Altstadt Rothenburg ob der Tauber, Bayern.
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Altstadt Rothenburg ob der Tauber, Bayern.

    Rothenburg: Schönes Denkmal vs. hässliche PV-Anlage?

    Touristen aus aller Welt zieht es ins historische und romantische Rothenburg. Das Markenzeichen der Altstadt sind die denkmalgeschützten Häuser. Unter dem besonderen Schutz ist eine energetische Sanierung schwer. Doch die Stadt hat eine Idee.

    Rothenburg ob der Tauber ist wohl der Inbegriff von romantischem Franken und nicht umsonst international im Ranking der beliebtesten Reiseziele so weit oben. Doch der Wunsch nach energetischer Sanierung und dem Ausbau erneuerbarer Energien wird auch dort lauter. Allerdings sind Solaranlagen auf denkmalgeschützten Gebäuden eigentlich nicht möglich.

    Ganze Altstadt unter Denkmalschutz

    Die komplette Rothenburger Altstadt mit ihren jahrhundertealten Gebäuden steht unter dem sogenannten Ensembleschutz. Das heißt, dass das ganze Erscheinungsbild unter Denkmalschutz steht, erklärt Oberbürgermeister Markus Naser (Freie Wähler) stolz. Etwa die Hälfte aller weiteren Häuser steht zusätzlich einzeln unter Schutz. Energetische Sanierung und Denkmalschutz – das ist schwer zu vereinen.

    "Es schaut überhaupt nicht gut aus"

    "Es gibt eine kleine Nische, wo in der Altstadt vielleicht was möglich wäre. Das wären nicht einsehbare Bereiche, wo man garantiert nicht reinschauen kann, ob da eine PV-Anlage auf dem Dach sitzt", sagt Eduard Knoll, ehemaliger Kreisheimatpfleger Rothenburgs. Aber die Kosten wären für Solaranlagen auf Baudenkmälern dann noch zwei- bis teilweise dreimal höher als auf einem Neubau. Das hänge zum Beispiel mit den historischen Ziegeln zusammen, die erneuert werden müssten. Und dazu kommt die Tatsache, dass in Knolls Augen und auch in denen des Rathauschefs Solaranlagen die Dächer der Altstadt verschandeln würden. Vielleicht sind auch deswegen die (erfolglosen) Anträge dafür so gering – nur etwa ein Dutzend in zwei Jahren berichtet Oberbürgermeister Naser. Und in der Altstadt leben immerhin 2.500 Menschen.

    Denkmalschutz soll gelockert werden

    Die Bayerische Staatsregierung will die Denkmalschutzvorgaben lockern in Hinblick auf energetische Sanierung. Doch einen Unterschied mache das in Rothenburg in den Augen des Oberbürgermeisters nicht. Denn Denkmal sei nicht gleich Denkmal: "Wenn wir über die Rothenburger Altstadt sprechen, dann haben wir hier ein besonders landschaftsprägendes Denkmal. Und von diesen gibt 's in Bayern gerade Mal 98 Stück." Die Stadt habe eine zu große Außenwirkung, die nicht wegen Solaranlagen leiden solle.

    Idee: externe Solaranlagen

    All das spricht klar gegen Investitionen in Solarenergie auf dem denkmalgeschützten Dach. Doch Schritt für Schritt klimaneutral werden will Rothenburg in seiner Altstadt dennoch. Die Idee: einen Park mit PV-Anlagen außerhalb der Altstadt, wo sich Altstadthauseigentümer exklusiv daran beteiligen können, erklärt Oberbürgermeister Naser. Zur Verfügung soll Ihnen die Menge an Solarpanelen stehen, die auch auf deren Dächern Platz hätte. Das, was dort an Strom erzeugt wird, soll direkt in ihr Haus fließen. Eigentlich ein Masterplan – doch es gibt Probleme.

    Rechtliche Probleme

    Noch ist es rechtlich nicht möglich, dass Strom, der nicht auf dem eigenen Dach, sondern außerhalb produziert wird, auch direkt in das jeweilige Haus fließt, berichtet der Rathauschef. Das wäre aber wichtig, weil sonst alle Vorteile wie das Sparen der Netzentgelte oder der Stromsteuer entfallen würden. Deswegen seien auch noch keine Altstadthauseigentümer ins Boot geholt worden. Doch das Planungsteam, bestehend aus dem Oberbürgermeister, Ex-Heimatpfleger und Architekt Eduard Knoll und einer Firma für Solaranlagen nahe München, ist dennoch optimistisch.

    Eigentliches Problem: Wärme

    Wenn es mit dem grünen Strom klappen sollte, gibt es trotzdem noch das wahrscheinlich größere Problem: Wärme aus erneuerbaren Energien. Denn eine Wärmepumpe müsste in den nicht isolierten Denkmalhäusern hohe Temperaturen aufbringen. Gleichzeitig gibt es keinen Platz für die Anlagen. Grünes Gas müsste her, so Markus Naser. Doch eins nach dem anderen.

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