Daniele Ganser
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Die Stadt Nürnberg hat den Auftritt des umstrittenen Historikers Daniele Ganser abgesagt.

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Stadt Nürnberg sagt Auftritt von Daniele Ganser ab

Der Schweizer Historiker Daniele Ganser gilt als Verbreiter von Verschwörungstheorien. Am 10. Mai hätte er in der Meistersingerhalle auftreten sollen – das sorgte für viel Kritik. Nun hat die Stadt Nürnberg die Reißleine gezogen.

Der umstrittene Schweizer Historiker und Publizist Daniele Ganser darf im Mai doch nicht in der Nürnberger Meistersingerhalle auftreten. Wie der Sprecher der Stadt, Andreas Franke, sagte, hat Oberbürgermeister Marcus König (CSU) entschieden, dass der Vertrag mit der Agentur von Daniele Ganser gekündigt wird. Ob rechtliche Schritte seitens der Agentur oder von Ganser zu erwarten sind, dazu könne er nichts sagen. Es sei eine klare Ansage der Stadt, dass man sich nicht gemein mache mit Verschwörungstheorien.

Ganser soll Verschwörungen verbreiten

Ganser wird vorgeworfen, geopolitische Verschwörungstheorien zu verbreiten. Unter anderem soll er hinter dem Terroranschlag vom 11. September die USA selbst als Drahtzieher vermuten. Am 10. Mai 2023 wollte er in der Nürnberger Meistersingerhalle einen Vortrag mit dem Titel "Warum ist der Ukraine-Krieg ausgebrochen?" halten.

Antisemitimusbeauftragter Spaenle: Ganser "ist ein Agitator"

Daran gab es viel Kritik, unter anderem vom Bayerischen Antisemitismusbeauftragten Ludwig Spaenle (CSU), der dem BR sagte: "Herr Ganser nennt sich Publizist und Historiker, aber er ist ein Agitator, der im Dunstfeld der gängigen Verschwörungstheorien agiert, im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg eine einseitige Russland-blinde Form der Argumentation findet und sich in rechtslastigen bis rechtsextremen Kreisen bewegt".

Positive Reaktionen zur Absage

Die Absage wurde von verschiedenen Seiten begrüßt. Stephan Doll, Vorsitzender der Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion, sagte, das sei das richtige Signal für die Demokratie und die Menschenrechte.

Auch der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg, Jo-Achim Hamburger sagte, er sei positiv überrascht, dass dies rechtlich möglich sei. Der Ort, die Meistersingerhalle und deren Nähe zum ehemaligen NS-Reichsparteitagsgelände habe sicherlich dazu beigetragen, dass die Stadt gesagt habe, ein solcher Auftritt sei ein "No-Go" in Nürnberg.

Neue Richtlinien für Nutzung des Reichsparteitagsgeländes

Der Sprecher der Stadt, Andreas Franke, kündigte an, dass der Oberbürgermeister zudem einen Entwurf für eine Satzung für das Reichsparteitagsgelände entwickeln werde, um im Stadtrat Rahmenrichtlinien festzulegen, was grundsätzlich auf dem historisch belasteten Gelände stattfinden kann und was nicht.

Bereits Anfang des Jahres hatte es Diskussionen um den Auftritt der US-Band Pantera bei Rock im Park gegeben, weil deren Sänger sich in der Vergangenheit rassistisch geäußert und einen Hitlergruß gezeigt haben soll. Der Auftritt der Band wurde inzwischen vom Veranstalter abgesagt.

Weitere Auftritte von Ganser in Bayern geplant

Im Mai und Juni dieses Jahres sind weitere Auftritte von Daniele Ganser in Bayern geplant – in München am 11. Mai und in Bad Aibling am 25. Juni. Zu der Frage, ob diese auch abgesagt werden sollten, sagte Spaenle, es stehe ihm nicht zu, den Veranstaltern etwas vorzuschreiben. Er könne nur warnen vor der geistigen Haltung Gansers: "Man muss wissen, mit wem man umgeht, wenn man so einen Termin vereinbart".

Eigentlich sollte der umstrittene Historiker Daniele Ganser am 10. Mai mit seinem Programm "Warum ist in der Ukraine der Krieg ausgebrochen?" auftreten. Juristisch wurde dem nun aber ein Riegel vorgeschoben – zur Freude vieler Bürger.
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Daniele Ganser darf nicht auftreten

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