Das Löwenmännchen mit Namen Kiron ist ein echtes Prachtexemplar seiner Art. Stattlich gebaut, mit voller Mähne und stolzem Blick zieht der indische Löwe die Blicke der Besucher auf sich. Vergangenes Jahr ist er aus dem Frankfurter Zoo nach Nürnberg gekommen, um hier seine neue Liebe kennenzulernen: Löwin Aarany. Der Kater ist vier Jahre alt, die Löwin ist sechs.
Nach Nürnberg kam der Löwe auf Empfehlung des Europäischen Zuchtprogrammes EEP. Kiron soll nun in Nürnberg für Nachwuchs sorgen. Pflegerin Alexandra Hoffmann arbeitet täglich mit den beiden Löwen, die als die größten Art aus der Tierfamilie der Katzen gelten. Kiron sei ein sehr umgänglicher Kater, berichtet die Pflegerin. Man merke allerdings schon, dass er erst vier Jahre alt ist und zum ersten Mal mit einer Löwin zusammenlebt: "Er ist noch recht jung und dementsprechend noch ein bisschen schelmenhaft und albern."
Löwe Kiron zeigt großes Interesse an Löwin Aarany
Die sechsjährige Aarany macht sich manchmal rar, sie will sich offenbar ein bisschen von ihrem Gefährten umwerben lassen. Im Raubtierhaus liegt sie gerade weit oben auf den Steinen und schickt nur ein paar Blicke nach unten, wo Kiron lautes Gebrüll von sich gibt, das das ganze Haus zum Zittern bringt. Kiron macht klar, wer dort der Herr ist. Seit Ende Januar sind sie schon zusammen und laut Pflegerin Alexandra Hoffmann klappt das ziemlich gut.
Behutsam hat der Tiergarten die beiden Löwen nach und nach aneinander gewöhnt. Es gab nur ein paar kleine Raufereien zwischen den beiden Großkratzen, die sich, wenn sie wollten, gegenseitig zerfleischen könnten. Aber das ist nicht geschehen. Im Gegenteil, die beiden haben sich sehr gut zusammengerauft. Alexandra Hoffmann ist häufig in ihrer Nähe und beobachtet, dass sie sich gut verstehen: "Die beiden liegen auch gerne nebeneinander, auch in den Strohhöhlen draußen suchen sie die gegenseitige Nähe. Sie kuscheln und spielen miteinander."
Löwen sind sehr verfressen, aber streiten nicht ums Futter
Alexandra Hoffmann arbeitet täglich mit den Großkatzen, von denen es nur noch wenige Exemplare weltweit gibt. Gleich ist Fütterungszeit. Heute stehen Huhn und Kaffernbüffel auf dem Speiseplan. Kiron und Aarany kriegen mal viel und dann gibt es wieder Fastentage für die Löwen, so wie in der Natur auch. So versuchen die Pfleger das Leben in freier Wildbahn bei der Fütterung zu imitieren. "In der Natur müssen die Löwen jagen, um zu überleben. Aber es ist natürlich nicht jeder Tag erfolgreich und wenn das so ist, dann müssen sie eben ohne Fleisch durchhalten und das ahmen wir mit unserer Fütterungsweise nach", erklärt die Pflegerin.
Gefressen wird im Freien. Alexandra Hoffmann wird die Raubkatzen gleich rauslassen, vorher verteilt sie das Fleisch im Gehege. Die Fütterung ist eine sensible Sache. Das Team des Nürnberger Tiergartens musste die beiden daran gewöhnen, dass sie zur selben Zeit Futter bekommen. "Vorher sind sie nur getrennt gefüttert worden, weil man ja auch Futterneid haben kann und die sind beide sehr verfressen", erklärt Hoffmann, "aber inzwischen funktioniert es richtig gut und jetzt haben wir ein top eingespieltes Löwenpaar."
Löwen haben sich schon gepaart
Aarany und Kiron laufen stolz im Außengehege ein und schnappen sich jeder gleich einen dicken Fleischbrocken, den sie genüsslich mit ihren großen Zähnen zerkauen. Die Pfleger sind zufrieden mit den beiden und hoffen, dass es weiter so gut läuft. Und sie verraten ein Geheimnis: Die Löwen haben sich schon gepaart. Womöglich ist bereits Nachwuchs unterwegs. Für Aarany wäre es der erste Wurf.
Nicht nur für den Nürnberger Tiergarten wäre das ein riesiger Erfolg, betont Zoo-Kuratorin Diana Koch: "Das wäre vor allem auch super für die europäische Population, die ex-sito, also außerhalb der Natur gehaltene Population. In Europa haben wir da nur noch etwas über hundert Tiere momentan." Die Unterart des Asiatischen Löwen, auch Indischer Löwe genannt, gilt laut Weltnaturschutzunion (IUCN) als "stark gefährdet". Aktuell gibt es nur eine einzige Population im Gir-Nationalpark in Indien und angrenzenden Gebieten, wo nach einer Schätzung im Jahr 2017 rund 630 Tiere lebten.
Zucht wäre riesiger Erfolg
Alle im Tiergarten hoffen, dass es mit dem Löwen-Nachwuchs klappt. Gepaart haben sie sich ja nun schon. Alexandra Hoffmann weiß wann das war und hat ganz heimlich schon ein mögliches Geburtsdatum berechnet. Sie will aber auf keinen Fall verraten, wann das ist. Das Datum bleibt streng geheim und noch ist ja auch gar nicht sicher, ob es wirklich klappt. Aber toll wäre es natürlich schon. Mit einem breiten Lächeln im Gesicht sagt die Pflegerin dann noch diesen Satz: "Wenn wir dieses Jahr Löwenjunge hätten und die Aarany beim ersten Mal erfolgreich aufzieht, das ist besser als ein Sechser im Lotto." Nur Aarany fühlt, was wirklich Sache ist. Alle anderen müssen sich gedulden. Aber hoffentlich wird es ja was mit dem großen Wurf im Nürnberger Tiergarten.
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