Januar: Die Energiekrise macht sich schon bemerkbar
Mit einem Strompreis-Rekord und Kunden, denen von ihren Energieversorgern gekündigt wurde, waren schon im Januar gestiegene Preise für Strom und Gas in den Schlagzeilen. Einer der Gründe war bereits da der Ukraine-Konflikt. Im Lauf des Jahres verschärfte sich die Diskussion um die Energieversorgung immer weiter. Die Stadt Augsburg war im Juli eine der ersten bayerischen Städte, die ein großes Maßnahmenpaket zur Energieeinsparung verabschiedete. Das reichte von gedimmter Straßenbeleuchtung bis zum Ausbau von Photovoltaik.
Später kündigten dann Eisstadien und Bergbahnbetreiber an, ihre Preise erhöhen zu müssen. Gleichzeitig kamen aber auch positive Impulse aus Schwaben: Viele unterzogen ihre Häuser einem Energiecheck und Wildpoldsried wurde zum Besuchermagneten, weil dort mehr Strom produziert als verbraucht wird.
Februar: Pflegeskandal und Diskussionen um den Bahn-Ausbau
Die massiven Missstände in einer Seniorenresidenz am Schliersee hatten die Schlagzeilen Ende 2021 bestimmt. Im Februar dieses Jahres deckten Recherchen des BR auf: Auch in einem Pflegeheim desselben Betreibers in Augsburg gab es gravierende Pflegemängel. 86 Bewohnerinnen und Bewohner bekamen teils zu wenig zu essen, ihre Wunden wurden nicht versorgt. Eine Woche dauerte es, bis das Pflegeheim vollständig geräumt und die Bewohnerinnen und Bewohner in anderen Einrichtungen untergebracht waren. Der Grund laut Stadt: In der Einrichtung konnte nicht einmal mehr eine Notbetreuung sichergestellt werden.
Weiße Schilder auf Wiesen und Feldern versetzen seit Beginn des Jahres einige Bürger westlich von Augsburg in Aufruhr. Sie zeigen mögliche Trassenverläufe für die zukünftige Bahnstrecke zwischen Ulm und Augsburg. Vier Varianten sind aktuell im Gespräch. Kritik gab es von Bürgerinitiativen. Sie stellen vor allem die möglichen Trassenverläufe infrage und plädieren für einen sanften Ausbau der bereits bestehenden Strecke. Politiker aus der Region wie der Augsburger Landrat Martin Sailer sehen das Problem eher in den Kapazitäten des Augsburger Hauptbahnhofs. Mit einem Baubeginn rechnet die Bahn nicht vor Ende des Jahrzehnts.
März: Der Ukraine-Krieg erschüttert auch Schwaben
Ende Februar beginnt Russland mit seinem Angriffs-Krieg auf die Ukraine. Die Ereignisse erschüttern auch die Menschen in Schwaben. Anfangs zeigt sich das in einer unglaublichen Spendenbereitschaft. Der Ukrainische Verein Augsburg wird von einem kleinen Kulturverein zum Organisator von Hilfslieferungen aus großen Teilen Schwabens. Im Lauf der Monate kommen zahlreiche Flüchtlinge aus der Ukraine in Schwaben an.
Besonders bewegend ist etwa die Geschichte von 30 Waisenkindern. Als die ersten Bomben fallen, entscheiden ihre Erzieherinnen, spontan nach Augsburg zu fliehen. 18 von ihnen gehören zu den ersten ukrainischen Kindern, die in Augsburg die Schule besuchen. Auch 82 Kinder mit teils schwersten Behinderungen werden aus der Ukraine ins Dominikus-Ringeisen-Werk nach Ursberg gebracht. Für diesen Transport ist sogar die Hilfe des polnischen Militärs nötig. Während zu Beginn des Krieges die Erfolgsgeschichten dominieren, wird im Verlauf des Jahres der Wohnraum für Flüchtlinge immer knapper – nicht nur für Ukrainer, sondern auch für Flüchtlinge aus anderen Ländern.
April: Nördlinger Ries bekommt Unesco-Auszeichnung
Das Nördlinger Ries ist einer der am besten erhaltenen Meteoritenkrater der Welt und damit einzigartig. Seit April darf das Ries deshalb offiziell den Titel "Unesco-Geopark" führen, im Juli wurde den Verantwortlichen die offizielle Urkunde überreicht. Der Titel verpflichtet die Region dazu, die Geologie im Nördlinger Ries zu schützen und soll gleichzeitig mehr Touristen anlocken. Aber auch die Anwohner vor Ort sollen etwas von dem Titel haben: Der Geopark ist dazu verpflichtet, Projekte zur nachhaltigen Entwicklung anzustoßen. Die Besonderheiten des Nördlinger Ries durfte in diesem Jahr auch Astronaut Alexander Gerst kennenlernen. Gemeinsam mit Kollegen der ESA bereitete er sich im Ries auf eine mögliche Reise zum Mond vor.
