Der Mai soll es sein. Im Mai wollen Simone und Katharina Kirsch die Ehe schließen. Lebenspartnerinnen sind sie schon seit fünf Jahren: "Also wir sagen ja immer, dass wir verheiratet sind, weil es für uns kein Unterschied war. Wir sind dann nur immer belehrt worden auf Ämtern, dass es ein Unterschied ist, und in den Formularen", sagt Simone Kirsch.
Bald werden sie sich beim Standesamt melden, einfach ein Upgrade unterschreiben geht nicht. Die Umwandlung in eine Ehe muss beantragt werden. Und beide müssen nochmal hingehen und Ja sagen. Ein zweites Mal heiraten, sei das nicht, sagt Katharina Kirsch. Eher eine kleine Nachfeier, eine Bestätigung.
Viel Arbeit für die Standesämter
Wenig Aufwand - nicht für die Standesämter. Das eilig gestrickte Gesetz zur "Ehe für alle" hat den Mitarbeitern in der sonst eher staden Sommerferienzeit viel Arbeit beschert. Die ersten Paare riefen schon an, da waren juristische Detailfragen noch gar nicht geklärt. Ein Softwareupdate für Eheregister und Urkunden muss her, doch die Mühlen mahlen langsam. Und: Was soll so eine Umwandlung kosten? Der Leiter des Münchner Standesamts Gerhard Benedikt zögert mit der Antwort:
"Das ist noch eine spannende Frage. Wir haben eigentlich gehofft, dass das Bayerische Staatsministerium des Inneren uns dazu noch Vollzugshinweise gibt. Diese Vollzugshinweise haben wir bis heute noch nicht hier." Der Leiter des Münchner Standesamts Gerhard Benedikt
25 Euro in München, 40 Euro in Nürnberg
So rechnen sich die bayerischen Standesämter aus ihren Gebührenordnungen selbst was zusammen. Das führt dazu, dass die Umwandlung einer Lebenspartnerschaft in eine Ehe in München jetzt 25 Euro kostet, in Nürnberg dagegen 40. Manches ist aber jetzt auch einfacher. Das sperrige Wort "Lebenspartnerschaft" hat die Standesbeamtin Lore Roos bis zuletzt nicht wirklich gemocht: Sie hätte sich dann immer konzentrieren müssen, beim Ja-Wort nicht von Ehe zu sprechen.
Etwa 2.750 Umwandlungen in München
Jetzt kann sie sich im Trausaal ganz auf die Paare konzentrieren, es gibt nur noch eine Zeremonie, egal ob Männer, Frauen oder Mann und Frau sich das Ja-Wort geben. Wie viele schwule und lesbische Paare jetzt kommen werden ist schwer vorherzusagen. Der Leiter des Münchner Standesamts Gerhard Benedikt schätzt aber: "Was uns Arbeit machen wird, sind ca die 2.750 Umwandlungen bereits bestehender Lebenspartnerschaften in gleichgeschlechtliche Ehen. Das wird uns jetzt bis Ende 2018 wirklich sehr beschäftigen."
Regenbogenfarben für die Standesämter
Das Münchner Standesamt schmückt sich zur Feier des Tages mit Regenbogenfahnen. Bis kurz vor dem Stichtag waren in München 50 Trauungen und 25 Umwandlungen angemeldet. In Nürnberg und Augsburg sind es zehn Umwandlungen, in Regensburg keine einzige. Mit der "Ehe für Alle" kommt die Gleichberechtigung homosexueller Paare einen großen Schritt voran, glauben Simone und Katharina Kirsch. "Gefühlt sind wir schon sehr sehr weit und das macht schon auch sehr glücklich." Als Mütter zweier Kinder kennen sie zwar noch andere juristische Baustellen, aber die Ehe - das ist ein Meilenstein.
Resonanz regional unterschiedlich
Die meisten Hochzeitstermine hat bislang erwartungsgemäß das Standesamt München vergeben. Dort haben sich bis kurz vor dem Stichtag etwas mehr als 50 homosexuelle Paare zur Eheschließung angemeldet. Rund 25 Paare meldeten sich an, um eine bisherige Lebenspartnerschaft in eine Ehe umwandeln zu lassen. In Ingolstadt gab es bislang vier konkrete Anfragen, sowie einen Termin zur Umwandlung einer Lebenspartnerschaft.
Das Standesamt in Nürnberg zählte kurz vor dem Stichtag zehn Anmeldungen zur Umwandlung einer Lebenspartnerschaft, dazu kommen zwei konkrete Anträge auf Eheschließung. In Würzburg schließen ab der Woche vom 9. Oktober die ersten homosexuellen Paare die Ehe. Aschaffenburg meldet die ersten drei Umwandlungen am 2. Oktober. Das Standesamt Augsburg meldete kurz vor dem Stichtag etwa zehn Anträge auf Umwandlung, die bereits terminiert sind. Am Standesamt Regensburg war bis Ende September bislang nur ein standesamtlicher Hochzeitstermin vergeben.
In kleineren Orten in Bayern ist die Nachfrage an den Standesämtern bislang verhalten. Dort melden sich einzelne Paare, um Termine zu vereinbaren oder nach Informationen zu fragen.