Weg von den Bomben, von Sirenen und Leid. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine ließ Millionen Menschen ihre Heimat verlassen. Über 7.000 von ihnen leben inzwischen in Nürnberg. Es gibt in der Stadt Beratungsstellen für Migranten, inzwischen sogar mit russischsprechenden Mitarbeitern. An manchen Stellen türmen sich dennoch Hürden für ukrainische Geflüchtete auf, wenn es um die Terminvereinbarung geht oder die Frage welches Amt eigentlich zuständig ist. Der Informationsfluss zwischen den Behörden ist zudem manchmal nicht abgestimmt. Oft suchen die Geflüchteten dann Informationen im Internet.
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Viele Geflüchtete informieren sich in Chatgruppen
Viele Ukrainerinnen – die meisten Geflüchteten sind Frauen und Kinder - informieren sich in Chat-Gruppen und Social-Media-Kanälen über Deutschland und seine Behörden. "Hier spielen soziale Medien eine sehr wichtige Rolle, weil man diese gut nutzen kann, um zu beraten", sagt Sozialwissenschaftlerin und Migrationsberaterin Ildikó Pallmann- Man müsse aber die Sprache sprechen können, damit man direkt in den entsprechenden Gruppen schauen könne, welche Fragen aktuell gestellt werden.
Helfer organisierten sich bei Kriegsausbruch in Nürnberg
Für viele Nürnberger, die ihre Wurzeln in der Ukraine, in Russland, in der früheren Sowjetunion haben, war der Beginn des Krieges am 24. Februar ein schwarzer Tag oder sogar eine persönliche Tragödie. - Auch für Daria. Die 25-Jährige stammt aus Russland, ihr Mann ist Ukrainer. Er ist noch in dem Land und in humanitärem Einsatz. Seit ihrem Studium lebt die Projekt-Managerin in Nürnberg. Daria war nach Kriegsbeginn klar: Sie muss was tun, sie muss helfen. Zuerst ging es darum, Unterkünfte zu besorgen, Zimmer, Matratzen und Möbel. Die Helfer haben sich über eine Chat-Gruppe organisiert, ohne jegliches System.
Ehrenamtliche Helfer mit unterschiedlichen Kompetenzen
Inzwischen hat sich aus der ersten Sofort-Hilfe eine Gruppe aus Ehrenamtlichen gebildet, unter dem Titel "HELP Ukraine Nürnberg". Im Moment sind es 25 Helfer, die mehrere Social Media- und Internetangebote betreiben und pflegen. Ihre Fachgebiete sind unterschiedlich. Es ist eine Ärztin dabei, aber auch Juristen, Pädagoginnen, Handwerker unterstützen das Projekt. Einige programmieren und kümmern sich ums Technische, andere kümmern sich um den Inhalt. Es gibt Absprachen untereinander, aber einen Chef oder Chefin gibt es nicht.
Aber alle sprechen russisch, weil sie ihre Wurzeln in der Ukraine, in Russland, in der früheren Sowjetunion haben. Und fast alle Ukrainerinnen und Ukrainer sprechen russisch.
Aus der ersten Hilfe wächst ein Projekt mit System
Zu ‘HELP Ukraine Nürnberg‘ gehören zwei Telegram-Kanäle, einer in russischer, einer in deutscher Sprache. Dort stellen die 25 Moderatorinnen und Moderatoren regelmäßig Infos ein: Dazu gehören Krankenkassen- oder Schulanmeldungen, Änderungen beim Jobcenter oder Angebote von Sprachkursen, Begegnungsstätten, Konzertkarten und vieles mehr. Außerdem gibt es einen Chat, in dem Geflüchtete auch Fragen stellen und sich austauschen können. Die Helfer betreiben auch eine russischsprachige Internetseite, die an der bundesweiten Initiative Digital Volunteers angebunden ist. Für die Informationen, die in den Kanälen veröffentlicht werden, nutzt die Gruppe offizielle Quellen und stimmt sich mit den Nürnberger Behörden ab. Den Machern ist es wichtig, dass die Infos, die sie weitergeben, seriös und fachlich richtig sind.
Wachsende Zahl an Nutzern des Angebotes
HELP Ukraine Nürnberg ist eigentlich nur für Menschen gedacht, die in Nürnberg leben wollen. Die Info-Kanäle aber nutzen inzwischen auch Followerinnen aus Fürth und Umgebung oder vereinzelt sogar aus anderen Bundesländern. Inzwischen hat der "HELP Ukraine Nürnberg"-Telegram-Kanal etwa 7.200 Follower und Followerinnen. Für Ludmilla war das Angebot ein hilfreicher Wegweiser. "Nach kurzer Zeit war mir klar, dass ich diesem Kanal vertrauen kann, also habe ich alle anderen abbestellt." Auch wegen solcher Rückmeldungen machen die Ehrenamtlichen weiter.
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