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Siemens Werk in Ruhstorf

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Siemens in Ruhstorf: Betriebsrat steht in der Kritik

Kritik am Siemens-Betriebsrat: Laut Medienbericht soll er Mitarbeitern geraten haben, sich auf keinen neuen Investor und somit Arbeitsplätze einzulassen, sondern lieber auf Abfindungen zu hoffen. Der Betriebsrat wehrt sich gegen die Vorwürfe.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Beim Siemens-Standort in Ruhstorf (Lkr. Passau) soll die Hälfte der Arbeitsplätze gestrichen werden. Das wurde vor zwei Jahren bekannt gegeben und führte zu heftiger Kritik. Auch jetzt sorgt der Standort wieder für Schlagzeilen. Grund ist diesmal ein Artikel in der Zeitung "Am Sonntag". Darin wird der Betriebsrat scharf kritisiert.

Machtspiel des Betriebsrats?

Darum geht es: Ein mittelständisches Passauer Maschinenbau-Unternehmen hatte konkrete Pläne zum Weiterbetrieb von Halle 2 in Ruhstorf - auch mit dem Versprechen, zunächst 40, langfristig sogar 100 Arbeitsplätze vor Ort zu sichern. Nach monatelangen Verhandlungen platzte die Übernahme.

Laut "Am Sonntag" beschwert sich jetzt der Investor darüber, dass der Betriebsrat vor Ort nicht mitgezogen und so die Firma vergrault habe. Unter anderem soll die Mitarbeitervertretung den Beschäftigten geraten haben, sich nicht auf den neuen Investor einzulassen und stattdessen auf "dicke Abfindungen" von Siemens zu hoffen. "Am Sonntag" schreibt auch von einem Machtspiel des Betriebsrats gegenüber dem Investor.

"Völlige Verdrehung der Tatsachen"

Vorwürfe, die Betriebsratsvorsitzende Elke Malcher so nicht stehen lassen will. Im BR-Gespräch spricht sie von "völliger Verdrehung der Tatsachen". Das Problem sei vielmehr gewesen, dass es der Investor nicht geschafft habe, eine Vertrauensbasis zu den Mitarbeitern herzustellen. Er habe die Beschäftigten lange im Unklaren gelassen und Bewerbungsgespräche immer wieder verschoben.

"Plötzlich wurden da Bewerbungsgespräche an einem Sonntag gehalten - mit seltsamen Fragen. Mitarbeiter haben mir erzählt, dass es dabei zum Beispiel auch um deren politische Gesinnung und sexuelle Neigung gegangen sei. Das geht meines Erachtens gar nicht." Elke Malcher

Außerdem habe sich der Investor über das Gehalt der Mitarbeiter sehr bedeckt gehalten. Eine Abfindung von Siemens hätten die Beschäftigten auch bei einer Übernahme durch das Passauer Unternehmen erhalten. Von einem Machtspiel könne deshalb nicht die Rede sein.

Der Siemens-Standort Ruhstorf ist zwei Jahren in den Schlagzeilen. Damals wurde bekannt, dass der Konzern etwa die Hälfte der 1.200 Stellen aus betriebswirtschaftlichen Gründen streichen werde. Aktuell arbeiten hier noch rund 900 Beschäftigte.

Es gibt verschiedene Bemühungen um den Standort. Unter anderem will eine Vermarktungsgesellschaft die Ansiedlung neuer Firmen am Standort erreichen.