Hände einer alten Frau mit Geldbeutel
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Scheidende VdK-Chefin prangert hohes Armutsrisiko in Bayern an

Ulrike Mascher gibt ihre Position als Vorsitzende des Sozialverbands VdK Bayern ab. Zum Abschied geht sie mit der Staatsregierung hart ins Gericht. Nirgends sei die Gefahr der Altersarmut so groß wie im Freistaat, die Regierung lasse das aber "kalt".

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Die scheidende Vorsitzende des Sozialverbandes VdK Bayern, Ulrike Mascher, hat vor einem hohen Armutsrisiko in Bayern gewarnt - und die Staatsregierung kritisiert.

Insbesondere das Problem der Altersarmut sei nirgendwo in Deutschland so groß wie in Bayern, erklärte Mascher, die in dieser Woche den VdK-Vorsitz abgibt, gegenüber der Mediengruppe Bayern. "Wir haben 26 Prozent armutsgefährdete Frauen über 65 in Bayern - ich wundere mich wirklich, dass das die Staatsregierung so kalt lässt", sagte sie.

  • Zum Artikel "Armutsrisiken im Freistaat: Wie arm sind die Bayern wirklich?"

"Einkommensunterschiede krasser als in anderen Ländern"

"Bayern gilt als reiches Land. Allerdings sind hier die Einkommensunterschiede viel krasser als in anderen Bundesländern", so die 84-jährige Mascher. Es gebe ein großes Lohngefälle, der Niedriglohnbereich sei in Bayern sehr groß und viele Menschen würden in prekären Beschäftigungsverhältnissen arbeiten.

Zugleich sei Wohnen einer der größten Kostentreiber im Freistaat. Die Staatsregierung habe aber "ohne Not jeden Zug abfahren lassen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen".

Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf widerspricht dem. Gegenüber BR24 teilte sie mit: "In herausfordernden Zeiten mit großen Belastungsproben hat Bayern die niedrigste Armutsquote in ganz Deutschland." Im Freistaat seien, im bundesweiten Vergleich, so viele Menschen beschäftigt wie in keinem anderen Bundesland. Gleichzeitig hätte der Freistaat seit Jahren die niedrigste Arbeitslosenquote.

Krisen als Gefahr für sozialen Frieden

"Die Gefahr, in Bayern in die Armut abzurutschen, ist hoch. Diese Fakten sind seit Jahren bekannt, doch es wird kaum gegengesteuert", klagt dagegen Mascher. Die Politik neige stattdessen dazu, "den Sozialstaat gerade in Krisenzeiten eher infrage zu stellen, als ihn zu stärken", stellt die VdK-Vorsitzende fest.

Das sei während der Finanzkrise, in der Corona-Pandemie und in der Folge des Ukraine-Kriegs so gewesen, so Mascher: "Und leider lässt jede Krise die soziale Kluft in Deutschland noch weiter wachsen. Ich halte diese Entwicklung für gefährlich." Mit einer anderen Steuerpolitik müsse dem entgegengesteuert werden, dass die Menschen der unteren Einkommensgruppen prozentual stärker belastet würden als Reiche.

Vdk-Chefin tritt nach 17 Jahren ab

Mascher saß als Abgeordnete im Bundestag und war von 1998 bis 2002 Staatssekretärin im Arbeitsministerium. Seit 2006 ist sie Vorsitzende des VdK Bayern, zwischenzeitlich war sie auch Präsidentin des VdK Deutschland. Ende vergangenen Jahres hatte sie angekündigt, bei den kommenden Vorstandswahlen im Mai nicht mehr anzutreten.

Mit Informationen von dpa und epd

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