Der Angeklagte soll die Rumänin unter Vorspiegelung falscher Tatsachen nach Augsburg in einen sogenannten FFK-Club gelockt haben. Dort musste sie für ihn anschaffen. 2013 kehrte die Frau in ihre Heimat zurück, weil sie von dem Angeklagten schwanger geworden war.
Als sich die Rumänin weigerte, weiterhin als Liebesdienerin zu arbeiten, habe es Schläge gehagelt, und der Angeklagte habe ihr so massiv gedroht, dass sie schließlich doch wieder auf den Strich ging, so die Anklage. Im Oktober 2016 eskalierte die Situation bei einem Streit: Der Angeklagte sperrte die Frau in einem Zimmer ein. Die Polizei befreite sie schließlich, nachdem Kolleginnen des Bordells Alarm geschlagen hatten.
Schamlose Ausbeutung
Während der gesamten Tätigkeit als Prostituierte überließ die Frau dem Angeklagten 70 bis 80 Prozent ihrer Einnahmen, laut Staatsanwaltschaft mindestens 200.000 Euro. Vor Gericht steht der Angeklagte deshalb wegen schweren Menschenhandels, Körperverletzung, Freiheitsberaubung und ausbeuterischer Zuhälterei.
Prostituiertenschutzgesetz zeigt noch wenig Wirkung
Leider ein typischer Fall, sagt Soni Unterreithmeier von der Hilfsorganisation SOLWODI. Die Frauen bleiben meist nur wenige Wochen an einem Ort und wechseln dann in andere Städte. Das neue Prostituiertenschutzgesetz, das seit Juli in Kraft ist, sei leider nur ein recht stumpfes Schwert im Kampf gegen Zwangsprostitution, so Unterreithmeier.
Auch Helmut Sporer, Kommissar bei der Kripo Augsburg, sagte dem BR, er sei "im Ergebnis nur bedingt zufrieden". Vor allem, dass auch das vonseiten der Polizei geforderte Mindestalter von 21 Jahren für eine Tätigkeit in der Prostitution nicht berücksichtigt wurde, sei enttäuschend. "Das wäre eine echte Verbesserung für die Frauen gewesen", so Sporer. Die meisten jungen Liebesdienerinnen würden nämlich "ein echtes Opferprofil" aufweisen, seien also alles andere als selbstbestimmte Unternehmerinnen.
Stadt will Rotlicht dimmen
In Augsburg gehen nach Zahlen der Kripo rund 700 Prostituierte anschaffen. Es gibt gut ein Dutzend größere Bordelle und weit über hundert Wohnungsbordelle. Die Stadt ist jedoch bestrebt, das Angebot einzudämmen.