Im Zuge der Affäre um das Klinikum Ingolstadt hatte die Anklagebehörde gut ein Jahr lang gegen den CSU-Politiker ermittelt. Insgesamt gibt es in dem Klinikum-Skandal um Vetternwirtschaft gut ein Dutzend Beschuldigte. Die Staatsanwaltschaft startete ihre Ermittlungen gegen den ehemaligen Rathauschef Ende 2016 - zuerst wegen Bestechlichkeit, später zusätzlich wegen Vorteilsannahme.
Verdächtige Immobiliengeschäfte
Dabei ging es im Wesentlichen um zwei Immobilien-Geschäfte des Ex-OBs, die beide 2012 stattfanden. Im Zusammenhang mit dem Kauf einer neugebauten Luxuswohnung im Stadtzentrum ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen Lehmann wegen Bestechlichkeit. Diese von Lehmann erworbene Wohnung liegt auf dem Gelände des Alten Krankenhauses, das dem Klinikum gehörte. Dieses wertvolle Grundstück hatte die städtische Tochter während der Amtszeit Lehmanns an einen Bauträger verkauft.
Auch gegen den Geschäftsführer dieses Bauträges wird ermittelt - wegen Bestechung. Im Frühjahr 2017 hatte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen Lehmann ausgeweitet: Wegen des Verdachts auf Vorteilsannahme nahm sie Lehmanns Kauf von Studentenwohnungen auf dem ehemaligen Gelände der Pionierkaserne unter die Lupe.
2017 Razzia in der Privatwohnung von Alfred Lehmann
Auf dieses Immobiliengeschäft war die Behörde erst im März 2017 durch eine Razzia in Lehmanns Privatwohnung aufmerksam geworden. Die Staatsanwaltschaft stellte dabei Unterlagen sicher und sprach von einem "Domino-Effekt der Verdachtsmomente". Den Verkauf der Flächen auf dem Kasernengelände hat die städtische Industriefördergesellschaft IFG abgewickelt. Damit war Lehmann möglicherweise auf beiden Seiten des Immobilien-Deals, denn der damalige Oberbürgermeister war auch Verwaltungsratsvorsitzender der IFG.