Wegweiser vor blauem Himmel mit der Aufschrift: 2022, 2023. Das Jahr 2022 ist durchgestrichen
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Das alte Jahr geht, das neue kommt. In 2022 überrollten uns Krieg, Energiekrise und Inflation. Aber auch andere Ereignisse berührten uns.

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Rückblick: Das Jahr 2022 in der Oberpfalz

Eine Dachziegel-Versteigerung und ein "Nackt-Kalender" - 2022 ist in der Oberpfalz ein kreatives Jahr gewesen. Es gab aber auch schwere Momente. Der Ukraine-Krieg und ein Todesfall durch Ecstasy in einer Champagnerflasche bewegten die Menschen sehr.

Januar: Trubel rund um die Katholische Kirche

Nach der Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens und den Reaktionen des emeritierten Papstes Benedikt darauf, treten viele Menschen aus der Kirche aus. Das Bistum Regensburg startet erneut das "Austrittstelefon" und will dem "großen Gesprächsbedarf" gerecht werden. Dabei stehen Kirchenvertreter als Gesprächspartner zur Verfügung. In den Telefonaten geht es auch um die Ehrenbürgerschaft des emeritierten Papstes Benedikt. In mehreren Städten, zum Beispiel in Traunstein, Freising und Regensburg, diskutiert der Stadtrat darüber, ob der emeritierte Papst dort weiterhin Ehrenbürger bleiben soll. Er bleibt es letztendlich.

Für Pfarrer Stefan Fischer aus Hirschau im Landkreis Amberg-Sulzbach beginnt 2022 mit tollen Nachrichten. Durch von ihm versteigerte, von bekannten Persönlichkeiten signierte Dachziegel. Am meisten bringt der von Ministerpräsident Markus Söder unterschriebene Dachziegel ein, nämlich 282 Euro.

Februar: Tod durch Ecstasy im Champagner und Kriegsausbruch

Im Februar stoßen acht Menschen in Weiden gemeinsam mit Champagner an. Kurz danach geht es allen sehr schlecht, einer stirbt. Es stellt sich heraus, dass in der Flasche kein Champagner war, sondern der flüssige Ecstasy-Wirkstoff MDMA. Nach und nach werden ähnliche Fälle von mit Ecstasy gefüllten Champagnerflaschen bekannt. Die Ermittlungen dazu dauern immer noch an. "Wir kommen voran, aber es ist mühsam", erklärt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungen fänden weitgehend im Ausland statt.

Am 24. Februar 2022 bricht in der Ukraine der Krieg aus. Landkreise in der Oberpfalz rechnen mit Flüchtlingen, bereiten sich vor und suchen nach Wohnraum für sie. Die Hilfsbereitschaft ist groß. Tausende Menschen versammeln sich und setzen ein Zeichen für Frieden und Solidarität - zum Beispiel am Donaumarkt in Regensburg, wo die Menschen sich besonders um ihre Partnerstadt Odessa sorgen.

März: Zitterpartie um Frenzel, Toter bei Festnahme, Ukraine-Krieg trifft Oberpfalz

Der Nordische Kombinierer Eric Frenzel kehrt mit einer Silbermedaille von den Olympischen Spielen in Peking in seine Heimat Flossenbürg zurück. Mit Blaskapelle, Salutschüssen und Grußworten werden er und sein Teamkollege Terence Weber vor dem Rathaus empfangen. Fast hätte Frenzel nicht teilnehmen können. Positiv auf Corona getestet, musste er zunächst für elf Tage in Peking in Quarantäne und war deshalb nicht bei den beiden Einzelwettkämpfen dabei. Mit Joggen im Zimmer und auf dem Ergometer hielt er sich trotzdem weiter fit und holte in der Teamstaffel Silber.

Bei einer Festnahme durch die Polizei in Wenzenbach bei Regensburg stirbt ein 31-jähriger Mann. Die Familie des Toten beantragt eine zweite Obduktion und kritisiert außerdem, von der Polizei nicht ausreichend über den Fall informiert worden zu sein. Die Familie hatte zuerst aus den Medien vom Tod des zuvor vermisst gemeldeten Mannes erfahren. Ein Gutachten besagt schließlich: Der Mann starb an akutem Herzversagen. Gegen Polizisten wird nicht ermittelt.

Die Folgen des Ukraine-Kriegs treffen die Oberpfalz, gleichzeitig ist die Hilfsbereitschaft sehr groß. Viele Bürgerinnen und Bürger stellen Wohnraum zur Verfügung, holen Geflüchtete von der Grenze ab, wie zum Beispiel die Regensburger Caritas oder der Regensburger Rettungsdienst RKT. Space Eye fährt mit mehreren Transportern Hilfsgüter an die ukrainische Grenze. Viele Oberpfälzer Firmen beginnen, um ihre Existenz zu bangen. Von den hohen Spritpreisen sind zum Beispiel Speditions- und Logistikunternehmen stark betroffen. Autozulieferer wie Vitesco mit Hauptsitz in Regensburg kämpfen weiterhin mit Lieferengpässen bei Halbleitern.

