Das Pflegeheim Fuchsenmühle in Ochsenfurt wird geschlossen. Diese Ankündigung des bisherigen Trägers zieht weite Kreise. Generell sind Heimschließungen kein Einzelfall. Das Schicksal der Betroffenen in Ochsenfurt hat allerdings über die Region hinaus zu zahlreichen Seiten Reaktionen geführt und es gibt Kritik am Vorgehen des Trägers.
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Landkreis Würzburg sucht nach Lösungen
Verantwortliche im Landkreis Würzburg gehen derzeit verschiedene Lösungs-Szenarien durch. Es gelte nun, kurz- und mittelfristige Lösungen für die über 60 Bewohnerinnen und Bewohner zu finden, aber auch die Zukunft der Seniorenarbeit und der stationären Pflege im Raum Ochsenfurt zu klären, so das Landratsamt.
Region Ochsenfurt braucht mehr Pflegeheimplätze
Das größte Problem scheint der Zeitrahmen, denn das Heim in Ochsenfurt soll bereits Ende April geschlossen werden. "Ich war von dieser Kurzfristigkeit sehr überrascht und auch schockiert", äußert sich Landrat Thomas Eberth (CSU). Die Unterbringung der Bewohner sei herausfordernd und auch ein Wegfall der Plätze stelle ein großes Problem dar. Das bestätigte auch Ochsenfurts Bürgermeister Peter Juks (UWG) im Gespräch mit BR24: "Selbst, wenn wir die Bewohner alle irgendwo anders unterbringen, dann schieben wir das Problem ja nur vor uns her. Wir brauchen diese Plätze in der Region um Ochsenfurt."
Am Freitag soll es nun erneut ein "Krisengespräch" geben, mit dabei sind Fachstellen und Träger von Senioreneinrichtungen in der Region. "Wir wollen den Betreiber nicht aus der Pflicht lassen, dennoch müssen wir verschiedene Szenarien durchspielen", so der Landrat.
Versorgungsverträge künftig nur für gemeinnützige Träger?
Kritik an der Vorgehensweise des Betreibers Curata kommt auch vom Bundesverband der kommunalen Senioren- und Behinderteneinrichtungen (BKSB). "Der Wegfall der Pflegeheimplätze wird in vielen Regionen Deutschlands zu Versorgungsengpässen führen, wenn die Kommunen und ihre Pflegeheime nicht eingreifen", heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung. Mit dem Insolvenzantrag stehle man sich aus der Verantwortung. Vom Bundesgesetzgeber fordert der BKSB eine Anpassung der Gesetzgebung insofern, dass künftig nur noch gemeinnützige Träger einen Versorgungsvertrag erhalten sollen.
Würzburger Kommunalunternehmen: Übernahme schwierig
Erste Anfragen für Übernahmen oder andere Lösungen seien bei kommunalen Trägern im Raum Ochsenfurt bereits eingegangen. Viele hoffen, dass das Kommunalunternehmen (KU) des Landkreises Würzburg die Fuchsenmühle übernimmt. Eva von Vietinghoff-Scheel aus dem Vorstand des KU hält das jedoch für "unglaublich schwierig" – die Zeit für eine geregelte Übernahme sei viel zu kurz. Auch habe es noch keine offizielle Anfrage für eine Übernahme seitens Curata gegeben, sagt von Vietinghoff-Scheel.
Curata-Gruppe will Bewohner und Mitarbeiter unterstützen
Auf die Kritik an dem kurzfristigen Vorgehen reagiert die Curata-Gruppe auf Anfrage: "Eine frühere Information kam nicht in Betracht, solange Alternativen zum gerichtlichen Sanierungsverfahren noch möglich erschienen." Vom Unternehmen heißt es weiter, dass Landkreis und Heimaufsicht über die Schließung informiert worden seien.
Bezüglich der Zukunft der Bewohner nach einer Schließung schreibt das Unternehmen: "Die Curata steht für die Suche nach geeigneten Alternativen für die Bewohnerinnen und Bewohner des Haus Fuchsenmühle auch mit anderen Betreibern in Kontakt." Weitere Details werden nicht genannt. In einer vorherigen Anfrage von BR24 hieß es, dass die Senioren der Fuchsenmühle Angebote erhalten, in ein anderes Haus der Curata Gruppe zu wechseln. Auch die Mitarbeiter sollen Angebote in anderen Häusern bekommen.
Betroffene wollen Angehörige in ihrer Nähe haben
Für viele Angehörige ist eine solche Verlegung jedoch keine zufriedenstellende Option. "Ich möchte nicht, dass die Mama in Nürnberg, München oder Stuttgart ist. Dann können wir sie gar nicht mehr oder nicht mehr so leicht besuchen", erzählt eine Betroffene. Ihre 95-jährige Mutter ist aktuell im Pflegeheim Fuchsenmühle untergebracht. Wie es für sie und die übrigen etwa 60 Bewohnerinnen und Bewohner weitergeht, bleibt unklar.
- Zum Artikel "Wenn Mama zum Pflegefall wird – Was nun?"
Pflegeheim-Betreiber in "finanzieller Schieflage"
Wie berichtet, hat die Curata-Gruppe Anfang Januar für Teile des Unternehmens einen Insolvenzantrag in Eigenverwaltung gestellt. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, stark gestiegene Energiekosten und allgemeine Preissteigerungen hätten Teile des Unternehmens in "finanzielle Schieflage" gebracht. Hinzu komme die generell herausfordernde Situation rund um den Mangel an qualifiziertem Pflegepersonal. Deswegen strukturiert das Unternehmen um und wird auch einzelne Häuser schließen. Wie viele Einrichtungen betroffen sein werden und wie stark, das könne zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abgeschätzt werden, so das Unternehmen auf Anfrage.
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