Muslimische Tuchbestattung auf einem Friedhof
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Tuchbestattung (Symbolbild)

    "Riesenschritt": Tuchbestattungen in Bayern

    Bayern erlaubt jetzt auch Tuchbestattungen für muslimische Gläubige. Und der Islamunterricht ist vom Modellversuch zum regulären Unterrichtsfach geworden. In den muslimischen Gemeinden kommen die Neuerungen langsam an. Ein Jahresrückblick.

    Für Muslime in Bayern wandelt sich gerade einiges - aufgrund des Islamunterrichts und der nun erlaubten Tuchbestattung. Viele Neuerungen haben sich erst ganz allmählich durchgesetzt. Anderes bleibt, wie es ist - weil es auf europäischer Ebene so entschieden wurde. Ein Jahresrückblick:

    Tuchbestattungen sind "ein Riesenschritt" in Bayern

    Die Bestattung ohne Sarg ist vielen Muslimen wichtig, weiß Bestatter Salih Güler. Der Leichnam wird dabei nur in ein Tuch gehüllt. "Es ist ein Riesenschritt für Bayern, dass sie diese Sache wirklich gelockert haben", sagt Güler. Dabei sei Bayern einen Schritt auf die Muslime zugegangen, die sich hier auch mit der Zeit heimisch fühlen wollten, meint der Bestatter.

    Bisher sind viele Muslime kurz vor ihrem Tod in ihre Heimatländer zurückgekehrt, um dort ihre letzte Ruhe zu finden. 2021 hatte der Freistaat Bayern die Tuchbestattung möglich gemacht, als vorvorletztes Bundesland. Viele Städte und Gemeinden Bayerns haben sie aber noch nicht umgesetzt. In Nürnberg gab es im November 2022 die erste Probe mit einer Puppe. Der Münchner Friedhofsamts-Chef Heino Jahn meint, Tuchbestattungen seien mittlerweile ein Teil der Friedhofskultur geworden. "Und da wollten wir ja eigentlich hin. Dass es normal wird", sagt Heino Jahn.

    Islamunterricht ist ordentliches Unterrichtsfach

    Dass es normal wird, das ist auch das Ziel beim Islamunterricht. Zumindest für Ebru Engell, die das Fach am Nürnberger Dürer-Gymnasium lehrt. Seit 2021 gilt Islamunterricht in Bayern als ordentliches Unterrichtsfach, nicht mehr nur als Modellversuch. "Vor allem der Aspekt Wertschätzung, das Gesehenwerden und Wahrgenommenwerden, mit all der kulturellen, aber auch religiösen Identität: Ich glaube, das ist ganz wichtig", sagt Lehrerin Ebru Engell.

    Manche Islamverbände lehnen den Islamunterricht nach wie vor ab. Sie wünschen sich bekenntnisorientierten Unterricht, so wie die katholischen und evangelischen Religionsstunden in den Schulen. Dabei macht genau das den Islamunterricht aus, dass hier nicht ein Imam oder ein Hodscha den Lehrplan festlegt, sondern der Staat. Das war auch der Hauptgrund, weshalb der Bayerische Verfassungsgerichtshof die Klage gegen den Islamunterricht zurückgewiesen hat. Anhänger des Bundes für Geistesfreiheit hatten geklagt, wie zuvor schon die AfD. Bisher wird der Islamunterricht aber nur in etwa jeder fünfzehnten Schule in Bayern angeboten. Es fehlt an Lehrern und Unterrichtsmaterial.

    Kopftuchverbot am Arbeitsplatz ist keine Diskriminierung

    Ebenfalls vor Gericht gelandet ist dieses Jahr wieder einmal der Streit ums Kopftuch einer Muslima. Im Herbst hat der Europäische Gerichtshof einem belgischen Unternehmen Recht gegeben, das der jungen Frau einen Praktikumsplatz verweigerte. Der potentielle Arbeitgeber diskriminiere sie nicht, wenn er ihr verbiete, sichtbar dieses religiöse Zeichen zu tragen. Das gelte aber nur, so die Richter, wenn der Firma sonst ein Nachteil entstünde - und wenn sie allen Mitarbeitern sämtlicher Religionen und Weltanschauungen das Tragen von religiösen Symbolen verbiete. Demnach dürfe dann etwa eine katholische Mitarbeiterin auch keine Kette mit einem Kreuz mehr offen tragen.

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