Mitten in der Stadt die Donau oder die Vögel in den Bäumen erleben - das geht in Ingolstadt gut. Im Rahmen des europäischen Projekts "Blaue und grüne Infrastruktur für nachhaltige Städte", kurz "Blue Green City" hat die oberbayerische Kommune einen Aktionsplan entworfen. Er nennt sich "Stadtpark Donau" und verfolgt das Ziel, blaue und grüne Infrastruktur, also Ökosysteme zu Wasser und zu Land, so zu gestalten, dass sie das Wohlbefinden der Bürger und den Klimaschutz gleichermaßen verbessern.
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Lösungsansätze aus sieben europäischen Ländern
Im Rahmen des EU-Projekts "Blue Green City" hat Ingolstadt drei Jahre lang mit Städten und Regionen aus sieben Ländern zusammengearbeitet und fast monatlich Ideen und Fortschritte ausgetauscht. Am Dienstag ab 9 Uhr treffen sich die Projektpartner im Ingolstädter Gründerzentrum und zeitgleich auch digital zu ihrer internationalen Abschluss-Konferenz. Sie präsentieren dabei ihre jeweiligen Aktionspläne, die sie in den vergangenen Jahren erarbeitet haben.
Gefördert wird das Projekt von der Europäischen Union mit insgesamt gut 1,3 Millionen Euro. Für Deutschland beteiligt sich die Stadt Ingolstadt und erhält dafür 160.000 Euro. Die anderen Projektpartner kommen aus Frankreich, Italien, Irland, Rumänien, Kroatien, Schweden und Großbritannien. Auch wenn das EU-Projekt "Blue Green City" im kommenden Januar offiziell endet, wollen die Kommunen und Regionen ihre Aktionspläne weiterhin umsetzen.
"Stadtpark Donau" will Mensch und Tier zusammendenken
Ingolstadt nennt seinen Aktionsplan "Stadtpark Donau". Damit verfolgt die Stadt den Ansatz, den Fluss für die Bürger besser zugänglich zu machen und außerdem sein Potenzial für den Klimaschutz zu heben. Ein Augenmerk liegt dabei auch darauf, den Lebensraum von wildlebenden Tieren durch neue Eingriffe möglichst wenig zu beeinträchtigen. Nach Einschätzung von Projektleiter Thomas Schneider gelingt das gut, zum Beispiel in direkter Nähe zur Altstadt am südlichen Donau-Ufer an der Adenauer-Brücke.
Platz am Donauufer für Menschen und Tiere
Dort hat die Stadt drei parallel zur Donau verlaufende Sitzstufen in die Ufer-Böschung integriert und dazu einen Aussichts-Balkon direkt am Wasser angelegt, ohne den alten Baumbestand zu schmälern. Von der dort angewandten wurzelschonenden Bauweise profitieren laut Schneider alle: die Menschen, weil sie an heißen Tagen Schatten finden, und die Vögel, Fledermäuse und Eichhörnchen, die ihren Lebensraum in den Baumkronen behalten.
Ingolstadts Projektleiter Thomas Schneider erklärt es so: "Beim Stadtpark Donau geht es darum, dass die Donau und ihre Ufer sowohl ökologisch als auch für den Menschen aufgewertet werden. Also die Nutzung soll verbessert werden, dass man an die Donau hinkommt, dass die Donau wieder richtig integriert wird."
Die Rettung des gesamten Baumbestands, der dort gestanden hat, stellt erstens sicher, dass die ökologische Durchgängigkeit entlang der Donau erhalten bleibt und zweitens, dass beschattete Plätze vorhanden sind, die in Zeiten des Klimawandels, der heißen Sommer, für die Erholung extrem wichtig sind.
Flachwasserzonen für Fischbrut und Naturfreunde
Im Rahmen des Aktionsplans soll demnächst zudem am Nordufer der Donau an der Schloßlände eine begrünte Meile entstehen. Zwischen der Glacisbrücke und der Staustufe renaturiert das Ingolstädter Wasserwirtschaftsamt im kommenden Winter den alten Treidelweg. Dann wird dort das Ufer abgeflacht und der Fluss für die Menschen zugänglich. Gleichzeitig werden die geplanten Flachwasserzonen für die Fischbrut neuen Lebensraum bieten.
Projektpartner übernehmen Ideen voneinander
Das Ingolstädter Konzept, die Bedürfnisse der wildlebenden Tiere vermehrt zu berücksichtigen, stößt bei den Projektpartnern in Irland und Frankreich auf großes Interesse. In Ingolstadt profitiert Projektleiter Schneider von einer Studie des französischen Projektpartners in Nizza, die sich mit dem Einfluss von neuen Lichtquellen auf Fledermäuse beschäftigt hat. Diese Erkenntnisse wird Ingolstadt künftig berücksichtigen. Die Kommune entscheidet, ob und wo in städtischen Grünflächen neue Lampen installiert werden sollen. Und andersherum sollen auch andere Regionen europaweit von den Erfahrungen aus Ingolstadt profitieren.
Link für alle Interessierten zur Abschlusskonferenz
Die Abschlusskonferenz am Dienstag findet gleichzeitig analog und digital statt. Um den Link freizuschalten, genügt eine formlose E-Mail an stabsstelle.klima@ingolstadt.de. Bei der Abschlusskonferenz werden die Teilnehmer auch darüber reden, ob und wie sie künftig weiter zusammenarbeiten wollen. Schön wäre es, wenn sich die Projektpartner besuchen könnten, um die Umsetzung ihrer Aktionspläne in Natura zu erleben, findet Ingolstadts Projektleiter Schneider. In den Coronajahren fand der Austausch schließlich fast nur digital statt.
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