Ein 16-Jähriger hat einer bewusstlosen Frau am Ostbahnhof in München Erste Hilfe geleistet. Der Jugendliche fand die 68-Jährige am Montag auf dem Weg zur Schule im Toilettenbereich des Bahnhofs. Das teilte die Polizei am Dienstagmorgen mit.
Der 16-Jährige handelte richtig und beherzt: Er brachte die Frau in die stabile Seitenlage und bat einen Mitarbeiter der Bahn, die Rettungskräfte und die Polizei am Bahnhof zu alarmieren.
Schüler hilft bei Reanimation der Frau
Als ein Polizist feststellte, dass die Frau nicht mehr atmete, half der Schüler auch bei der Reanimation. Die Frau wurde ins Krankenhaus gebracht. Ihr Zustand sei wieder stabil, hieß es von der Polizei.
Der 16-Jährige hatte bei der freiwilligen Feuerwehr einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert – und dabei offenbar alles Wichtige gelernt.
Wie kann man in solchen Notfällen helfen?
Aber wie geht Erste Hilfe und Reanimation gleich nochmal? Da der letzte Kurs bei vielen Menschen meist lange Zeit zurückliegt, trauen sie sich in solchen Situationen nicht zu, wirklich unterstützen oder sogar Leben retten zu können.
Das Bayerische Rote Kreuz in München bietet Kurse zur Auffrischung an und gibt hier hilfreiche Tipps, damit jeder so vorbildlich reagieren kann wie der 16-jährige Münchner. Denn laut BRK gibt es nur einen Fehler in Notfallsituationen: nichts zu tun.
Zehn Erste-Hilfe-Tipps des Deutschen Roten Kreuzes
Überblick schaffen! Verschaffen Sie sich zuerst einen Überblick. Wie viele Menschen sind verletzt? Wer braucht meine Hilfe zuerst? Bleiben Sie ruhig, handeln Sie überlegt und beherzt.
Raus aus der Gefahrenzone! Bringen Sie die Betroffenen aus der Gefahrenzone, aus dem Wasser oder von der Straße. Sichern Sie die Unfallstelle ab, zum Beispiel mit einem Warndreieck.
Notruf 112 absetzen! Dabei sollten Sie immer die die fünf "Ws" des Notrufs beachten: Wo? Was? Wie viele? Welche? Warten! Das letzte W bedeutet, dass man eventuelle Rückfragen der Notrufleitstelle abwarten sollte.
Ansprechen und zuhören! Stellen Sie sich dem Verletzten vor, sagen Sie, dass Sie helfen und bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes bleiben werden. Erklären Sie immer, was Sie gleich tun werden (Beispiel: "Ich verbinde jetzt Ihre Wunde."). Nehmen Sie den Betroffenen ernst. Hören Sie zu, beachten Sie seine Wünsche.
Atemkontrolle! Überprüfen Sie bei Personen, die nicht auf Anfassen oder Ansprechen reagieren, die Atmung. Schauen Sie, ob der Brustkorb sich hebt, prüfen Sie, ob Atemgeräusche hörbar oder spürbar sind. Möglicherweise kann es hilfreich sein, den Kopf in den Nacken zu beugen. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob eine normale Atmung vorhanden ist, beginnen Sie unverzüglich mit der Wiederbelebung.
Bei Bewusstlosigkeit: Stabile Seitenlage! Betroffene, die normal atmen, aber nicht auf Ansprache reagieren, kommen in die Stabile Seitenlage. Knien Sie sich dazu neben den Betroffenen und strecken Sie dessen Beine. Winkeln Sie den Ihnen nahen Arm nach oben an und legen Sie ihn neben den Kopf (die Handfläche zeigt nach oben). Greifen Sie den Ihnen fernen Arm am Handgelenk und kreuzen Sie ihn vor der Brust des Betroffenen. Legen Sie die Hand des Bewusstlosen an seine Wange und halten Sie den Arm in dieser Position.
