Das Corona-Impfzentrum in Miltenberg.
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Am 30.12.22 wird hier im Impfzentrum Miltenberg das letzte Mal geimpft.

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Aus für Impfzentren in Bayern: Wie geht es vor Ort weiter?

Nach gut zwei Jahren stellen die Impfzentren in Bayern Ende des Jahres den Betrieb ein. Geht es nach der Staatsregierung sollen in Zukunft Hausärzte diese Aufgabe bewältigen. In Impfzentren reagiert man verständnisvoll, Besucher sind skeptisch.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Die rund 80 Corona-Impfzentren in Bayern stellen Ende des Jahres ihren Betrieb ein. Künftig sollen die Hausärzte diese Aufgabe übernehmen. Diese Entscheidung der bayerischen Staatsregierung wird von den Verantwortlichen und dem größten Teil des Personals im Impfzentrum in Miltenberg mit Verständnis aufgenommen. Eine BR24-Umfrage bei Besuchern des Zentrums ergab allerdings: Sie sind skeptisch, die Impfungen alleine auf die Hausärzte zu übertragen. Eine Besucherin betont, die Arztpraxen seien schon jetzt völlig überlastet.

Übergang vom "Katastrophen-" in den "Normalmodus"

Miltenbergs Landrat Jens Marco Scherf (Grüne) meint dagegen, in der Pandemiebewältigung sei man lange im Katastrophenmodus gewesen. "Dass der Zeitpunkt kommen muss, dass wir im Umgang mit dem Coronavirus einen Normal-Modus finden ist nachvollziehbar", so Scherf. Auch der Leiter des Impfzentrums, Björn Bartels, sieht das so. In den vergangenen Monaten seien die Impfzahlen immer weiter zurück gegangen.

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Bedarf an Impfungen weitestgehend gedeckt

Im Sommer ließen sich am Tag durchschnittlich 40 bis 50 Menschen im Zentrum impfen. In den Spitzenzeiten im vergangenen Herbst und Winter waren es bis zu 1.300 Impfungen am Tag. Jetzt zu Beginn des Herbstes sind die Ärzteteams nochmal auf gut 100 Impfungen pro Tag gekommen. Das lag laut Bartels aber daran, dass ab da neue angepasste Impfstoffe zur Verfügung standen. Auch dieser Bedarf werde aber wohl bis Ende des Jahres abgearbeitet sein. "Ich halte es für den richtigen Schritt, die Pandemiebewältigung und die Folgen daraus in das Regelsystem zu entlassen und dass sich der Staat an dieser Stelle auch wieder zurückzieht."

Mitarbeitende bedauern Schließung

Auch der Großteil der Mitarbeitenden im Impfzentrum zeigte im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk Verständnis für die Schließung. Dana Gerstenberger, die in der Verwaltung des Impfzentrums arbeitet, meint: "Wir sind schon alle ein wenig traurig hier, weil wir zu einem guten Team geworden sind." Die Entscheidung sei aber nachvollziehbar, auch aufgrund der Kosten, die dort entstehen. Im Juli, als bereits die Öffnungszeiten verkürzt und das Personal reduziert worden waren, lagen die monatlichen Kosten für den Betrieb nach Auskunft von Björn Bartels bei 230.000 Euro plus rund 70.000 Euro für die Honorare der eingesetzten Impfärzte. Die Kosten für die Impfzentren haben von Anfang an Bayern und der Bund übernommen.

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Noch sind die Teams im Impfzentrum in Miltenberg im Einsatz. Ende des Jahres ist Schluss.

Genügend Jobs für Fachpersonal

Einige der Mitarbeiter des Impfzentrums werden sich jetzt wohl einen neuen Job suchen müssen, vor allem die aus dem nichtärztlichen Bereich. Sie hatten damals im Impfzentrum angefangen, weil sie zu Beginn der Corona-Krise etwa in der Gastronomie oder Reisebranche nicht mehr arbeiten konnten. Bei den medizinischen Fachkräften des Miltenberger Impfzentrums hat Leiter Björn Bartels keine Sorge, dass sie auf der Straße landen. Es gäbe einen immensen Bedarf in den Kliniken, und auch Arzt- und Facharztpraxen seien immer auf der Suche nach Helferinnen und Helfern.

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Landrat Scherf zieht positive Bilanz

Der letzte Impftag im Miltenberger Zentrum ist der 30. Dezember. Landrat Jens Marco Scherf zeigt sich zufrieden mit der Leistung des Impfzentrums. Man habe mit der Unterstützung von ganz vielen Akteuren einen richtig guten Job gemacht. "Man darf ja nicht vergessen, dass es in den ersten anderthalb Jahren der Pandemie ein ganz gefährliches Virus war," betont der Landrat.

Weitreichendes Angebot endet nach zwei Jahren

Am 27. Dezember 2020 hatte das Impfzentrum in Miltenberg seine Arbeit aufgenommen. Rund 164.000 Impfungen wurden bis dato verabreicht. In den Praxen der niedergelassenen Ärzte waren es im gleichen Zeitraum 113.000. Aktuell arbeiten im Impfzentrum noch 30 nichtärztliche Mitarbeiter und ein wechselnder Pool von rund 60 Medizinern. Das Impfzentrum Miltenberg hat in der Zeit seines Betriebes außerdem Impfungen bei den Bürgern zu Hause angeboten, mobile Impfaktionen in Pflegeheimen und auf Supermarktparkplätzen durchgeführt und spezielle Impftage und Infoveranstaltungen für Schwangere, Kinder und Fremdsprachler angeboten.

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