Handschlag zwischen Seehofer und Söder nach der CSU-Vorstandssitzung

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Seehofer und Söder: Der große Frieden oder Zweckbündnis?

Der CSU-Machtkampf ist mit einem Handschlag zwischen Seehofer und Söder beendet worden. Ist es der große Frieden, oder ein Zweckbündnis auch mit Blick auf Berlin und mit Mindesthaltbarkeitsdatum bis zur Landtagswahl? Eine Analyse von Sebastian Kraft

Über dieses Thema berichtet: BR24extra am .

Horst Seehofer streckt die Waffen. Um den ungeliebten Rivalen Markus Söder zu verhindern werden ihm viele Manöver nachgesagt, das letzte war die Installierung eines Beratergremiums für Personalfragen, das Söder nicht unbedingt freundlich gegenüber stand. Jetzt scheint Seehofer erkannt zu haben, dass nur er noch zusammen mit Söder die Partei aus der existentiellen Krise führen kann. Ein einfacher Prozess war das nicht - weder für ihn, noch für die Partei.

Die Rivalen schütteln sich die Hände - ein Bild für die Geschichtsbücher

Ein Bild - und ein Satz. Das ist die Zusammenfassung dieses ereignisreichen Tages bei der CSU. Das Bild hat Potential für einen Platz in den parteieigenen Geschichtsbüchern: Seehofer und Söder reichen sich zu Beginn der Vorstandssitzung die Hand, Fotografen und Kameras können (ganz im Sinne der CSU) diese Bilder problemlos einfangen. Nach all den Querelen und spitzen Bemerkungen der Vergangenheit wohl der entscheidende Moment, um wieder Einigkeit und Geschlossenheit herzustellen. Alles Historische müsse zurücktreten, heißt es später noch.

Was Berlin mit Bayern zu tun hat

Den entscheidenden Satz schiebt Seehofer dann auf der Pressekonferenz hinterher: "Versagen in Berlin ist gleichzeitig das Einleiten einer Niederlage in Bayern." Seehofer hat erkannt, dass er alleine nicht mehr die Kraft hat, die absolute Mehrheit bei den Landtagswahlen in Bayern zu verteidigen. Gleichzeitig hat die CSU - und auch Markus Söder - erkannt, dass sie ohne Seehofer in Berlin nicht bestehen können. Zu verworren ist die Lage in der Hauptstadt, zu schwierig die Regierungsbildung - und zu existentiell die Lage daheim in Bayern.

Der Konsens war schwierig für Seehofer

Seehofer und Söder, die beiden "Stärksten ziehen an einem Strang" - das haben sich in der CSU viele freilich schon seit Wochen gewünscht. Söder wäre zu der jetzt erarbeiteten Konsens-Variante lange bereit gewesen, Seehofer nicht. Und so ist es ein bisschen wie zwischen Seehofer und Merkel beim Streit um die Obergrenze: Alles hat eben seine Zeit. Seehofers Schachzug von letztem Donnerstag, Söder über ein Beratergremium aus Barbara Stamm, Edmund Stoiber und Theo Waigel noch verhindern zu wollen, entpuppte sich als Luftnummer. Die Weichen in der Landtagsfraktion waren da längst in Richtung Markus Söder gestellt, der Prozess unumkehrbar.

Seehofer hat erkannt: Ohne Söder geht es nicht weiter

Stellt sich die Frage, ob der Frieden nicht zu spät kam. Im Streit mit Angela Merkel um die Obergrenze ging die Rechnung am Ende bekanntlich nicht auf. Allerdings gab es damals einen Unterschied: Der Frieden von Anfang Februar 2017 zwischen Seehofer und Merkel (übrigens am selben Ort wie heute mit Söder) war zu sehr aufgesetzt und inszeniert. Seehofers Auftreten heute, seine teils nachdenklichen Worte auf der Pressekonferenz zeigen: Er meint es ernst. Auch, weil er nicht mehr anders kann.

Söder - jetzt auch im Verhandlungsteam mit der SPD

Erstaunlich offen lässt sich der CSU-Chef in die Karten schauen, verkündet schon gemeinsame Auftritte am Politischen Aschermittwoch und beim traditionellen Schwabinger Fischessen. Verkündet im selben Atemzug, dass Söder dem Verhandlungsteam mit der SPDin Berlin angehören wird - bei den Jamaika-Sondierungen hatte er ihn noch ausgebremst. Die erste Personalentscheidung haben beide auch schon getroffen, berichtet Seehofer: Andreas Scheuer soll nach Seehofers Wiederwahl auf dem Parteitag in zwei Wochen CSU-Generalsekretär bleiben.

Beider Schicksal hängt an der Landtagswahl

Im Gegensatz zu Seehofer und Merkel sind Seehofer und Söder in einer "Schicksalsgemeinschaft", wie der Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach resümiert. Beider Schicksal hängt am Erfolg der Landtagswahlen in Bayern. Verliert die CSU, müssten beide um ihre Ämter fürchten. Beide wissen, dass sie sich am Riemen reißen müssen: Horst Seehofer muss als Parteichef den Landtagswahlkampf organisieren, an dessen Spitze Söder steht. Söder muss als Ministerpräsident Seehofer in Berlin unterstützen. Da sich beide in politischen Fragen nur um Nuancen unterscheiden, sollte das eigentlich kein Problem sein - solange es nicht wieder ins Persönliche geht.