Die Bänke im Würzburger Kiliansdom waren am Freitagnachmittag voll besetzt. Vor dem Altar war der Sarg aufgebahrt, links daneben stand ein großes Foto von der Frau, von der sich so viele Menschen verabschiedet haben. Nach einem Requiem und zahlreichen Reden mit vielen persönlichen Geschichten ist der Trauerstaatsakt zu Ehren von Barbara Stamm zu Ende gegangen. Bayern hat sich von einer seiner beliebtesten und angesehensten Politikerinnen verabschiedet. Die CSU-Politikerin, frühere Ministerin und Landtagspräsidentin war vergangene Woche im Alter von 77 Jahren gestorben.

Requiem für Barbara Stamm im Würzburger Kiliansdom
Bewegende Rede von Claudia Stamm
Besonders bewegend war die Rede von Claudia Stamm, der Tochter der ehemaligen Landtagspräsidentin. Noch am Sterbebett habe ihre Mutter der Pflegerin für deren Einsatz gedankt und sich entschuldigt, politisch nicht mehr für die Pflege getan zu haben. "Wir, die Familie, finden, sie hat den Titel verdient: Die Präsidentin der Herzen", sagte Claudia Stamm. Ihre Mutter stand als erste Frau an der Spitze des bayerischen Parlaments.
Söder: "Mutter Bayerns"
Zum Staatsakt waren viele politische Wegbegleiter angereist. Darunter auch Ministerpräsident Markus Söder, der Stamm in seiner Rede als "Mutter Bayerns" und "Seele Frankens" bezeichnete. Er würdigte ihr soziales Engagement, aber auch ihren Einsatz für staatliche Investitionen in ganz Bayern. Mit Hartnäckigkeit und Durchhaltevermögen habe sie immer wieder für Mehrheiten gesorgt. Der größte Fehler, den man habe machen können, war, sie zu unterschätzen.
Stamm als "bayerische Löwin"
Stamms Nachfolgerin, die amtierende Landtagspräsidenten Ilse Aigner, nannte Barbara Stamm eine "bayerische Löwin" mit viel Kampfkraft. "Sie ließ sich nicht unterkriegen, sie kämpfte – lange gegen ihre Krankheit und noch viel länger für andere Menschen", sagte Aigner. In Ihrer Rede ging die Landtagspräsidentin auch auf die schwierige Kindheit der Verstorbenen ein und würdigte ihren Aufstieg zur stark sozial engagierten Politikerin.
Würzburger Bischof würdigt Engagement
Der Würzburger Bischof Franz Jung würdigte bei dem Pontifikalrequiem vor allem das soziale Engagement Stamms, die sich als gelernte Erzieherin unter anderem für behinderte Menschen, sozial Schwache und die Belange von Flüchtlingen eingesetzt hatte. Stamm war nicht nur 42 Jahre lang Landtagsabgeordnete für die CSU, sondern auch bayerische Landesvorsitzende der Lebenshilfe.
Beisetzung im engsten Familienkreis
Schon am Vormittag waren rund 1.000 Menschen in den Kiliansdom gekommen, um am aufgebahrten Sarg Abschied zu nehmen. Viele hundert haben sich auch in das Kondolenzbuch eingetragen. Die Trauerfeier am Abend in der Würzburger Residenz ist nur für geladene Gäste. Am Wochenende wird Barbara Stamm im engsten Familienkreis beigesetzt.
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