Das Bistum Eichstätt hat seinen sogenannten Zukunftsplan vorgestellt. Daraus gehen Vorstellungen für die Entwicklung der Kirche sowie weitreichende Sparmaßnahmen hervor. Drastisch ist, dass sich das Bistum von seinen fünf diözesanen Schulen trennen will: "Wir suchen einen neuen Träger", teilt Generalvikar Michael Alberter dem BR mit. Konkret geht es um die beiden Realschulen (Knabenrealschule Rebdorf und die Maria-Ward-Realschule) am Schulzentrum in Eichstätt, um die Gnadenthal-Mädchenrealschule und das Gnadenthal-Gymnasium in Ingolstadt sowie um die Mädchenrealschule Marienburg in Abenberg (Lkr. Roth). Insgesamt besuchen über 3.000 Schüler die diözesanen Schulen.
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Trennung von Schulen einmalig in Bayern
Die Maria-Ward-Fachakademie für Sozialpädagogik dagegen soll bei der Diözese verbleiben und einen neuen Ausbildungsgang dazu bekommen. Eichstätt ist somit das erste Bistum in Bayern, das sich komplett von seinen Schulen trennen wird. Wann die Übergabe an einen neuen Träger stattfinden soll, ist noch nicht klar.
"Mich trifft es hart, dass wir uns von den Schulen trennen werden – im Hinblick auf die Schüler, auf die Lehrkräfte und die Orte. Aber wir sind überzeugt, dass es gut weiter gehen wird mit den Schulen", meint Generalvikar Michael Alberter. Dennoch wolle man in den Schulen präsent bleiben: "Wir wollen mit liturgischen Angeboten präsent sein – im ganzen Gebiet des Bistums. Auch bei Ganztagsbetreuungen und in Inklusionseinrichtungen."
Kritik vom Philologenverband
Der Bayerische Philologenverband (bpv) kritisierte den Rückzug der Kirche: Stefan Brandl, im bpv zuständig für Schulen in freier Trägerschaft, zeigt sich verwundert und besorgt: " Vielfalt und Wahlmöglichkeiten in der lokalen Bildungslandschaft werden dadurch verloren gehen. Wir fragen uns, ob auch andere Bistümer diesen Weg beschreiten und Defizite im Wirtschaftsplan über den Rückzug aus den ihnen anvertrauten Schulen ausgleichen wollen. Sie sind ein täglicher Lebensraum für viele Menschen, erfüllen eine enorm wichtige, gesellschaftliche Aufgabe und dürfen nicht zur Verhandlungsmasse werden."
Reduzierung auf Kernbereiche
Teil des Zukunftsplans ist es, sich auf bestimmte Kernbereiche zu konzentrieren. Dazu gehören weite Teile der Pastoral, wie die Pfarreien vor Ort, die Schulpastoral und die Krankenhausseelsorge. Außerdem will man weiterhin in Kindertagesstätten investieren und dabei auch die Ausbildung des Personals vorantreiben. Deshalb bleibt die Fachakademie in den Händen der Diözese. Inhaltlich wolle das Bistum künftig ein Ort sein, an dem jeder seinen Platz finden könne – unabhängig von Geschlecht, Herkunft, theologischer oder geistlicher Ausrichtung, meint Generalvikar Michael Alberter.
Priester zahlen Selbstbeteiligung bei Pensionen
Auch die Priester der Diözese werden von den Sparmaßnahmen getroffen. Sie müssen ab 2024 eine Selbstbeteiligung in Höhe von 4,5 Prozent ihres Grundgehaltes für ihre Pensionen einbezahlen. Das ist bisher einzigartig in Bayern. Um die neu definierten Ziele zu erreichen, müsse an anderen Stellen gespart werden, so der Generalvikar. "Wir müssen uns auf Kernbereiche konzentrieren."
Schließung von Beratungsstellen
Gespart werden soll bei der Verwaltung, hier soll viel zusammengelegt und verschlankt werden, bei Immobilien und den Medien. Auch in Teilbereichen der Pastoral sollen Abstriche gemacht werden: Die Ehe-, Familien- und Lebensberatungs-Standorte in Nürnberg, Roth, Eichstätt und Weißenburg werden geschlossen. Die Mitarbeiter kommen zu den Standorten Ingolstadt, Neumarkt und Schwabach. "Dabei haben wir geschaut, wo es vor Ort schon ein gutes Angebot gibt. Da ziehen wir uns dann zurück", erklärt der Generalvikar.
Auflösung des Willibaldsverlags
Im Bereich der Medien will das Bistum künftig auf digitale Angebote und Pfarrbriefe setzen, deshalb wird das Bistum den Willibaldsverlag mit der Kirchenzeitung und der Eichstätter Buchhandlung auflösen. Auch hierfür gibt es keine Fristen. Dass Mitarbeiter des Verlags gekündigt werden, könne dabei nicht ausgeschlossen werden, teilt Amtschef Thomas Schäfers mit.
Verlegung der Bistumsverwaltung
Mittelfristig soll ein Immobilienplan erstellt werden, um Gebäude optimal zu nutzen. Ein Umzug der Bistumsverwaltung in das ehemalige Gebäude der Maria-Ward-Realschule ist nach Abschluss der Renovierung geplant.
Ursache: Rückgang der Kirchensteuer bei steigenden Kosten
Ein Grund für die Sparmaßnahmen ist die rückläufige Kirchensteuer. Da sei auch im Hinblick auf den demografischen Wandel keine Besserung zu erwarten. Erschwerend kämen aktuelle Krisen wie die Pandemie, der Krieg in der Ukraine und die Inflation hinzu, so das Bistum. Zudem war die Diözese in einen Finanzskandal verwickelt. Für das Jahr 2022 weist die Diözese ein Minus von 13,7 Millionen Euro aus. Den Haushalt für 2023 hatte am Mittwoch der Diözesansteuerausschuss genehmigt. Er weist ein Defizit von rund 14 Millionen Euro aus. Die erste Fassung hatte der Ausschuss abgelehnt, weil dieser ein noch höheres Defizit vorsah.
Ziel: Haushaltsplus in drei Jahren
Daher galt bisher ein Nothaushalt, um handlungsfähig zu bleiben. Mittelfristig wolle man wieder Rücklagen aufbauen, teilte Amtschef Thomas Schäfers mit: "In zwei, drei Jahren wollen wir soweit sein, dass wir wieder ein Plus haben werden." Dazu hofft er, dass sich die Mitgliedentwicklung umkehren lässt und wieder mehr Menschen einen Mehrwert in der Kirche sehen würden.
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