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Eric Frenzel (Mitte) und Terence Weber (re.) beim Empfang in Flossenbürg.

April: Glyphosat-Kehrtwenden der Chamer Käserei Goldsteig

Im April sorgt die Chamer Käserei Goldsteig mit zwei Kehrtwenden für Aufregung. Es geht darum, ob die rund 2.500 Landwirte aus Ostbayern und Tschechien, die die Käserei beliefern, das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat verwenden dürfen. Innerhalb einer Woche wechseln die Aussagen von "sie dürfen nicht", "sie dürfen wieder", "sie dürfen doch wieder nicht".

Eigentlich hatte Goldsteig schon 2018 ein Glyphosat-Verbot verhängt. Doch im April wird bekannt, dass die Käserei das Verbot aufgehoben hat. Begründung: Preisexplosionen bei den Futter- und Düngemitteln. Die Landwirte sollten die Möglichkeit erhalten, ihre Erträge zu stabilisieren. Es hagelt starke Kritik von Verbrauchern, Naturschützern und von den Landwirten selbst. Sie fürchten zum Beispiel um ihr Image. Also rudert Goldsteig zurück und wie seit 2018 gilt jetzt wieder: Landwirte, die Goldsteig beliefern, dürfen kein Glyphosat verwenden.

Mai: Misshandlungen in Pflegeheim, und Volksfeste starten wieder

Im Mai wird bekannt, dass ein Pfleger eine Bewohnerin eines Pflegeheims in Seubersdorf im Landkreis Neumarkt misshandelt haben soll. Ihm wird vorgeworfen, eine Bewohnerin über den Boden geschleift und anschließend vor weiteren Bewohnern beschimpft zu haben. Der beschuldigte Pfleger wird nach Bekanntwerden der Vorwürfe vom Dienst suspendiert und hat nach Angaben der Heimleitung Hausverbot. Angehörige der Bewohner und Pflegekräfte äußern schwere Vorwürfe gegenüber der Einrichtungsleitung. Diese soll die Vorfälle lange ignoriert haben. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth ermittelt.

Nach zweieinhalb Jahren Corona-Zwangspause finden wieder Volksfeste wie die Maidult in Regensburg oder das Frühlingsfest in Neumarkt statt. In Regensburg sorgen zwei Jugendliche auf der Dult für einen Polizeieinsatz. Nach Betriebsschluss waren sie in eine Riesenradgondel geklettert und trauten sich später nicht mehr heraus. Am Ende musste ein Schausteller sie aus ihrer hilflosen Lage befreien.

Auf einer Kirchweih im Landkreis Neumarkt wird Model Vanessa Hampl, die ehemalige "Miss Franken Classic", schwer mit einem Bierkrug verletzt. Sie sucht den Täter unter anderem auf Facebook und stellt 3.000 Euro Belohnung in Aussicht - mit Erfolg. Die Polizei ermittelt nun gegen einen 28 Jahre alten Mann. Er bezeichnet die Tat als "Unfall". Er sei im Streit mit einer anderen Person gewesen, wobei der Bierkrug dann in Richtung des Opfers geflogen sei.

Juni: Viele Badeunfälle, wenige Bademeister

Das schöne Wetter lockt viele Menschen an die Seen und Flüsse in der Oberpfalz. Im Juni häufen sich die Meldungen über tödliche Badeunfälle, zum Beispiel bei Bruck oder im Murner See.

Erlebnis- und Freizeitbäder, darunter das in Berching, beklagen einen starken Bademeistermangel. Das ist ein bundesweites Problem. Wie Ralf Großmann, Landesvorsitzender vom Bundesverband Deutscher Schwimmmeister in Bayern, dem BR mitteilt, fehlen in Deutschland mittlerweile rund 2.500 Fachkräfte.

Juli: Dürre und Trockenheit

Es ist heiß, die Felder sind trocken. Ein kleiner Funke reicht aus, um ein Feld zu entzünden. Feuerwehren und Landwirte bekämpfen in der Oberpfalz mehrere Feldbrände, zum Beispiel in Traitsching im Landkreis Cham und in Postbauer-Heng im Landkreis Neumarkt. Die Donau in der Oberpfalz führt im Juni weniger Wasser als gewöhnlich und auch die Grundwasserpegel sind niedrig.

