Hochspannungsleitungen (Symbolbild)
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Die Stromlieferverträge einiger Kommunen laufen zum Jahresende aus. Viele rechnen nun mit enormen Mehrkosten.

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Städte kämpfen mit steigenden Strompreisen

Die Stromlieferverträge einiger Kommunen laufen zum Jahresende aus. Viele rechnen nun mit enormen Mehrkosten. Auch die Stadt Parsberg (Lkr. Neumarkt i.d. Oberpfalz) hat darüber nun im Stadtrat beraten.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Die Stadt Parsberg im Landkreis Neumarkt ist eine von vielen Kommunen, in denen die Stromlieferverträge für Straßenbeleuchtung oder Kläranlage zum Jahresende auslaufen. Die Strombündelausschreibung des Bayerischen Gemeindetages brachte dieses Mal nicht die gewünschten Angebote. Lediglich das Angebot für die Straßenbeleuchtung sei rechtlich bindend, erklärte Bürgermeister Josef Bauer am Donnerstagabend im Stadtrat. "Das tut uns schon weh, denn wir liegen da in einem Bereich von einem Arbeitspreis von 73 Cent pro Kilowattstunde.“

Angebote über Spotmarkt einholen

Darum ermächtigte der Stadtrat in seiner Sitzung den Bürgermeister dazu, Stromlieferverträge abzuschließen. Das gibt der Stadt die Möglichkeit, Angebote auf dem sogenannten Spotmarkt einzuholen. Diese sind oft allerdings nur wenige Stunden gültig und eine Vergabe in einer Stadtratssitzung ist daher nicht möglich. Trotz der schwierigen Situation derzeit rechnet Bauer mit einem günstigen Angebot für seine Kommune. Allerdings behält er sich vor, Lieferverträge vorerst mit einer Laufzeit von einem Jahr abzuschließen. Das gebe der Stadt die nötige Planungssicherheit, gleichzeitig hoffe man dann auf niedrigere Strompreise.

Planungssicherheit für Dietfurt

Anders sieht es in Dietfurt a.d. Altmühl (Lkr. Neumarkt i.d. Oberpfalz) aus. Die Stadt ist komplett aus der Strombündelausschreibung des Bayerischen Gemeindetages herausgefallen. Sie musste sich nun selbst um Angebote kümmern. Bis Donnerstag herrschte hier noch keine Klarheit, zu welchem Tarif die Stadt ab Januar Strom bezieht. Dann entschied sich Bürgermeister Bernd Mayr (FW) gemeinsam mit seinen Stellvertretern und den Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat kurzfristig ein Angebot der Stadtwerke Neumarkt anzunehmen. Ansonsten wäre die Kommune ab Januar vielleicht in eine Ersatzversorgung gerutscht. "Da wäre der Preis momentan bei 85 Cent pro Kilowattstunde. Das ist keine Alternative für uns", sagt Bürgermeister Bernd Mayr. Das Angebot der Stadtwerke liege bei um die 40 Cent. Für 2023 bedeutet das für Dietfurt voraussichtliche Mehrkosten von 300.000 Euro.

"Wir können derzeit nur Kaffeesatz lesen."

Auch Hohenfels hat über die Bündelausschreibung des Bayerischen Gemeindetages kein Angebot bekommen. Die Marktgemeinde muss sich nun ebenfalls selbst um einen Stromversorger kümmern. Unklar sei aber, ob passende Angebote kommen. "Bisher waren sie immer zu hoch", sagt Bürgermeister Christian Graf auf BR-Anfrage. Graf hat sich ebenfalls die Zustimmung seiner Räte eingeholt, sich eigenhändig für einen Stromvertrag entscheiden zu dürfen.

Sollte bis Ende Dezember kein passendes Angebot gefunden werden, könnte die Gemeinde in die Ersatzversorgung rutschen. Das wäre ein einmaliger Vorgang, bei dem die Erfahrung fehle. "Wir können derzeit nur Kaffeesatz lesen." Ausschließen würde er derzeit aber nichts.

Lichter werden nicht ausgehen

"Wir gehen davon aus, dass dieser Fall bei den Kommunen nicht eintrifft", sagte Stefan Graf, Energieexperte des Bayerischen Gemeindetages, auf BR-Anfrage. Der Bayerische Gemeindetag rate seinen Mitgliedern auch von diesem Weg ab, weil sie so die Hoheit über Preise abgeben würden. Allerdings: Selbst Kommunen, die sich an der Bündelausschreibung beteiligt haben, müssten mit einer Verdreifachung der Kosten beim Bruttostrompreis rechnen.

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Kommt die Strompreisbremse für Kommunen?

Bei allen Beteiligten waren die Hoffnungen groß, dass das Bundeskabinett am Freitag über die Strompreisbremse entscheidet und diese auch bei Kommunen angewendet wird. Sie würde den Strompreis auf 40 Cent deckeln. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) kündigte diese Woche allerdings an, dass die Entscheidung nicht wie geplant am Freitag fällt. Die Umsetzung sei anspruchsvoll und einige Fragen seien noch ungeklärt.

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