Mann sitzt auf Steinstufen vor Haus, davor bepacktes Fahrrad
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So versuchen Bayerns Städte Obdachlosen trotz Corona zu helfen

Obdachlose haben es in der Corona-Krise besonders schwer. Häufig sind den Städten im Freistaat wegen der Pandemie-Maßnahmen die Hände gebunden. Für Weihnachten und die Zeit danach haben sie dennoch einige Hilfsangebote entwickelt.

Über dieses Thema berichtet: Bayern am .

In Augsburg organisiert der Sozialdienst Katholischer Männer normalerweise eine Feier samt Festessen für Menschen ohne Obdach. Wegen Corona muss sie heuer anders stattfinden. Diesmal kommen die Bedürftigen nicht zur Feier in die Rosenaugaststätte, sondern das Essen und die Geschenkpakete kommen zu den Obdach-und Wohnungslosen.

Rosenau-Wirtin Irene Krapf kocht mit ihrem Team Gulasch - 400 Portionen insgesamt. Das Essen wird verpackt und durch Streetworker ausgefahren, sie kennen die Schlaf- und Aufenthaltsplätze der rund 80 Obdachlosen in Augsburg. Auch Männer und Frauen in den Notunterkünften und im Übergangswohnheim bekommen ein Weihnachtsessen, dazu gibt es ein Paket mit warmen Socken, einem Schal des FC Augsburg, Hygieneartikel, Lebkuchen und Plätzchen.

Überwältigende Spendenbereitschaft in Augsburg

Laut Pia Härtinger vom Sozialdienst Katholischer Männer ist die Spenden- und Hilfsbereitschaft der Augsburger im Corona-Jahr "geradezu überwältigend". Viele Firmen, Vereine und Privatpersonen unterstützen die Stadtweihnacht, Oberbürgermeisterin Eva Weber fungiert als Schirmherrin, organisatorische Hilfe kommt zusätzlich vom Team des Modular Musikfestivals.

Neues Angebot für Nürnberger Obdachlose mit Hund

Auch in Nürnberg gibt es ein spezielles Angebot für Obdachlose - das allerdings erst mit dem neuen Jahr startet. Beim "QuarTier"- Projekt der Johanniter-Unfall-Hilfe sollen 20 Menschen mit ihren Hunden gemeinsam in Pensionszimmern wohnen können.

Wie es in einer Mitteilung der Stadt Nürnberg heißt, sollen die Obdachlosen dabei von Fachkräften beraten und begleitet werden. Zuvor hatten Obdachlose mit Hund laut Angaben der Stadt nur begrenzt die Möglichkeit, eine Unterkunft zu erhalten, da Hunde in Regelunterkünfte für Obdachlose mit Rücksicht auf die übrigen Bewohnerinnen und Bewohner oft nicht mitgenommen werden können.

Wärmehalle in Würzburg wird zur Tagesunterkunft

Im Würzburger Veranstaltungszentrums "Posthalle" am Hauptbahnhof wird ab Januar eine vorübergehende Tagesunterkunft für Obdachlose eingerichtet. In dieser "Wärmehalle" sollen sich unter Beachtung der coronabedingten Hygienevorgaben 16 Menschen gleichzeitig aufhalten und aufwärmen können. Die Halle soll zunächst über drei Monate hinweg von Montag bis Freitag zwischen 11 und 15 Uhr geöffnet sein. An der Ausweitung auch über die Wochenenden werde gearbeitet, heißt es von der Stadt.

Die "Wärmehalle" ist besonders nötig, weil die Träger der Notfalleinrichtungen wegen der aktuellen Hygienebestimmungen nur etwa einem Drittel der bedürftigen Menschen tagsüber Plätze in Hilfsräumen anbieten können. "Geschäfte, Cafés, Büchereien sind zu", so Michael Lindner-Jung, Leiter der Würzburger Bahnhofsmission. "Es gibt keine Orte mehr im öffentlichen Raum, wo Menschen sich aufhalten können. Besonders hart trifft das Menschen, die auf der Straße leben. Ein Mann, der durch Corona seine Arbeit verloren hat und nun die Tage ziellos am Bahnhof verbringt, erzählte mir vor kurzem, wie er Leute beobachtete, die Selbstgespräche führen."

Würzburgs Sozialreferentin Hülya Düber (CSU) begrüßt das neue Angebot. Sie freue sich, dass sich Würzburg "solidarisch zeigt und trotz der Probleme und Herausforderungen, die jeder und jede Einzelne zu meistern hat, der Blick auf die Nächsten nicht verloren geht."

Weihnachtliches Festmahl für Bedürftige in München

Auch der Münchner Männerfürsorgeverein hat mehrere Monate lang versucht, eine coronataugliche Weihnachtsfeier für Bedürftige zu planen. Die Idee, die Obdachlosenspeisung von der Gaststube des Hofbräuhauses in die weitaus größere Olympiahalle zu verlegen, wurde angesichts der derzeitigen Corona-Lage abgesagt.

"Jetzt haben wir uns natürlich überlegt, was können wir am 24. Dezember tun, dass wir trotzdem ein bisschen Weihnachten zu den Wohnungslosen und Obdachlosen bringen", sagt Ralf Horschmann vom Katholischen Männerfürsorgeverein München.

Der Verein hat sich dazu entschieden, am 24. Dezember Essen und Geschenke zu den Bedürftigen in die Münchner Einrichtungen zu fahren. In diesem Jahr gibt es für die Menschen dort neben der Mahlzeit einen Rucksack, gefüllt mit nützlichen Gaben wie einem Einkaufsgutschein, Schal und Handschuhe, Salami, Kaffee und Hygieneartikel.

Auch in Rosenheim wird warmes Essen an Bedürftige verteilt

In Rosenheim erhalten bedürftige Senioren ab heute ein warmes Mittagessen. Die Wirtsleute der Rosenheimer Fischküche Christine und Michael Haldek haben bereits im ersten Lockdown mit einem ehrenamtlichen Helferteam 3.000 kostenlose Essen an bedürftige Senioren ausgeliefert. Und das zwei Monate lang, von März bis Mai.

Nun geht die ehrenamtliche Aktion in eine zweite Runde. Bis zum 11. Januar wird täglich warmes Mittagessen an rund 60 Senioren geliefert. Gekocht wird in der Küche des Stadtjugendrings am Happinger Ausee und ausgeliefert wird mit zwei Fahrzeugen des Stadtjugendrings. Zum Auftakt gibt es Putengeschnetzeltes mit Nudeln und Karottengemüse. Das Projekt finanziert sich rein aus Spenden.

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