August: Degen-Angriff in Weiden

Im August attackiert eine 65 Jahre alte Frau mit einem Degen Passanten in der Weidener Innenstadt. Dabei verletzt sie drei Männer, einer von ihnen muss operiert werden. Zudem soll sie vorher im nahegelegenen Vohenstrauß einen Passanten angegriffen haben. Passanten können die Frau schließlich überwältigen und zu Boden bringen. Die Polizei nimmt sie fest. Die Frau wird in eine Psychiatrie gebracht. Der Tatverdächtigen wird versuchter Mord in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung sowie Verstoß gegen das Waffengesetz vorgeworfen. Ihr Motiv ist immer noch unklar.

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Mit diesem Degen soll die Frau auf die Passanten auf dem Unteren Markt in Weiden eingestochen haben.

September: Auto aus dem Stausee - Polizei sucht Hinweise

War es Spionage? Mord? Oder doch nur Schrottentsorgung? Warum wird ein einst teures, seltenes Auto versenkt? Das fragt sich die Polizei und hofft auf Hinweise. Der "coronagelbe" Audi 100 Coupé S mit Fließheck wird im Sommer von Polizeitauchern im Pfreimdstausee in Tännesberg im Landkreis Neustadt an der Waldnaab entdeckt und anschließend geborgen. Zwischen 1986 und 1979 wurden von dem Auto rund 30.000 Stück produziert. Es kostete damals rund 14.000 D-Mark. Noch immer ist nicht klar, wem es gehört und warum es versenkt wurde.

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Das Fahrzeugwrack steht derzeit auf dem Hof der Polizeiinspektion in Vohenstrauß

Oktober: Verkehrsteilnehmer verlieren Orientierung und Tafelmitarbeiter ziehen sich aus

Kuriose Oktobernachrichten aus der Oberpfalz: Auf dem Heimweg vom Friseur verliert eine 87 Jahre alte Frau mit ihrem elektrogetriebenen Rollstuhl die Orientierung und fährt auf die A93 bei Weiden. Autofahrer halten sie auf und warten mit ihr auf die Polizei, die sie in Sicherheit bringt.

In Vilseck im Landkreis Amberg-Sulzbach führt das Navi einen Autofahrer auf "unergründliche Wege" – nämlich auf eine Zugangstreppe zur Kirche. Letztlich muss sein Fahrzeug von einem Abschleppunternehmen von den Kirchentreppen geholt werden. Nach einer polizeilichen Verwarnung darf er weiterfahren. Glück für den Fahranfänger: Einen Schaden an der Treppe hat er nicht angerichtet. Über den Schaden an seinem Auto ist nichts bekannt.

Es fehlt an Geld, Lebensmitteln und Ehrenamtlichen. Deswegen starten ehrenamtliche Mitarbeiter der Regensburger Tafel einen ungewöhnlichen Hilferuf: Mit einem "Nackt-Kalender" wollen sie auf die Probleme der Tafeln aufmerksam machen und Spenden sammeln, um zum Beispiel die gestiegenen Betriebskosten zu zahlen. Ein Kalender kostet 19,90 Euro und kann über die Homepage der Tafel Regensburg bestellt werden. Der Erlös fließt zu 100 Prozent in die Tafel.

November: Geldautomaten-Sprengungen und Entgelterhöhung

Geldautomaten-Sprengungen häufen sich. Anfang November wird im Regensburger Westen ein Bankautomat gesprengt. Nur wenige Wochen zuvor war es in Luhe-Wildenau im Landkreis Neustadt an der Waldnaab und in Wiesau im Landkreis Tirschenreuth zu einer solchen Tat gekommen. Die Tatorte liegen immer in Autobahnnähe. In Deutschland sind laut einem Medienbericht dieses Jahr bereits 450 Geldautomaten gesprengt worden - so viele wie noch nie.

Im November ruft die IG-Metall zu mehreren Streiks auf. Beschäftigte des Regensburger BMW-Werks, aber auch beispielsweise der Firmen Rhenus, Continental, Vitesco, der Maschinenfabrik Rheinhausen, Schneider-Sachsenwerk, Osram, Infineon und Siemens legen die Arbeit nieder. Allein in der Oberpfalz streiken fast 4.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer - mit Erfolg. In der darauffolgenden Verhandlungsrunde einigen sich IG Metall und Arbeitgeber auf eine Entgelterhöhung in zwei Stufen und auf eine Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 3.000 Euro.

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Gesprengter Geldautomat in Regensburg

Dezember: Domspatzen-Mädchenchor tritt erstmals auf

Der Mädchenchor der Regensburger Domspatzen tritt erstmals auf. Mehr als 1.000 Jahre lang durften nur Knaben und Männer bei den Regensburger Domspatzen singen. Seit diesem Schuljahr zählen 33 Mädchen zum berühmten Chor. Gesungen wird getrennt. Am 18. Dezember tritt der Mädchenchor erstmals vor Publikum im Regensburger Dom auf.

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Der Mädchenchor der Regensburger Domspatzen.

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