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Sprachwissenschaftler: Bairischer Dialekt muss gefördert werden

Die Bayerische Akademie der Wissenschaften sieht die bairische Sprache als gefährdet an. Dem Dialekt gehe es schlecht, hieß es zum Internationalen Tag der Muttersprache. Der "Bund Bairische Sprache" fordert eine Schul-Broschüre "Bairisches Deutsch".

Schon 2009 hat die UNESCO den bairischen Dialekt erstmals in ihrem Weltatlas als gefährdete Sprache eingestuft. Vincenz Schwab von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften hält ihn auch 14 Jahre später für schützenswert und weiterhin förderbedürftig.

Dialekt leidet unter Zuzug

Die Entwicklung der Stadtsprache stelle zwar einen Sonderfall dar, der allerdings exemplarisch ist: Nur jeder dritte Münchner sei in München geboren. Bei Kindern, Erzieherinnen und Erziehern, Lehrerinnen und Lehrern in der Landeshauptstadt sei das Bairische daher eher auf dem Rückzug. Auf dem Land sei die Situation eine andere. Allerdings würde es immer Menschen in die Städte ziehen und dort legten sie ihre heimische Mundart ab.

Das Phänomen sei in der Sprachwissenschaft bekannt, so Vincenz Schwab. Die Menschen einigten sich auf eine gemeinsame Sprache, mit der sie sich gut verständigen können, in städtischen Räumen sei das eben die Hochsprache. Auf dem Land sei dieser Wandel weniger ausgeprägt.

"Stockfinster" statt "zappenduster"

Der Vorsitzende des Bunds Bairischer Sprache, Sepp Obermaier, kritisierte im BR24-Interview eine Diskriminierung der süddeutschen Hochsprache. Nördliche Regionalismen würden häufig für hochsprachlich gehalten, so Obermaier. Als Beispiel nannte er den norddeutschen Begriff "zappenduster". Im süddeutschen Wortschatz wäre die korrekte Bezeichnung aber "stockfinster".

Genauso verhalte es sich bei "proppenvoll" (Norden) und "gesteckt voll" oder "gedrückt voll" (Süden). Weitere Beispiele sind laut Obermeier "Karotten" und "gelbe Rüben", "rote Beete" und "rote Rüben", "Rotkohl" und "Blaukraut". Der im niederbayerischen Straubing-Bogen ansässige Verein kämpft für die Bewahrung des Dialekts und vergibt jährlich als Sprachpreis die "Bairische Sprachwurzel", zuletzt 2022 an Landtagspräsidentin Ilse Aigner.

Vorbild Österreich?

Bayern solle sich ein Beispiel an Österreich nehmen, fordert Sprachforscher Obermaier. Was der Vorsitzende des Bunds Bairischer Sprache damit meint: In Österreich wird an den Schulen seit Jahren die Broschüre "Österreichisches Deutsch als Unterrichts- und Bildungssprache" verteilt.

Damit will das Wiener Bildungsministerium die Heimatsprache vor dem Aussterben retten. Lehrkräfte sollen ermutigt werden, im Unterricht österreichische Ausdrücke zu verwenden. Eine entsprechende Handreichung könnte auch das Bayerische Kultusministerium auf den Weg bringen, so Obermaier. Dabei gehe es nicht darum, kategorisch einen Dialekt einzufordern, sondern ein korrektes südliches Schriftdeutsch.

Dialekt soll nicht ausgrenzen

Dialekt sollte nicht ausgrenzen, meint Sprachforscher Vincenz Schwab von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bairisch sei eine erlernbare Sprache, wie Französisch, Italienisch oder Englisch.

Häufig gebe es aber die Hürde im Kopf, dass die bairische Sprache für die Bayern reserviert sei. Die Deutschen sind nach Einschätzung des Wissenschaftlers sehr streng, wenn es um die Aussprache geht. Wenn jemand gut Englisch spreche, werde das anerkannt. Wenn jemand verhältnismäßig gutes Bairisch (oder Fränkisch oder Schwäbisch) spricht, verdiene es dieselbe Anerkennung.

Buchrücken der drei Bände des Bayerischen Wörterbuchs, die bislang veröffentlicht wurden.
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Die Bayerische Akademie der Wissenschaften arbeitet seit 1995 an einem Bayerischen Wörterbuch. Drei Bände gibt es, geplant sind bis 2070 zehn.

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