Auf dem Bild sind fünf Teiche zu sehen, dazwischen sind grüne Bäume und Stauden. Der Teich ganz links ist voller Algen, der vorderste wirkt vom Wasser her eher trüb. Dahinter sind Wiesen und Berge sichtbar. Es wirkt sehr idyllisch.
Bildrechte: BR / Katrin Nöbauer

Auf diesen fünf Klärteichen wollen die Betreiber der Kläranlage in Eching am Ammersee Solarstrom erzeugen, über schwimmende PV-Anlagen.

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Solaranlage auf Klärteich: Bayerisches Vorbild für Deutschland?

Wenn es nach den Betreibern der Kläranlage in Eching am Ammersee geht, schwimmen auf deren Klärteichen bald Solarmodule. Sie haben ein Schlupfloch ausgemacht, durch das sich Floating-PV lohnen könnte - anders als auf vielen anderen Gewässern.

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Nur ein paar Meter neben den rauschenden Nachklärbecken ertönt das Gequake von Fröschen: Sie leben in den sogenannten Schönungsteichen der Kläranlage in Eching am Ammersee. Diese Teiche sollen das bereits gereinigte Abwasser noch sauberer machen, indem Mikroorganismen schwer abbaubare Produkte weiter abbauen. Sonst haben sie keinen Zweck, meint Maximilian Bleimaier, Vorstand der AWA Ammersee, einer der beiden Betreibergesellschaften der Kläranlage: "Wenn wir mit diesen Teichen gleichzeitig noch Strom erzeugen können, ist es eine klasse Sache."

Photovoltaik ausbauen - aber auf welchen Flächen?

Das würde auch den Plänen der Bundesregierung entsprechen. Denn bis 2030 sollen 80 Prozent des Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Quellen kommen. Besonders wichtig dafür: der Ausbau von Solarstrom. Laut dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sollen Photovoltaikanlagen im Jahr 2030 bundesweit mindestens eine Leistung von 215 Gigawatt erbringen. Anfang Mai waren es 67,4 Gigawatt. Gleichzeitig will man den Flächenverbrauch verringern. Eine Doppelnutzung, wie etwa bei Agri-PV oder auf abgezäunten Gewässern, bietet sich also an. Doch für sogenannte Floating-PV – schwimmende Photovoltaikanlagen – gibt es strenge Vorschriften.

Strenge Vorgaben für Floating-PV

Schwimmende Solaranlagen dürfen nur auf künstlichen Gewässern installiert werden, nicht auf natürlichen. Außerdem muss die Anlage 40 Meter vom Ufer entfernt sein und darf nur 15 Prozent der Wasseroberfläche bedecken. Für viele kleinere Baggerseen auf Firmengeländen oder Kiesteiche lohnt sich Floating-PV deshalb nicht.

Die fünf Klärteiche in Eching am Ammersee haben insgesamt eine Fläche von rund zwei Hektar, 40 Meter Abstand könnte man nur am größten Teich einhalten: "Dann könnten wir ein Modul in der Mitte platzieren und das war's auch schon – und die Energieausbeute ist so gering, dass sich das Ganze nicht lohnt", meint Maximilian Bleimeier. Doch er hatte eine Idee.

Kein Gewässer: Klärteiche zählen als technische Anlage

"Ich habe mir gedacht, das kann kein Gewässer sein, denn es ist Teil der Abwasserreinigung und somit für mich eine technische Anlage und kein Gewässer", erzählt Bleimaier. Diese Vermutung hat er rechtlich prüfen lassen und tatsächlich: Die Schönungsteiche zählen als technische Anlage, bestätigt ihm auch das zuständige Wasserwirtschaftsamt Weilheim. Dadurch entfallen die strengen Vorgaben für Floating-PV dort. Das habe bisher nur noch niemand auf dem Schirm gehabt, so Bleimaier. Er hat in Fachkreisen bereits Vorträge über diese Möglichkeit gehalten: "Ich bekomme von vielen befreundeten und bekannten Kläranlagenbetreibern mit, dass es eine grandiose Idee ist, die sie selbst auch umsetzen wollen."

Genehmigung steht noch aus

Deshalb hoffen er und seine Projektpartner, dass sie die schwimmende Solaranlage auf den Echinger Klärteichen auch wirklich umsetzen können - am besten noch dieses Jahr. Den entsprechenden Antrag haben sie kürzlich erst beim Landratsamt Landsberg gestellt. Die geplante PV-Anlage könnte eine Höchstleistung von 1,5 Megawatt erbringen.

Der Strom soll größtenteils von der energieintensiven Kläranlage selbst verbraucht werden. Für die Umsetzung haben die beiden kommunalen Betreibergesellschaften des Klärwerks, die AWA Ammersee und die Ammerseewerke, sich einen regionalen Partner gesucht: Das Unternehmen Sinnpower aus Gauting, das spezielle Solaranlagen entwickelt, auch für den Einsatz auf dem Wasser.

Bildrechte: Sinnpower
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So könnte die schwimmende Solaranlage auf den Echinger Klärteichen aussehen, nach derzeitiger Planung der Gautinger Firma Sinnpower.

"Blaupause für viele ähnliche Projekte"

"Wenn das Erfolg hat, dann ist es eine Blaupause für ganz viele andere Projekte ähnlicher Art in Deutschland", sagt Geschäftsführer Philipp Sinn zur geplanten Solaranlage auf den Echinger Klärteichen. Sein Unternehmen habe Technologien entwickelt, die speziell auch den Naturschutz im Blick hätten: So werde die Wasseroberfläche etwa nicht versiegelt, wie mit einer Plastiktüte, stattdessen seien die Solarpanels wie schwebende Dächer auf Schwimmkörpern angebracht - etwa einen Meter über der Wasseroberfläche.

Gut für die Natur: Was sich die Projektpartner erhoffen

Durch diesen Abstand zwischen Solaranlage und Wasseroberfläche werden die Teiche laut Sinn gut belüftet, außerdem können Tiere weiterhin darunter durch schwimmen. Die Projektpartner erhoffen sich von der schwimmenden PV-Anlage sogar positive Effekte auf die Natur: Schutz vor Fressfeinden für Vögel, Platz für Muscheln an den Schwimmkörpern, weniger Algen durch eine geringere Sonneneinstrahlung. All das soll wissenschaftlich untersucht werden, wenn die Anlage tatsächlich installiert wird.

Gautinger Firma exportiert Technologie weltweit

Doch nicht nur für die Natur sieht Philipp Sinn von Sinnpower positive Effekte: Weil sie durch das Wasser gekühlt werden, können schwimmende PV-Anlagen effizienter laufen und mehr Leistung erbringen - und das, auf sonst ungenutzten Flächen. Das stößt weltweit auf Interesse. Das Gautinger Unternehmen erhält Anfragen aus Indonesien, Griechenland und sogar von den Malediven. Gerade im Hochseebereich, mit viel Wellengang, steht die Technologie aber noch ganz am Anfang. Erste Tests finden laut Sinn in Griechenland statt.

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