Schweine fressen Grünfutter
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Schweine fressen Grünfutter

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Statt Kraftfutter: Bioschweine mögen es grün

Die Schweinezüchter-Familie May geht andere Wege als die meisten. Die Tiere auf ihrem Hof fressen nicht nur das übliche Kraftfutter aus Getreide und Soja, sondern auch reichlich Heu und Silage – wie Kühe. Und es funktioniert offenbar.

Schweinebauer Christian May gabelt Heu und Silage - wie ein Kuhbauer - in die Tröge seiner 400 Schweine im unterfränkischen Junkershausen im Landkreis Rhön-Grabfeld. Mays Motto: Weniger Getreide-Kraftfutter, mehr faserhaltiges Raufutter. Der Agraringenieur füttert damit anders als üblich.

Schweinehalter mähen normalerweise keine Wiesen, nutzen weder Klee noch Luzerne als Futter für ihre Tiere. Schweinemast ist in der Regel Mast mit Kraftfutter. In konventionellen Ställen wird nahezu ausschließlich mit Getreide und Soja gemästet. Meist kommt das eiweißreiche Soja aus Übersee. Moderne Schweinezucht ist auf schnelles Wachstum mit viel Kraftfutter ausgelegt.

Außergewöhnliche Fütterungsmethode

Die Mays machen das ganz anders: Sie setzten auf Kreuzungen mit älteren Rassen wie Duroc und Schwäbisch-Hällische. Die wachsen langsamer, neigen aber zur Verfettung. Genau das können diese Biobauern durch Grünfutter verhindern. Schaut man den Schweinen beim Fressen zu, wenn Senior-Landwirt Dietmar May morgens und abends konserviertes Grünfutter, also Silage, in die Tröge wirft, wird jedem Laien klar: Schweine mögen's grün.

Auch wenn Schweine - anders als Rinder - gar keinen Pansen für gute Pflanzenverdauung haben, beweisen die Mays: Diese außergewöhnliche Fütterungsmethode funktioniert im Schnitt mit halb Kraftfutter halb Raufutter, also etwa wie bei Hochleistungskühen.

23 Euro für das Kilo Bio-Schweinekotelett

Den Schweinen schmeckt das Grünfutter, den Menschen schmeckt deren Fleisch. Ein Kilo Schweinekotelett verkauft Rebekka May im Hofladen für 23 Euro. Aber ihr 2018 äußerst aufwändig und tierfreundlich gebauter Stall kostet sie sehr viel Handarbeit und Zeit, und dazu kommt die außergewöhnliche Fütterung.

Ein neu gebauter Stall und Schulden - der Familie brächte eine schnellere Mast mit Kraftfutter schneller Geld. Aber die Mays wollen besondere Qualität bieten. Kunden, die ihr Fleisch schätzen und bezahlen, finden sie vor allem in größeren Städten und dort besonders in der gehobenen Gastronomie. Langsam wächst auch die Zahl der Stammkunden aus der Region.

Den Schweinen tut es gut, dem Boden auch

Christian May geht mit seinem Vater über einen abgeernteten Kleeacker. Er sticht mit dem Spaten einen Erdwürfel aus dem Acker, zeigt auf die Wurzeln der Pflanzen, deutet auf einen Regenwurm. Klee und Luzerne holen kostenlos Stickstoff aus der Luft in den Boden. Über ihre feinen Wurzelfäden fördern sie das Bodenleben, die Mikroorganismen und den Humusaufbau.

Kein schnelles Geld, aber langfristig gute Erträge. Christian May erklärt: "Wir füttern damit auch die Regenwürmer unserer Äcker, unserer Böden, indem wir die Luzerne und den Klee oberirdisch für unsere Schweine nutzen und unterirdisch für unsere wichtigsten Mitarbeiter, die Regenwürmer. Und damit schließt sich der Kreislauf. Der Acker und der Stall hängen zusammen."

Bio-Schweinefleisch braucht Kunden, die es wertschätzen

Eigenwillige Bauern – mutige Unternehmer, denn sie leben von ihrem Biohof mit insgesamt "nur" 400 Schweinen. Damit liegen sie weit unter dem Schnitt konventioneller Schweinebetriebe und gelten auch in der Bio-Landwirtschaft nicht als "groß". Wer aufwändig wie sie Fleisch erzeugt, braucht Menschen, die dafür entsprechend bezahlen. Christians Frau Rebekka kümmert sich ums Verkaufen - auch online - und um die Werbung über soziale Medien. Gerade die Rückmeldung von dort macht ihr Mut: "Wir haben uns für diesen Weg entschieden, wir ziehen das auch durch."

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Ehrung: Familie May gehört zu den Preisträgern des Bundeswettbewerbs "Landwirtschaftliches Bauen 2022"

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