Das Therapiezentrum im Würzburger Heuchelhof
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Das Therapiezentrum im Würzburger Heuchelhof

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Sternstunden: Das Therapiezentrum am Würzburger Heuchelhof

Thilo Richter genießt seit zwei Wochen sein Zimmer im zweiten Stock des neuen Wohn- und Therapiezentrums am Würzburger Heuchelhof. Hier werden Menschen mit Behinderung betreut und gefördert. Lange gab es für junge Erwachsene wie Thilo keinen Platz.

Das Förderzentrum für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung in Würzburg nimmt Kinder ab drei Jahren auf. Derzeit besuchen 270 Kinder und Jugendliche die pädagogischen Einrichtungen vor Ort, 70 von ihnen wohnen im Internat neben dem Hauptgebäude. Auch Thilo Richter hat seine gesamte Schullaufbahn dort verbracht. Doch nach dem Abschluss gab es für die Absolventen bis vor Kurzem keinen Wohnraum mehr. Sie mussten die Einrichtung verlassen und in Pflegewohnheime wechseln. Dieser Wechsel war eine besondere Belastung für die Eltern, die neben der Suche nach einer geeigneten Wohnform und guter Betreuung auch eine ganz neue Infrastruktur für ihre erwachsenen Kinder schaffen mussten. Mit der Finanzspritze der Sternstunden konnte den betroffenen Familien geholfen werden.

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Seit April werden die ersten Räume genutzt

2020 fiel der Startschuss für ein modernes Wohn- und Therapiezentrum, in dem 24 junge Erwachsene leben und betreut werden können. Direktorin Karin Baumgärtner ist dankbar für diese Möglichkeit. Seit 1976 konnte die Einrichtung keine Sanierungen und Umbaumaßnahmen finanzieren. "Viele Eltern wollen, dass ihre Kinder nicht in einer Pflegeeinrichtung sind, sondern in einer Einrichtung der Eingliederungshilfe. Und die Spende der Sternstunden war der Startpunkt, warum wir das Projekt überhaupt realisieren konnten. Wir müssen Eigenmittel einbringen für so einen Bau und ohne Sternstunden wäre das nicht gelungen." Zwölf Millionen Euro hat der Neubau gekostet. Eine Million Euro kam von den Sternstunden. Trotz der Corona-Pandemie und Lieferschwierigkeiten konnten sowohl der Finanzierungsplan als auch die Bauzeit von zwei Jahren eingehalten werden. Im April 2022 konnten bereits die ersten Räume genutzt werden.

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Thilo Richter in seinem Zimmer

Gertud Zürrlein von der Stiftung Wohnstätten hat das Bauprojekt mit betreut. Sie ist selbst Mutter einer schwerst-mehrfachbehinderten Tochter und weiß um die Wichtigkeit dieses neuen Wohn- und Betreuungsangebots. "Das ist für Eltern eine enorme Entlastung von der täglichen Pflege, gerade wenn ihre Kinder erwachsen werden und sie selbst älter werden und die Pflege an der ein oder anderen Stelle nicht mehr sicherstellen können." Thilo Richter liebt die Werkstatt im Untergeschoß des Neubaus. Sie ist hell und geräumig. Heute werden Weihnachtssterne ausgesägt. Heilerziehungspfleger Manuel Margraf leitet die Gruppe. "Es ist total spannend das zu erleben, wie so ein großes Haus startet. Im Moment hat es natürlich auch ganz viele Hürden, die zu nehmen sind. Lauter neue Bewohner, die Teams in den Gruppen finden sich neu. Ja, es ist einfach eine einzige Neuentstehung hier."

Verein wurde von betroffenen Eltern gegründet

Der Verein für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung e.V. im Würzburger Stadtteil Heuchelhof wurde im Herbst 1969 auf Initiative betroffener Eltern als Selbsthilfeorganisation gegründet. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es im Regierungsbezirk Unterfranken keinen speziellen Kindergarten und keine Schulmöglichkeit für schwer körperbehinderte Kinder und Jugendliche.

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Therapiegebäude ZfK Würzburg

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