Kinderrucksäcke hängen im Eingangsbereich eines Kindergartens (Symbolbild).
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Kinderrucksäcke hängen im Eingangsbereich eines Kindergartens (Symbolbild).

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Scharf ruft zu Schulterschluss gegen Kita-Fachkräftemangel auf

110.000 Beschäftigte arbeiten in Kindertageseinrichtungen - nicht genug, um die steigende Nachfrage zu bewältigen. Die bayerische Sozialministerin Ulrike Scharf hat sich mit Verantwortlichen im Landkreis Regensburg getroffen, um Lösungen zu finden.

Personalmangel, verkürzte Öffnungszeiten - und ein schleppender Kita-Ausbau. Der Fachkräftemangel trifft auch Kindertagesstätten in Bayern. Im Freistaat fehlen laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung bis zum Jahr 2030 fast 70.000 Fachkräfte.

Scharf: "Wir brauchen alle im Boot"

In Wörth an der Donau im Landkreis Regensburg hat sich die bayerische Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) am Freitag mit Kita-Fachverbänden getroffen, um nach Lösungen für das Problem zu suchen. Dabei rief sie zu einem Schulterschluss aller Akteure auf, "um dieses große Zukunftsthema Kinderbetreuung auf ein gutes Gleis zu setzen". Und sie ergänzte: "Wir haben unglaublich viele Kinder, die betreut werden müssen, die Nachfrage steigt immer mehr. Und wir brauchen alle im Boot: die Kommunen, die Träger, die Staatsregierung."

Nicht genug Beschäftigte in Kindertageseinrichtungen

Derzeit würden in Bayern 110.000 Beschäftigte in Kindertageseinrichtungen arbeiten. Angesichts der steigenden Nachfrage sei das nicht genug. Ohne zusätzliche Kräfte könne der Personalmangel nicht aufgeholt werden. Mit dem seit 2019 bestehenden "Bündnis frühkindliche Bildung" sei dabei schon einiges auf den Weg gebracht worden, so Scharf - zum Beispiel mit Blick auf die Aus- und Weiterbildung von Quereinsteigern, auf denen ein besonderes Augenmerk liegt.

Entlastung verspricht sich Scharf zukünftig auch von mehr Fachkräftezuwanderung. Zudem werde jeder Betreuungsplatz, den Kommunen neu schaffen, vom Freistaat finanziell unterstützt.

Caritas-Landesdirektor setzt sich für frühkindliche Bildung ein

Caritas-Landesdirektor Prälat Bernhard Piendl forderte, das Thema frühkindliche Bildung zur Chefsache zu machen und warb für mehr Investitionen. "Es braucht jetzt eine konkrete Agenda und einen Weg, der konsequent weitergegangen werden muss."

Kritik an Bayerns mangelndem Kita-Ausbau

In der Vergangenheit hatte es aber auch immer wieder Kritik an der Staatsregierung gegeben. So hatte etwa die SPD-Landtagsabgeordnete Doris Rauscher ihr vorgeworfen, dass Bayern es jahrelang verschlafen habe, den Kita-Ausbau voranzutreiben. Im Rahmen einer Bilanz zum Gute-Kita-Gesetz hatte der Grünen-Politiker Johannes Becher im vergangenen Jahr bemängelt, dass Bayern statt einer "guten Kita" nun eine "billige Kita" habe. Für die Steigerung der Qualität brauche es bessere Arbeitsbedingungen, einen besseren Personalschlüssel und mehr Zeit für Elternarbeit.

In Bayern würden immer noch 61 Prozent der Kita-Kinder in Gruppen betreut, deren Personalschlüssel nicht den wissenschaftlichen Empfehlungen entsprächen - hatte die Bertelmann Stiftung nach ihrer Erhebung von Oktober kritisiert.

In den 10.000 Kitas in Bayern arbeiten nach Angaben des Ministeriums von Oktober mehr als 110.000 Pädagoginnen und Pädagogen. Von 2011 bis 2021 stieg die Zahl der Fachkräfte von fast 34.500 auf fast 56.700. In der laufenden Legislaturperiode seien 73.500 neue Kita-Plätze für unter Sechsjährige entstanden.

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