verbreitung und dem Besitz von Kinderpornographie (+ 18 Prozent). Besonders Jugendliche machen sich immer häufiger strafbar, weil sie kinderpornografisches Material in Chats unbedacht teilen, so der bayerische Justizminister. Er appelliert, die Polizei zu informieren, sobald man kinderpornografisches Material auf dem Handy hat. Um hier aufzuklären, hatte das Justizministerium bereits 2021 eine Kampagne gestartet.
Kaum Handhabe gegen Menschenhändler
Im Bereich Zwangsprostitution, Zuhälterei und Menschhandel bleibt die Zahl der Verurteilungen auf niedrigem Niveau mit insgesamt 12 Fällen. Das liegt laut Eisenreich aber nicht daran, weil es diese Kriminalität kaum gibt, sondern weil die Strafvorschriften nicht praxistauglich sind und dringend reformiert werden müssen. Bayern und Niedersachsen hätten den Bund bereits zu einer Reform aufgefordert.
Nachbesserungen auch beim Kampf gegen Cyberstraftaten gefordert
Ähnlich sieht es bei Cyberstraftaten (Computersabotage, Datenveränderung, Abfangen und Ausspähen von Daten) aus. Hier wurden 2021 nur 15 Personen verurteilt. Laut Eisenreich hängt das Strafrecht in diesem Bereich noch in den 1980er Jahren. Es müsse endlich mit der Digitalisierung Schritt halten. "Zum einen müssen die Strafrahmen der Grundtatbestände angehoben und an die Strafen der analogen Welt angepasst werden. Zum anderen muss das besondere Unrecht bei Angriffen auf kritische Infrastrukturen besonders geahndet werden," so der Justizminister. Bayern habe dazu Reformvorschläge vorgelegt.
Es gibt immer mehr Delikte im Internet - das belegt die bayerische Strafverfolgungs-Statistik.
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