Der Draxlhang im Skigebiet Brauneck: Ein wenige Meter schmales Schneeband zieht sich einen ansonsten grünen Hang hinauf. Am linken Rand stehen die Schlepplift-, am rechten Rand die Flutlicht-Masten.
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Skifahren auf dem weißen Band: Vielerorts bestehen Pisten derzeit aus schmalen Streifen. Wer davon abkommt, landet schlimmstenfalls auf Geröll.

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Schneearme Pisten: Nicht ungewöhnlich, aber gefährlich

Skifahren ist derzeit vielerorts nur auf schmalen Schneebändern möglich. Die Verletzungsgefahr abseits der Pisten steigt - zwei Jugendliche sind bereits ums Leben gekommen. Mit wenigen Regeln könne man sich schützen, sagt ein Experte.

Viel Schnee und ordentliche Kälte schon vor Weihnachten: Eigentlich hatte die Ski-Saison vielversprechend begonnen. Doch der Traum war schnell wieder vorbei. Neuschnee gibt es derzeit keinen - wenn überhaupt etwas vom Himmel kommt, dann ist es Regen. Im Bayerischen Wald und auf einem Großteil der Allgäuer Pisten ist an Skifahren derzeit überhaupt nicht zu denken. Andernorts müssen die Pisten mühsam präpariert werden und ziehen sich wie weiße Bänder durch eine ansonsten grüne oder spärlich überzuckerte Landschaft.

Auf solch schmalen Schneestreifen müssen Skifahrerinnen und Skifahrer besonders vorsichtig sein, denn wer von der Piste abkommt, landet nicht im Tiefschnee, sondern womöglich in steinigem Gelände. Am Mittwoch starben zwei 17-Jährige im österreichischen Skigebiet Steinplatte: Sie fuhren über den Pistenrand und stürzten etwa 60 Meter über teils mit Steinen durchsetztes und kaum mit Schnee bedecktes Alm- und Wiesengelände.

Keine Sicherungen abseits der Pisten

Ein Sprecher der Polizei warnte grundsätzlich: "Aufgrund der geringen Schneelage ist es nicht ratsam, außerhalb des präparierten Geländes zu fahren." Rutsche man bei einem Sturz auf der Piste über diese hinaus, sei die Verletzungsgefahr etwa an Steinen höher als bei viel Schnee. Abseits der Piste bringen die Betreiber auch keine Sicherungen an. "Unsere Verkehrssicherungspflicht gilt für die Piste", erklärt auf Anfrage Verena Tanzer, eine Sprecherin der Bayerischen Zugspitzbahn, "nicht für den Bereich außerhalb."

Es gebe Fangnetze vor allem für Steilkurven, Prallschutz an Liftanlagen und die Piste sei mit orangen Markierungen in regelmäßigen Abständen abgesteckt. Ob der Bereich abseits der Piste befahrbar sei, wäge der Gast ab - nicht der Pistenbetreiber.

Experte: Schmale Pisten weder ungewöhnlich noch unbekannt

"Mitunter nicht ganz ungefährlich" sei die aktuelle Situation auf den Pisten, bestätigt auch Andreas König von der Stiftung Sicherheit im Skisport im BR-Interview - ungewöhnlich sei sie dagegen nicht. "Wenn es im Frühjahr zu tauen beginnt, haben wir auch schmale Pisten." Die Situation sei also "nicht unbekannt". Und es gelte, was immer gilt in solchen Lagen: "Ich muss mein Verhalten an die Situation anpassen."

Soll heißen: Rücksicht nehmen, vorausschauend fahren, beim Überholen Abstand halten und - "ganz ganz wichtig: langsamer fahren. Die Geschwindigkeit ist zwar das Tolle am Skifahren, aber auch wenn es nicht immer einfach ist: Man muss sich an der eigenen Vernunft packen; Sicherheit geht vor." Einen Helm sollte jeder Skifahrer, jede Skifahrerin tragen; am besten auch einen Rückenprotektor, "der macht insbesondere bei Kindern Sinn", sagt der Experte. Mit den "normalen Regeln der Vernunft", wie König sie nennt, können auch viele Menschen gleichzeitig auf schmalen Pisten Spaß haben.

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