Ein ferngesteuertes Spielzeugauto fährt auf der Spielwarenmesse augenscheinlich ziellos auf dem leeren Boden herum. Daneben steht ein Mann, der mit seinem Smartphone spielt. Auf dem Bildschirm sieht die Welt anders aus: Auf dem Bildschirm des Handys sieht man über die Kamera das Spielzeugauto herumfahren – aber auch virtuelle Perlen, die das Auto einsammelt. AR, das steht für Augmented Reality, also "erweiterte Realität", gehört zu den Trends auf der Spielwarenmesse 2023 in Nürnberg.
Mit Dingen spielen, die gar nicht da sind
Am Stand des Ausstellers Augmented Robotics gibt es noch weitere AR-Apps fürs Smartphone. Mit jedem kleinen Rennauto, das man vielleicht noch zuhause in einer Kiste hat, kann man zusammen mit seinem Smartphone virtuelle Zombies überfahren und muss dabei aufpassen, nicht in Gebäude zu rammen.
App-basierte Spielzeuge liegen im Trend der Nürnberger Spielwarenmesse 2023
Mit App-gesteuerten Spielwaren liegen die Aussteller heute voll im Trend, sagt der Spielwarenmesse-Chef Christian Ulrich im BR-Interview. Spielzeug wird immer digitaler, High-Tech lande in den Kinderzimmern. Neuheiten sind laut Ulrich auch neu-interpretierte Klassiker. Dazu passen die alten Rennautos in AR sehr gut.
Ausrangierte Kühlschränke werden zu Spielzeug
Ein weiterer Trend der Neuheiten-Schau auf der Nürnberger Spielwarenmesse: Spielzeug aus nachhaltigen Rohstoffen. Die Sonderschau "Toys Go Green" – "Spielzeuge werden Grün" – fasst diesen Bereich zusammen, so Christian Ulrich weiter. "Dort zeigen wir den letzten Stand in der Industrie. Welche Materialien – neben Holz – gibt es auch noch. Das sind Dinge wie Kork, Bambus und Ähnliches." Das solle in Zukunft auf der Messe fest etabliert werden.
Neben Kork und Bambus zeigt auch Playmobil, welche Rohstoffe in nachhaltige Spielzeuge wandern können. 80 Prozent der Figuren, Tiere, Hütten und dergleichen aus der Spielzeug-Serie "Wiltopia" stammen aus nachhaltigen Materialien, sagt Pressesprecher Björn Seeger dem BR. "Zum einen ist da Recyclat drin, was zum Teil aus ausrangierten Kühlschränken gewonnen wird, zum anderen sind es auch biobasierte Kunststoffe".
Die Spielzeug-Serie "Wiltopia" von Playmobil besteht zum Teil aus ausrangierten Kühlschränken.
"Nachhaltigkeit im Material reicht nicht aus"
Die nachhaltigen Produkte seien sowohl von den Kunden als auch den Handelspartnern gut angenommen worden, so Seeger weiter. Das Thema Nachhaltigkeit nur über die Materialien anzugehen, reiche für Playmobil aber nicht aus. "Auch in der Story geht es um den Schutz der Umwelt in der Amazonasregion", sagt Seeger mit Blick auf "Wiltopia".
"Kinder sind offen für Nachhaltigkeitsthemen, wenn sie wissen worum es geht." Björn Seeger, Pressesprecher Playmobil
Kein Bambus oder Kork, auch keine alten Kühlschränke, dafür aber Zuckerrohr: Auf diesen nachwachsenden Rohstoff setzt das Startup CompacToys aus Deutschland. Ebenfalls zu 80 Prozent bestehen seine faltbaren Eimer für Sandkasten und Strand aus dem Material. Auch bei ihnen geht der nachhaltige Gedanke über das Material hinaus. Durch die Kompaktheit der Falteimer werde im Auto weniger Platz verbraucht, sagt Geschäftsführer Steffen Baumann dem BR. "Dann muss im Urlaub nicht Spielzeug gekauft werden, das dann gleich wieder weggeworfen wird."
Der Nachhaltigkeitsgedanke der faltbaren Eimer von CompacToy: platzsparend und Kunststoff aus Zuckerrohr.
Kein Kriegsspielzeug auf der Messe - Russland ausgeschlossen
Auf der Nürnberger Spielwarenmesse gibt es keinen Platz für Kriegsspielzeug. Messechef Christian Ulrich sagte dem BR, dass das Thema in anderen Ländern zwar weniger kritisch gesehen werde als in Deutschland. Aber der Bereich werde auf der Messe weder gefördert noch unterstützt. Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine hat das aber nichts zu tun. Die Ukraine ist aber in diesem Jahr erstmals mit einem Gemeinschaftsstand vertreten. Die Organisation sei zwar schwierig gewesen, doch habe man "damit auch Solidarität mit dem vom Krieg zerrütteten Land ausdrücken" wollen. Russland wurde von der Messe in diesem Jahr ausgeschlossen, sagte Ulrich.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!