"Stell dich hin, hüftbreit… Füße parallel zum Schießstand", weist Kevin Schreier den 17-jährigen Tim Göppel an. Der 19-Jährige Anlagenmechaniker trainiert im Schützenverein Burgoberbach die Jugend. 40 Schüsse mit dem Luftgewehr haben die beiden vor sich. Die Tipps und Hinweise kommen von Kevin Schreier, der erst vor Kurzem die Ausbildung als Jugendleiter gemacht hat. "Mir macht das einfach Spaß, denen zu zeigen wie es funktioniert. Und wenn die das dann umsetzen, das gefällt mir einfach." Er möchte noch mehr junge Menschen für den Schießsport begeistern.
Burgoberbach hat Corona getrotzt
Die Schützengesellschaft Edelweiß Burgoberbach (Lkr. Ansbach) hat es geschafft, die Mitgliederzahl in der Corona-Zeit zu halten. Das freut den Vereinsvorsitzenden Bastian Luff: "Weil wir schon geschaut haben, alles auszunutzen, um uns zu treffen, uns abzusprechen – im Rahmen, was möglich war." Anders als bei anderen Schützenvereinen sind die gut 60 Vereinsmitglieder dabeigeblieben. Damit stellt die Schützengesellschaft Edelweiß noch immer zwei Mannschaften für Erwachsene und eine für Jugendliche.
Bayernweit verlieren Schützenvereine Mitglieder
Doch nicht überall hat das so gut geklappt wie in Burgoberbach. Bayernweit haben Schützenvereine während der Pandemie 12.000 Mitglieder verloren – das entspricht einem Minus von 2,5 Prozent. Bei den Jugendlichen sinkt die Mitgliederzahl schon seit Jahren. In den letzten zehn Jahren ging ihre Zahl um 20 Prozent zurück. Der stellvertretende Landesschützenmeister Hans-Peter Gäbelein vom Bayerischer Sportschützenbund e. V. gibt hier trotzdem auch Corona die Schuld – immerhin konnte man mehr als zwei Jahre lang keine Werbung machen. Er glaubt außerdem, dass viele Jugendliche zu anderen Sportarten abgewandert sind.
Image: Waffengebrauch im Wirtshaus
Ein Problem könnte auch sein, dass beim Schießen das Sportgerät eine Gewehr ist. Auch wenn es sich dabei nur um ein Luftgewehr handelt, sagt Bastian Luff aus Burgoberbach, wird es oft einfach nur als Waffe gesehen. Gleichzeitig würden sich viele unter einem Schützenverein vorstellen, dass ältere Herren im Wirtshaus Bier trinken und schießen. Das sei ein falsches Bild. Schießen sei ein Sport und das Vereinsleben bestehe nicht aus Biertrinken.
Das Jugendgewehr ist etwa ein Kilogramm leichter als eines für Erwachsene
Schießen erst ab 12 Jahren möglich
Nicht nur das Image sei ein Problem. Auch der späte mögliche Einstieg ins Hobby könnte Schuld am Nachwuchsmangel in vielen bayerischen Vereinen sein, sagt Jugendleiter Kevin Schreier. Dadurch, dass Mitglieder erst ab 12 Jahren mit dem Luftgewehr schießen dürfen, lasse sich das Hobby eigentlich erst spät ausüben. "Da haben dann die meisten ihren Sport schon gefunden – Fußball, Tischtennis, Tennis", meint Kevin Schreier. Auch er selbst hat erst mit 15 Jahren angefangen. Die Begeisterung kam bei ihm damals über ein Ferienprogramm auf.
Kinder trainieren bei "Schützenzwergen"
Um auch den ganz jungen Nachwuchs zu erreichen, hat man in Burgoberbach im Sommer 2022 die "Schützenzwerge" ins Leben gerufen. Jeden ersten Samstag trainiert Kevin Schreier die Kindergruppe zwischen fünf und zehn Jahren. Geschossen wird natürlich nur mit Saugnäpfen und Spielzeugpfeilen, aber die Bindung an den Verein wird so schon früh gestärkt. "Das ist wirklich die größte Belohnung: was man von denen zurückkriegt!", sagt er. "Einfach zu sehen, dass es ihnen gefallen hat, das große Grinsen und die Tatsache, dass sie immer wieder kommen."
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