Das ist Revierförster Michael Mayr und Jonas Benner von der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamt Neu-Ulm betasten Totholz.
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Das ist Revierförster Michael Mayr und Jonas Benner von der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamt Neu-Ulm betasten Totholz.

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So fördert der Landkreis Neu-Ulm mit Totholz die Artenvielfalt

Gute Nachricht für Specht und Fledermaus. Der Landkreis Neu-Ulm fördert es, wenn sterbende Bäume oder Totholz in Ruhe gelassen werden. In manchem Wirtschaftswald entsteht so ein Stückchen Urwald, von dem auch der Besitzer profitiert.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Auf den ersten Blick sieht es ganz schön unordentlich aus. Bei Strass im Landkreis Neu-Ulm liegen abgestorbene Bäume kreuz und quer im Wald. Das vermeintliche Chaos ist aber bewusst so gewollt, sagt Jonas Benner von der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamt Neu-Ulm. Denn wo Holz zersplittert ist oder sich gar Löcher gebildet haben, wird es für viele Lebewesen interessant.

Käfer, Eichhörnchen, Fledermäuse - etliche Tierarten nutzen Totholz

Über tausend Käferarten gibt es, die im Totholz leben, dazu kommen noch ebenso viele Pilzarten, die die alten Baumstämme zersetzen. Die Nährstoffe landen so wieder im Waldboden und werden von anderen Pflanzen wiederverwertet. Höhlen im Totholz bieten Lebens- und Brutraum für Vogelarten wie die Blaumeise oder den Kauz, Eichhörnchen oder Fledermäuse nutzen die abgestorbenen Bäume als Tages- oder Winterquartier. Doch solche Unterschlupfe sind selten geworden.

Totholz ist äußerst selten geworden

Heutzutage ist nur noch ein bis drei Prozent der Biomasse des Waldes Totholz. Es waren einmal deutlich mehr. Die Urwälder bestanden noch bis ins Mittelalter hinein aus zehn bis dreißig Prozent Totholz. Um den ursprünglichen Zustand zumindest ein Stück weit wiederherzustellen, fördert der Landkreis Neu-Ulm, finanziell unterstützt durch den Freistaat Bayern, über dreihundert Biotopbäume. Das sind Bäume, die am Absterben oder verletzt sind oder die so gewachsen sind, dass sie Tieren Verstecke oder Unterschlupfe geben können.

Waldbesitzer bekommen Geld, wenn sie Totholz im Wald lassen

Waldbesitzende, die mitmachen, erhalten eine Entschädigung von 220 Euro pro Baum und 175 Euro für Totholz. Er oder sie verpflichtet sich damit allerdings auch, den Baum zwölf Jahre lang nicht forstwirtschaftlich zu nutzen. Das kann ein Risiko sein, wenn etwa der Wind ihn umweht, er aber noch Jahre im Wald bleiben muss.

Die Förderung von Biotopbäumen ist sehr unterschiedlich

Revierförster Michael Mayr begutachtet jeden Stamm. Ist er zerklüftet und bietet viele Höhlen oder Verstecke für die Tiere? Mayr misst dann die Mächtigkeit jedes Baumes mit einem Meterstab, denn auch davon hängt die Höhe der Förderung ab. Jedes Exemplar wird dann per GPS-Gerät genau verortet und digital in eine Karte eingetragen. Die Rinde markiert er mit einer Spraydose, damit der Baum nicht versehentlich gefällt wird. Gleich 60 solcher Bäume hat Mayr bei Max Winter entdeckt: „Es ist schön, wenn man durch den Wald geht und den Erfolg sieht. Man hört viel mehr Vögel als früher“, sagt der Forstbesitzer.

Landkreis Neu-Ulm bekommt 120.000 Euro für Naturschutz im Wald

Der Freistaat Bayern stellt allein im Landkreis Neu-Ulm über 120.000 Euro für Naturschutz-Maßnahmen im Wald zur Verfügung. Bayernweit hat der Freistaat vergangenes Jahr mehr als acht Millionen Euro für Naturschutzförderung ausgegeben. Denn neben dem Artenschutz profitiert auch das Klima. Bis ein dicker Stamm vollständig zersetzt ist, vergehen oft Jahrzehnte und so wird das darin gespeicherte CO2 nur sehr langsam an die Atmosphäre abgegeben, beziehungsweise geht es zum Teil auch in den Waldboden über.

Immer mehr Privatwald-Besitzer engagieren sich für Naturschutz

Hatten sich in der Vergangenheit eher Kommunen und Waldgenossenschaften im Naturschutz engagiert, ist den vergangenen Jahren ein Trend zu beobachten. Auch immer mehr Besitzer eines Privatwaldes wollen ihren Beitrag für mehr Artenvielfalt leisten. Interessenten können sich an ihren zuständigen Förster des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten oder die Biodiversitätsberatung an ihrem Landratsamt wenden.

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