Frauenschuh-Orchideen im Auwald bei Oberndorf am Lech, im Vordergrund bräunliche Blätter
Bildrechte: BR / Judith Zacher

Einige wenige Exemplare der Orchidee sind übrig geblieben – offenbar nach einem Glyphosateinsatz.

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Seltene Orchideen vernichtet: Naturschützer stellen Strafanzeige

Seltene Orchideen sind im Frühjahr in einem Wald im Landkreis Donau-Ries vernichtet worden. Grund ist offenbar der Einsatz von Glyphosat. Naturschützer fordern einen Ausgleich und strafrechtliche Konsequenzen für den Verursacher des Blumensterbens.

Über dieses Thema berichtete Mittags in Schwaben am .

Die Blume gilt als außergewöhnlich schön und ist zugleich sehr selten: Der "Frauenschuh" steht auf der Roten Liste und wird streng geschützt. Besonders gern wächst die Orchidee in lichten Wäldern. Auf einer Fläche im Auwald bei Oberndorf am Lech standen bis vor einigen Monaten noch über 100 Exemplare.

Orchideen und andere Pflanzen mit Glyphosat vernichtet

Jetzt hat der Bund Naturschutz Strafanzeige gestellt, denn fast alle der rund 100 Frauenschuhexemplare sind verschwunden. Bereits im Frühjahr hatten Naturschützer entdeckt, dass mitten im Auwald auf einer mehrere Meter breiten und langen Schneise der Boden mit dem Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat behandelt wurde – was den Bewuchs auf dem Boden weitestgehend vernichtete.

Einsatz von Spritzmittel nicht bestritten

Im Donau-Rieser Landratsamt äußert man sich wegen des laufenden Verfahrens derzeit nicht zu dem Fall. Im Frühjahr hatte man dort von einem "gravierenden Eingriff" gesprochen. Man habe Kontakt mit dem Waldbesitzer aufgenommen, der damals nicht geleugnet habe, das Spritzmittel angewandt zu haben. Er wurde sofort aufgefordert, das künftig zu unterlassen. Ermittlungen wurden aufgenommen.

Bund Naturschutz fordert Einsatz für neue Orchideen

Neben der Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft in Augsburg hat der Bund Naturschutz bei der Regierung von Schwaben einen Antrag auf Sanierung nach dem Umweltschadensgesetz gestellt. Die Naturschützer fordern, alle waldbaulichen Maßnahmen, die eine weitere Verschlechterung bedeuten könnten, zu unterlassen. Sie schlagen vor, den Bestand des Frauenschuhs auf der Fläche wiederherzustellen und diese zu optimieren. Der Eigentümer der Waldfläche soll außerdem verpflichtet werden als Ausgleich die Fläche eines naheliegenden Standorts so lange aufzuwerten, bis dort weitere 100 Exemplare der Orchidee wachsen.

Viele Jahre bis zur Frauenschuh-Blüte

Die Naturschützer bieten an, die Entwicklung zu überwachen. Allerdings werde das lange dauern: Bis aus dem staubfeinen Samen des Frauenschuhs Keimlinge und blühfähige Exemplare entstehen, kann es laut einer Mitteilung des Bund Naturschutzes sechs bis zehn Jahre dauern. Die Naturschützer betonen, die Bedeutung vorhandener Standorte der Orchidee – denn um zu wachsen sei der Frauenschuh von bestimmten unterirdischen Pilzgeflechten abhängig.

Projekt mit Wasserbüffeln soll Orchidee helfen

Ganz in der Nähe der zerstörten Fläche läuft bereits eine aufwendige Schutzmaßnahme zum Erhalt der Orchidee. Mit einer Ausnahmegenehmigung des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten beweiden fünf Wasserbüffel ein fünf Hektar großes Waldgebiet. Eigentlich ist das nicht erlaubt. Waldflächen dürfen normalerweise nicht als Weide genutzt werden. Hier aber sollen die Wasserbüffel für die Orchideen Büsche und Gestrüpp abfressen, damit mehr Licht in den Wald kommt, und der Frauenschuh besser wachsen kann. 10.000 Euro kostet das Projekt innerhalb von vier Jahren.

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