Mai: Der FCA Augsburg erlebt ein Jahr mit Höhen und Tiefen
Der FC Augsburg hat ein turbulentes Jahr hinter sich, dessen Tiefpunkt wohl im Mai lag. Dabei hatte das Jahr mit Superlativen begonnen: Der FCA hatte den US-Amerikaner Ricardo Pepi verpflichtet für wohl 17,5 Millionen Euro – der teuerste Transfer in der Vereinsgeschichte. Der FC Augsburg schaffte zwar auch den Klassenerhalt, doch die Saison endete trotzdem chaotisch. Innerhalb von 24 Stunden traten im Mai Trainer Markus Weinzierl und Präsident Klaus Hofmann zurück.
Weinzierl kündigte seinen Rücktritt ohne Absprache in einer Pressekonferenz an. Auch die organisierten Fans kritisierten den Verein scharf, bezeichneten die Vorgänge als "Kaschperle-Theater". Richten sollte alles der neue Trainer Enrico Maaßen und nicht zuletzt der neue Präsident Markus Krapf. Doch nicht alle Kritik wird der FC Augsburg mit neuem Personal überwinden können: Aktuell wird immer noch gegen den Verein ermittelt, wegen möglichen Lohndumpings im Nachwuchsleistungszentrum.
Statue von Fußballer Gerd Müller in Nördlingen
Juni: Diskussionen um Gerd Müller-Statue in Nördlingen
Auch in Nördlingen drehen sich in diesem Jahr viele Diskussionen um einen Fußballer: Gerd Müller. 2021 war der wohl berühmteste Sohn der Stadt mit 75 Jahren gestorben. Die Stadt wollte ihm ein Denkmal setzen, das Müller in seiner bekanntesten Pose zeigt: kurz vor dem Siegtreffer bei der WM 1974. Die Idee fand unter den Nördlingern große Zustimmung – der geplante Standort weniger. Eine Bürgerinitiative stellte sich gegen den Standort am Berger Tor und drohte mit einem Bürgerentscheid. Der konnte durch einen Stadtratsbeschluss im Juni zwar noch abgewendet, der geplante Einweihungstermin am ersten Todestag von Gerd Müller konnte aber nicht mehr gehalten werden. Das Happy Ende gab es dann an Müllers Geburtstag am 3. November: Mit viel Prominenz und am neuen Standort Bergerstraße wurde das Bronzedenkmal enthüllt.
Juli: Medaillenregen bei der Kanu-WM und Rettung im Kleinwalsertal
50 Jahre nach den Olympischen Spielen fand im Juli eine Kanu-WM am Augsburger Eiskanal statt. Ricarda Funk, Elena Lilik, Hannes Aigner und Sideris Tasiadis standen als Lokalmatadoren besonders im Fokus der Aufmerksamkeit und lieferten ab: Goldmedaillen für das Herren- und Frauenteam, dazu Gold und Bronze für Funk und Lilik und der Weltmeistertitel für Tasiadis. Doch neben den Athleten stand auch die Veranstaltung an sich im Fokus. Nachhaltiger als andere Großveranstaltungen sollte die WM am Eiskanal sein. Dieses Konzept wurde kurz vor der WM auf eine harte Probe gestellt: Der Wasserstand im Eiskanal war zu niedrig für die Wettkämpfe. Doch der ersehnte Regen kam und ersparte damit den Organisatoren eine Absage wegen Wassermangels.
Tourentipps aus dem Internet und Handy-Apps zum Wandern – welche Probleme damit einhergehen, mussten im Juli eine gut 100-köpfige Schülergruppe und deren Lehrer im Kleinwalsertal erleben. Sie folgten einer Route, die von einem Internet-User als "Feierabendrunde" beschrieben worden war und lösten damit einen der größten Bergrettungseinsätze der letzten Jahre aus. Rund 70 von ihnen mussten mit dem Hubschrauber gerettet werden, weil sie so erschöpft waren. Zwei Schüler rutschten ab und verletzten sich leicht. Der Einsatz löste eine Diskussion über Internetbewertungen aus. Die Rechnung für den Rettungseinsatz über 13.000 Euro übernahm am Ende das Bildungsministerium des Landes Rheinland-Pfalz.
August: 14 Verletzte bei Achterbahn-Unfall im Legoland
Eigentlich sollte das Jahr 2022 mit dem 20-jährigen Jubiläum ein Festjahr für das Legoland in Günzburg werden. Doch das Jubiläum wurde im August überschattet durch einen Unfall an der Achterbahn "Feuerdrache". Zwei Züge waren im Haltebereich der Achterbahn miteinander kollidiert. 14 Menschen mussten nach dem Unfall im Krankenhaus behandelt werden, darunter auch zehn Kinder. Ob der Unfall eine technische Ursache hatte oder ob menschliches Versagen der Grund war, ist noch unklar. Ein Gutachten dazu steht noch aus, die Staatsanwaltschaft Memmingen ermittelt. Fast zwei Monate blieb der "Feuerdrache" nach dem Unfall gesperrt, seit Oktober fährt die Achterbahn wieder. Ende des Jahres blickte der Freizeitpark optimistisch nach vorne: Über den Winter soll eine neue Themenwelt entstehen. 15 Millionen Euro investiert das Legoland – unter anderem auch in eine neue Achterbahn.
