Ein Kind sitzt auf einer Treppe.
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In einem Haus der Geschwister Gummi Stiftung in Mainleus finden traumatisierte Kinder ein neues Zuhause. (Symbolbild)

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Sternstunden: Traumatisierten Kindern ein Zuhause geben

Seit über 160 Jahren kümmert sich die Geschwister Gummi Stiftung in Kulmbach um das Wohl von Kindern und Familien. Kinder mit schweren Traumata finden hier ein Zuhause. Sternstunden unterstützt ein neues Projekt der Stiftung.

"Schau mal, was in meinem Adventskalender war! Ein Buchstabe als Schlüsselanhänger, der glitzert!" Bei Erzieherin Lisa Stark steht ein kleines Mädchen mit strahlenden Augen. Der Adventskalender ist ein großer Holzzug, der im Gemeinschaftsraum steht. Was wie eine Szene in einem Kindergarten wirkt, ist alles anders als alltäglich. Die Kinder, die hier sind, leben hier, weil sie aktuell nicht in ihren Familien bleiben können.

Emotionale und körperliche Vernachlässigung

Körperliche und sexuelle Gewalt, aber auch Vernachlässigung: Das alles sind Gründe, warum die Kinder in den unterschiedlichen Wohngruppen der Geschwister Gummi Stiftung in Kulmbach sind. "Wir haben Kinder mit emotionaler Vernachlässigung, die einfach nicht gesehen werden zu Hause, sich immer klein machen müssen", sagt Edeltraud Dahlhoff. Sie ist die Leiterin des Fachbereichs "Familie und Erziehung". Dazu kommen Kinder, deren Eltern immer wieder übergriffig werden. Teils auch unbewusst, weil sie selbst mit psychischen Problemen zu kämpfen haben. "Die Kinder werden geschlagen, oder in ganz extremen Fällen wie ein Tier gehalten", so Dahlhoff. Neben den körperlichen Vernachlässigungen haben viele der Kinder aus den Wohngruppen sexuelle Gewalt erlebt.

Hilfe in unterschiedlichen Lebenssituationen

Vor 160 Jahren wurde die Geschwister Gummi Stiftung in Kulmbach gegründet, damit Waisenkinder versorgt werden können. Heute ist die Stiftung ein führender Kinder- und Jugendhilfeträger in Nordbayern mit vielen Angeboten wie sozial-, heil- und traumapädagogischen Wohngruppen, mobilen Hilfen, Jugendsozialarbeit, Familientreff und Beratung, Schülerhort und vielem mehr. Ein Schwerpunkt der Hilfsangebote liegt dabei auch in der Zusammenarbeit mit den Eltern. Damit sie wieder lernen, Verantwortung für ihre Kinder zu übernehmen, so Edeltraud Dahlhoff. Insgesamt acht Gruppen mit 64 Plätzen gibt es derzeit bei der Stiftung. Und der Bedarf ist groß, das Kinderhaus ist durchgehend belegt. In den vergangenen Jahren ist aber das Thema, wie es mit den Kindern nach dem Kinderhaus weitergeht, immer mehr in den Fokus gerückt. Die Kinder wechseln in der Regel nach zwei bis drei Jahren in eine heilpädagogische Wohngruppe.

Intensiverer Betreuung notwendig

Einige der Kinder brauchen aber weiter eine intensiviere Begleitung, die Traumata sitzen zu tief und benötigen mehr Zeit zur Bewältigung. Vor allem sind es Kinder und Jugendliche, die mit eigenen Gefühlen nicht umgehen können. "Sie wissen nicht, was Freude, was Traurigkeit ist – sie haben auch kein Gefühl für Schmerz. Sie müssen lernen, was eine angemessene Nähe und Distanz ist", so Edeltraud Dahlhoff. Die Stiftung möchte daher für diese Kinder ab dem zehnten Lebensjahr eine entsprechende Wohnmöglichkeit sowie eine Hilfe bis zur Volljährigkeit anbieten. Ein Projekt, dass "Sternstunden – Wir helfen Kindern, eine Benefizaktion mit dem Bayerischen Rundfunk" mit 1,5 Millionen Euro unterstützt.

Sternstunden ermöglicht Immobilienkauf

Die Stiftung hat in Mainleus, im Landkreis Kulmbach, ein älteres Haus gekauft. Das muss jetzt saniert werden. "Dafür brauchen wir Sternstunden, alleine könnten wir es nicht finanzieren", so Dahlhoff. Das Haus braucht neue Fenster, muss mit acht Einzelzimmern samt eigenem Bad ausgestattet werden und braucht eine große Küche – wo alle gemeinsam kochen können. Dazu wird ein großer Garten angelegt, bei dem die Jugendlichen auch lernen, selbst Dinge anzupflanzen. Im Haus braucht es breite Gänge und stabile Materialen wie Holz und Stein.

"Wir versuchen, die Kinder zu begleiten, dass sie zu ihrem eigentlichen 'Ich' finden, dass sie wissen, dass sie etwas bewirken können, dass sie eigenständig sind und nicht der Situation von anderen ausgesetzt sind." Edeltraud Dahlhoff, Geschwister Gummi Stiftung

Mit den Umbauarbeiten kann nun begonnen werden, damit im Sommer 2024 ein neues zu Hause für die Kinder entstehen kann, die es dringend brauchen.

Ein Schild mit der Aufschrift "Zentrum für Familie und Erziehung" vor einem Haus mit gelber Fassade.
Bildrechte: BR/Kristina Kreutzer

Kinder mit schweren Traumata finden in Mainleus ein Zuhause. Sternstunden unterstützt sie.

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