In Hilpoltstein haben Mitarbeiter des Auhofes eine außergewöhnliche Spendenaktion ins Leben gerufen. Sie spendeten Zeit.
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Thomas Unger bekam von seinen Kollegen Zeit gespendet, die er mit seiner krebskranken Frau verbringen konnte.

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Spende von Kollegen: Zeit für krebskranke Frau

In Hilpoltstein haben Mitarbeiter des Auhofes eine außergewöhnliche Spendenaktion ins Leben gerufen. Sie spendeten Zeit: Überstunden oder Urlaubstage, damit ihr Kollege Thomas Unger sich um seine unheilbar an Krebs erkrankte Frau kümmern konnte.

Über dieses Thema berichtete Abendschau am .

Es ist eine traurige und zugleich schöne Geschichte aus dem mittelfränkischen Hilpoltstein: Thomas Unger erlebt gerade die schwerste Zeit seines Lebens. Seine Frau Katharina ist Mitte September an einem Gehirntumor gestorben. Er ist jetzt allein mit zwei Kindern im Grundschulalter. Doch in dieser Krise standen ihm seine Kolleginnen und Kollegen vom Auhof bei mit einer außergewöhnlichen Spendenaktion bei.

Einstellung am Auhof

Die Geschichte beginnt schon mit einer ungewöhnlichen Einstellung: Thomas Unger war bis September 2021 selbstständiger Maler in Hilpoltstein. Seine Frau Katharina kümmerte sich um das Büro und die Kinder. Doch dann erkrankte sie unheilbar an Krebs. In dieser Zeit erfährt Thomas Unger, dass eine Malerstelle in der Behinderteneinrichtung "Auhof" der Rummelsberger Diakonie frei wird. Er bewirbt sich und bekommt den Job, obwohl klar ist, dass er erstmal nicht voll einsatzfähig sein wird.

"Das war für uns als diakonische Einrichtung eine Selbstverständlichkeit", sagt der Einrichtungsleiter Andreas Ammon. Fast jeder in Hilpoltstein kannte die Geschichte der Ungers, sie sind von Anfang an offen damit umgegangen. Als es Katharina im Frühsommer immer schlechter geht und klar ist, dass der Familie nicht mehr viel gemeinsame Zeit bleibt, kommt Dominic Portisch von der Mitarbeitervertretung auf eine außergewöhnliche Idee: Er sammelte Zeit für die Ungers.

Außergewöhnliche Spendenaktion: Zeit statt Geld

Dafür hat er genau eine Mail an die rund 500 Mitarbeiter des Auhofes geschrieben - die Resonanz war überwältigend. Dominic Portisch erzählt: "Zwei Tage später haben wir die E-Mails durchgeschaut und es waren über 700 Stunden gespendet. Das heißt über ein halbes Jahr wurde von Kolleginnen und Kollegen durch Überstunden und Urlaubstage dem Thomas zur Verfügung gestellt." So hatte der Maler in den vergangenen Monaten Zeit für seine Frau, die nur 40 Jahre alt wurde. Seither muss er sich auch alleine um die inzwischen sieben und neun Jahre alten Kinder kümmern.

Noch immer sind Stunden übrig

Die gespendete Zeit kam von rund 70 Mitarbeitern des Auhofes, einer Einrichtung, in der 450 Behinderte leben. Noch hat Thomas Unger gar nicht alle Stunden, die gespendet wurden, in Anspruch genommen. Gespendet haben Mitarbeitende quer durch die Belegschaft, von der Reinigungskraft bis zur oberen Führungsetage.

Viele Kollegen kannten den Maler nicht einmal persönlich, trotzdem war es ihnen wichtig, zu helfen, erzählt Heilerziehungspflegerin Denisa Ettling: "Ich war erstmal schockiert von der Geschichte, aber es ist super, wenn man die Möglichkeit hat, jemandem zu helfen in so einer schwierigen Situation und dann habe ich da eigentlich gar nicht lange überlegt und habe mir gedacht: Er braucht den Urlaubstag dringender als ich."

Dankbarkeit für das Miteinander

Thomas Unger packt inzwischen wieder an, wo er kann. Er möchte den Kollegen etwas von dem, was sie für ihn getan haben, zurückgeben. Und da er gar nicht weiß, wer alles für ihn gespendet hat, richtet sich sein Dank an die gesamte Belegschaft es Auhofes: "Mir bedeutet das ganz viel! Zeit geschenkt zu bekommen, in der Zeit, wo man sie am nötigsten braucht, ist ja nicht irgendwas, das kann man mit Geld gar nicht aufwiegen. Das so zu erfahren, war für mich und auch für meine Frau - denn das hat sie ja noch mitbekommen - es war Wahnsinn."

Jeder auf dem Auhof hat das Gefühl, dass sie diese einmalige Aktion weiter zusammengeschweißt hat. Und die Stunden, die noch übrig sind, kann Thomas Unger jederzeit nehmen, wenn er für sich oder die Kinder eine weitere Auszeit braucht.

Familienfoto mit Frau, Mann und zwei Kindern
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Thomas Ungers Frau erkrankte unheilbar an Krebs - er kümmerte sich bis zu ihrem Tod um sie und die beiden Kinder.

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