September: Der Bodensee leidet unter dem Klimawandel
Der Sommer 2022 brachte viele Rekordwerte, unter anderem eine Durchschnittstemperatur von 19,2 Grad. Die Folgen des Klimawandels zeigten sich auch in Schwaben, unter anderem am Bodensee. Im Juli und August sank der Pegelstand des Bodensees bis auf 3,10 Meter - ein Stand, den er normalerweise erst im Herbst erreicht. Boote wurden aus dem Wasser geholt, die Weiße Flotte konnte nicht mehr alle Häfen anfahren. Zusätzlich bedeckte ein grüner Algenteppich Teile des Uferbereichs.
Für die Obstbauern am Bodensee brachte der stabil warme Sommer dagegen eine hervorragende Qualität bei Äpfeln und Weintrauben. Moderne Technik soll auch am Bodensee einen Beitrag zum Klimaschutz leisten: In Kressbronn läuft etwa ein Versuch, um eine Obstplantage mit einer Photovoltaik-Anlage zu kombinieren. Und die Bodensee-Schiffsbetriebe haben mit einem vollelektrischen Boot den ersten Schritt hin zu einer elektrischen Weißen Flotte gemacht.
Archäologische Überreste eines römischen Steinhauses in Kempten.
Oktober: Neues von den Römern in Kempten
Kempten ist eine der ältesten Städte Deutschlands, die 2.000-jährige Geschichte ist gut erforscht. Trotzdem finden Archäologen auch dort noch Überraschungen. Im Oktober 2022 präsentierten die Forscher eine kleine Sensation: die gut erhaltenen Überreste von noblen privaten Steinhäusern, die früher im Zentrum der römischen Stadt Cambodunum lagen. Für Archäologen heißt das: Die Städtekultur in Bayern hat in Cambodunum begonnen. Während anderswo die römischen Siedler noch in Holz- und Lehmgebäuden hausten, residierte die High Society in Cambodunum schon in schicken gemauerten Häusern. Bis die Überreste dieser Häuser für die Öffentlichkeit sichtbar werden, wird es aber noch dauern. Zu ihrem Schutz wurden sie zunächst wieder verschüttet – langfristig sollen sie aber öffentlich präsentiert werden.
November: Urteile wegen Mord und Tierquälerei
Zwei aufsehenerregende Prozesse beschäftigen Ende des Jahres das Landgericht Memmingen. Im ersten Prozess waren zwei Landwirte aus Bad Grönenbach im Zuge des Allgäuer Tierskandals angeklagt. Eine Tierschutzorganisation hatte den Skandal 2019 mit erschreckenden Bildern ins Rollen gebracht. Dem angeklagten Vater und seinem Sohn wurde vorgeworfen, Rinder in mehreren Betrieben nicht richtig versorgt zu haben. Die beiden Landwirte gestanden vor Gericht einen Großteil der Taten. Der Sohn wurde zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und zehn Monaten verurteilt, der Vater zu zwei Jahren auf Bewährung. Außerdem dürfen sie in den nächsten fünf Jahren keine Tiere mehr halten. Beide Landwirte haben Revision eingelegt.
Ebenfalls vor dem Memminger Landgericht fällt das Urteil gegen eine 16-Jährige und einen 26-Jährigen. Die Anklage: heimtückischer, gemeinschaftlicher Mord. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die beiden eine Freundin in Memmingerberg in eine Falle lockten. Sie setzten sie unter Drogen und erstachen sie mit einem Messer. Das Motiv war wohl die zerbrochene Freundschaft der beiden Mädchen. Der 26 Jahre alte Mann wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, die 16-Jährige zu neuneinhalb Jahren Jugendstrafe.
Dezember: Naturzerstörung im Rappenalptal
Richtung Ende des Jahres richtet sich die Aufmerksamkeit auf einen entlegenen Winkel in Schwaben: das Rappenalptal bei Oberstdorf. Bagger haben dort einen wilden Gebirgsbach auf einer Länge von 1,6 Kilometern in einen Kanal verwandelt. BR-Reporter hatten zuerst darüber berichtet. Von dem Bach, der sich ursprünglich durch das Tal schlängelte, ist fast nichts mehr zu sehen, wertvoller Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten wurde zerstört. Wie es dazu kommen konnte und wer wann Bescheid wusste, ist noch unklar. Dokumente, die im Dezember bekannt werden, legen nahe, dass das Landratsamt über die Bauarbeiten informiert war – laut Behörde hatte die zuständige Alpgenossenschaft einen einfachen Aktenvermerk allerdings als Genehmigung verstanden und einen angeordneten Baustopp ignoriert. Von vielen Seiten wird nun Aufklärung gefordert. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
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