Selb kennen viele als die ehemalige Hochburg des Porzellans. Große Namen wie Rosenthal und Hutschenreuther sind untrennbar mit dem Namen der oberfränkischen Grenzstadt verbunden. Doch die Stadt hat noch mehr zu bieten: Sie ist auch eine Talentschmiede für die Automobilindustrie. An der dortigen Fachschule für Design werden junge Leute ausgebildet, die später oft in den Designabteilungen der Automobilindustrie landen.
"Clay Modelling": Das gibt es in dieser Qualität nur in Selb
Die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklasse an der Fachschule für Produktdesign in Selb formen aus einer Art Hightech-Knetmasse Modelle in unterschiedlichen Maßstäben. "Clay Modelling", also Ton-Modellierung, nennt sich die Methode und hilft, ein Gespür für Formen und Oberflächenstrukturen zu entwickeln. Die Schule in Selb ist bundesweit die einzige, die das "Clay Modelling" in dieser Qualität anbietet. Diese Art des dreidimensionalen Modellbaus ist in der Branche sehr hilfreich.
"Wenn man das Modellieren am Modell versteht, dann hilft das auch unglaublich in der Praxis und am Computer. Das sind Erfahrungen, die einem sonst keiner geben kann." Alexander Haberberger, Schüler
Staatlich geprüfter Produktdesigner: In der Branche gern gesehen
In der Automobilbranche sind die Absolventen aus Selb gern gesehen, allein schon der Modellbau macht sie bei den Herstellern begehrt. Vier Jahre dauert die Ausbildung an der Fachschule für Produktdesign, die sich nach dem Niedergang der Porzellanindustrie aus der Porzellanfachschule Selb entwickelt hat. Pro Jahr verlassen etwa 50 Absolventen als "Staatlich geprüfte Produktdesigner" die Lehranstalt – die meisten finden sofort einen Job.
Kooperationen mit Automobilzulieferern der Region
Seit Mitte der 1990er-Jahre bildet die Fachschule in Selb gezielt Produktdesigner aus. Die Schule unterhält Kooperationen mit Automobilzulieferern aus der Region, und auch mit großen deutschen und internationalen Autobauern.
Neben dem Bau von echten Modellen lernen die Schülerinnen und Schüler in Selb auch, wie man am Computer digitale 3D-Modelle entwickelt. Die Grundlage für die weitere Arbeit. Der stellvertretende Schulleiter Armin Dick unterrichtet unter anderem dieses Fach, das für angehende Produkt-Designer heute elementar ist.
Der gute Ruf reicht bis nach Südkorea
Die Wurzeln der Fachschule reichen zurück bis ins Jahr 1909. Jahrzehntelang wurden hier Porzellan- und Dekor-Designer ausgebildet. Doch Anfang der 1990er Jahre steckte die Porzellanindustrie in einer tiefen Krise. Traditionsunternehmen schlossen. Die Fachschule fand aber schnell ein neues Aufgabenfeld. Automobildesign ist heute der wohl bekannteste Schwerpunkt der Ausbildung. Der gute Ruf reicht der Fachschule bis nach Südkorea. So kam beispielsweise der 26-jährige Seung Ho für die Ausbildung von Seoul nach Selb: auf Empfehlung von einer anderen Koreanerin, die die Schule besucht hatte.
Nur 50 Plätze: Die Nachfrage ist groß
Wer möchte, kann sich in Selb auch im Bereich Grafik oder im klassischen Produktdesign spezialisieren. Es werden momentan zum Beispiel neue Ideen für Alltagsgegenstände wie Pflanzgefäße und Kleinmöbel entwickelt. Die Nachfrage nach den rund 50 Plätzen pro Jahr ist groß. Bis zum Jahr 2025 soll in Selb ein geräumiger Neubau für die Designschule entstehen - auf dem Areal der ehemaligen Hutschenreuther Porzellanfabrik.
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