Greifen Sie an das Ihnen ferne Bein, beugen Sie es und ziehen Sie den Bewusstlosen zu sich herüber. Richten Sie das nun oben liegende Bein so aus, dass der Oberschenkel im rechten Winkel zur Hüfte liegt.
Überstrecken Sie den Hals des Betroffenen, um die Atemwege frei zu machen, und öffnen Sie leicht dessen Mund. Richten Sie die unter der Wange liegende Hand so aus, dass der Kopf überstreckt bleibt. Rufen Sie den Notarzt, wenn noch nicht geschehen.
Symbolbild: Eine Frau leistet Erste Hilfe, bis der Rettungsdienst eintrifft.
Bei nicht-normaler Atmung oder Kreislaufstillstand: Wiederbelebung! Alarmieren Sie den Notarzt, wenn der Betroffene bewusstlos ist und nicht normal atmet. Beginnen Sie dann mit der Herzdruckmassage. Legen Sie hierzu Ihre aufeinander liegenden Hände in die Mitte des Brustkorbs und drücken Sie mit gestreckten Armen das Brustbein 5 bis 6 cm nach unten (Frequenz: 2 Mal pro Sekunde).
Öffnen Sie nach 30 Druckmassagen wieder die Atemwege durch Neigen des Kopfes nach hinten bei gleichzeitigem Anheben des Kinns. Verschließen Sie mit dem Daumen und Zeigefinger den weichen Teil der Nase des Betroffenen. Öffnen Sie den Mund des Betroffenen bei weiterhin angehobenem Kinn. Atmen Sie normal ein und legen Sie Ihre Lippen dicht um den Mund des Betroffenen. Blasen Sie eine Sekunde lang gleichmäßig Luft in den Mund des Betroffenen, so dass sich der Brustkorb des Betroffenen sichtbar hebt. Beatmen Sie den Betroffenen ein zweites Mal.
Die Beatmungen sollten insgesamt nicht länger als fünf Sekunden dauern. Führen Sie die Wiederbelebungsmaßnahmen im Verhältnis von 30 Herzdruckmassagen zu zwei Beatmungen im schnellen Wechsel kontinuierlich fort.
Wiederbelebungsmaßnahmen auch ohne Beatmung möglich
Der Deutsch Rat für Wiederbelebung (German Resuscitation Council GRC) schlägt in seinen Reanimationsleitlinien 2021 vor, die Beatmung der Betroffenen wegzulassen und lediglich die Herzdruckmassage durchzuführen (s.o.), mit einer Frequenz von 100 bis 120 Wiederholungen in der Minute.
Bei Erstickungsgefahr: Zwischen Schulterblätter schlagen! Sollte eine Person deutliche Zeichen des Erstickens zeigen, schlagen Sie bis zu fünf Mal mit der flachen Hand auf den Rücken zwischen die Schulterblätter, wenn der Betroffene nach Luft ringt, aber bei Bewusstsein ist. Der Betroffene soll sich dabei nach vorne beugen.
Wenn sich der Zustand nicht bessert: Stellen Sie sich hinter den Betroffenen, beugen Sie seinen Oberkörper nach vorne, umfassen Sie ihn mit beiden Armen von hinten. Legen Sie die Faust einer Hand in den Oberbauch-Bereich unterhalb des Brustbeins. Umfassen Sie mit der anderen Hand die Faust und drücken Sie bis zu fünf Mal ruckartig kräftig nach hinten oben.
Bei starker Blutung: Druckverband anlegen! Verletzten hinlegen, Handschuhe anziehen. Wundauflage des Verbandpäckchens auf die Wunde legen und zwei Mal umwickeln. Druckpolster auf die Wundauflage bringen (zum Beispiel zwei Verbandpäckchen) und unter Zug weiter umwickeln. Darauf achten, dass der Druck nicht zu stark ist (keine Stauung anlegen).
Bleiben Sie, bis der Rettungsdienst übernimmt! Überprüfen Sie die Verbände, die Atmung oder das Bewusstsein. Für einen Betroffenen ist Ihre Hilfe viel wert, selbst, wenn Sie nur "Händchen halten".
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