Bereits Mitte November gab es den ersten Temperaturabfall – seit vergangenem Donnerstag liegt die mittlere Tagestemperatur, die an den bayerischen Wetterstationen gemessen wird, im Schnitt unter Null Grad. Die Kälte ist mittlerweile überall in Bayern zu spüren und es wird mehr Heizenergie benötigt.
Das macht sich auch bei den Gasspeichern bemerkbar. Dennoch: Die Füllstände liegen im langjährigen Vergleich im oberen Bereich, das Ziel eines Füllstandes von 95 Prozent am 1. November wurde problemlos eingehalten.
Grafik: Füllstände der Gasspeicher in Deutschland
Grafik: Füllstände der für Bayern wichtigen Gasspeicher
Trotz der guten Füllstände hat die Bundesnetzagentur die Bevölkerung aufgerufen, weiter Gas zu sparen. Die Behörde gibt einen Unterschied von 20 Prozent zum Mittel der vergangenen vier Jahre als Ziel an. Das hat im Oktober und November gut geklappt, in der ersten Dezemberwoche (KW 48) lag die Einsparung aber nur noch bei 13 Prozent.
Die folgende Grafik zeigt die Abweichung der mittleren Tagestemperatur im September, Oktober und November in Bayern vom vieljährigen Mittelwert (1991-2020):
Grafik: Temperaturabweichung im September in Bayern
Wie gut zu sehen ist, kann zumindest für den September in Bayern nicht von zu warmen Temperaturen gesprochen werden. Im Schnitt lagen die gemessenen Temperaturen 0,7 Grad unter dem Mittelwert der Vergleichsperiode. Mit einer mittleren Temperatur von 12,6 Grad war der September 2022 weder besonders warm, noch besonders kalt.
Drittwärmster Herbst seit Beginn der Wetteraufzeichnungen
Der Oktober hingegen war tatsächlich ein Rekordmonat. Mit einer durchschnittlichen Temperatur von 11,9 Grad war er der wärmste Oktober seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Bayern. Und trotz des Temperaturabfalls gegen Ende des Monats war auch der November im Schnitt um 1,6 Grad zu warm. Insgesamt betrachtet landet 2022 im Ranking der wärmsten Herbste in Bayern auf Platz 3. Fachleute gehen davon aus, dass diese Rekordtemperaturen die Sparbemühungen beim Gas deutlich angetrieben haben.
Aber was ist mit dem frostige Dezemberbeginn? Sind das bereits die extrem niedrigen Temperaturen, die nach Angaben der Betreiber der Erdgasspeicher zu einem geringen Gasmangel im Februar führen könnten? Eine Analyse von 67 bayerischen Messstationen ergibt: Die ersten zehn Dezembertage hatten dort zumindest eine recht große Spannbreite: Von 1,3 Grad über dem mittleren Vergleichswert bis 2,5 Grad darunter.
Grafik: Temperaturabweichung im Dezember 2022
Im Mittel war es rund 0,4 Grad kälter als im langjährigen Durchschnitt. Zum Vergleich: Der kälteste Dezember der letzten 30 Jahre fand in 2010 statt – er hatte eine Abweichung von – 6,3 Grad zur Vergleichsperiode. Der wärmste Dezember im Jahr 2015 lag um 3,9 Grad darüber.
Dezember startet kalt, aber nicht extrem
Von einer extremen Abweichung kann also zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht gesprochen werden. Auch BR-Meteorologe Michael Sachweh schätzt den Temperaturabfall nicht als ungewöhnlich ein: Einer Jahreszeit mit ungewöhnlich milden Temperaturen folge oft eine Jahreszeit, die normal oder gar zu kalt temperiert ist. Das liege an der sogenannten Ausgleichsneigung der Atmosphäre.
Allerdings, so der Experte, habe die Großwetterlage nun ein Muster angenommen, das typisch für länger anhaltende Kältewellen sei. Es ist also durchaus wahrscheinlich, dass die Temperaturen noch weiter sinken.
Über die Daten
Alle untersuchten Daten werden vom Deutschen Wetterdienst (DWD) zur Verfügung gestellt. Basis für die historische Einordnung ist die von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) festgelegte und vom DWD für diese Art Analyse empfohlene Klimatologische Referenzperiode 1991-2020.
Der DWD stellt die vieljährigen Gebietsmittelwerte für die mittlere Tagestemperatur in zwei Metern Höhe in Bayern nach Monat und nach Jahreszeit und auch für einzelne Stationen zur Verfügung. In diesen Daten werden etwa Fehlwerte in Zeitreihen durch Berechnungen ergänzt, zum Beispiel mithilfe des deutschlandweiten Rasterfeldes.
Für die ersten zehn Tage im Dezember stellt der DWD keine passenden Mittelwerte zur Verfügung. Grundlage dieser Analyse sind die Beobachtungsdaten von Messstationen in Bayern. Um möglichst präzise Analysen zu erhalten, wurden diese Daten gefiltert. Grundlage für die Karte sind die Daten von 67 Stationen, die zwischen 1991 und 2022 nicht mehr als fünf Fehljahre aufweisen und denen in den ersten zehn Tagen im Dezember nicht mehr als zwei Werte fehlen.
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