Im Landkreis Günzburg wirbt der Internetanbieter LEW gerade für eine Technologie, mit der es vielen Menschen nicht schnell genug gehen kann: Schnelles Internet via Glasfaserkabel ist ein gefragtes Produkt, und das nicht erst, seit die Pandemie Homeoffice und Homeschooling zum Alltag gemacht hat. Doch das ist offenbar nicht überall so. Im Landkreis Günzburg stößt das Angebot allerdings auf Hindernisse.
Mindestzahl an Kunden für Glasfaser benötigt
In der Gemeinde Offingen kann aktuell mit 16 bis 50 Mbit gesurft werden. Zum Vergleich: Mit Glasfaser wären 1.000 Mbit möglich, die Verbindung würde mit der neuen Technik um ein Vielfaches schneller werden. Allerdings müssten dafür die Kundinnen und Kunden mitziehen, erklärt LEW-Pressesprecher Ingo Butters: "Sonst ist so ein Netz für uns einfach nicht wirtschaftlich."
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Internetanbieter muss extra für schnelles Netz werben
Rund ein Drittel der Haushalte müsste sich für einen Internetanschluss anmelden, damit der Anbieter Glasfaser verlegt. In der ersten Projektphase, die von Mitte Februar bis Ende April dauerte, meldeten sich allerdings noch nicht genug Haushalte aus Offingen an. Die LEW haben den Zeitraum deshalb um einen Monat verlängert und nochmals Infopost an die Haushalte verschickt.
Bürger fühlen sich gut versorgt
Warum die Menschen in Offingen keinen Glasfaseranschluss buchen, hat unterschiedliche Gründe. Die einen halten schnelleres Internet nicht für nötig, weil sie überwiegend Bankgeschäfte erledigen oder Mails verschicken und datenintensive Angebote wie Filme in hoher Auflösung weniger nutzen. Andere stören sich an den etwas höheren Preisen für die schnelleren Tarife. Gerade als Singlehaushalt dürfte ein normaler Breitbandanschluss in den meisten Anwendungsbereichen zurzeit noch problemlos ausreichen. Was also bringt Glasfaser dem Otto-Normalverbraucher?
Glasfaser erleichterte den Lockdown
"Als Familie haben wir davon profitiert", sagt Sandra Schablas. Sie betreibt einen Stoffladen in Meitingen im Landkreis Augsburg sowie einen Online-Shop. Im Lockdown, als auch die Kinder zuhause per Fernunterricht über das Internet mit der Schule in Kontakt blieben, funktionierte mit dem normalen DSL-Anschluss wenig. "Wenn man was hochladen wollte, hat das ewig gedauert, man hat sich gefühlt wie früher mit dem Modem", sagt Schablas. Also holte sich die Familie einen schnellen Zugang mit 100 statt 16 Mbit/s. Seitdem laufe es ohne Probleme.
Schnelles Internet erhöht Immobilienwert
Offingens Bürgermeister Thomas Wörz hat in einem Brief noch einmal an alle Einwohner appelliert. Glasfaser sei wichtig für die Zukunft der Gemeinde und steigere auch den Wert der Immobilien, heißt es darin. "Ältere Menschen denken vielleicht, das brauche ich nicht. Aber wenn das Haus an die Kinder übergeben wird, dann brauchen die es ziemlich sicher", so Wörz.
Wer die Entwicklungen der Vergangenheit auf die Zukunft überträgt, wird Offingens Bürgermeister Recht geben. Lag Ende der 90er-Jahre die Geschwindigkeit mit ISDN noch bei 64kbit/s, also 0,06 Mbit/s, hat sie sich durch Breitband verhundert- beziehungsweise vertausendfacht. Der Wunsch nach schnelleren Übertragungsraten dürfte gerade auch durch technische Weiterentwicklungen in den kommenden Jahren weiter steigen.

Mit einem Glasfaseranschluss ist Surfen in Hochgeschwindigkeit möglich. In manchen Gegenden sind noch nicht alle davon überzeugt.
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