Ausschnitt Archivfoto: Sebastian Freiherr von Rotenhan 2007 im Bayerischen Landtag
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Ausschnitt Archivfoto: Sebastian Freiherr von Rotenhan 2007 im Bayerischen Landtag

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Rentweinsdorf: "CSU-Rebell" Sebastian von Rotenhan gestorben

Er galt als Politiker mit Ecken und Kanten: Sebastian Freiherr von Rotenhan ist im Alter von 72 Jahren verstorben. Der Land- und Forstwirt aus Rentweinsdorf in den Haßbergen war zehn Jahre lang in der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag.

Der ehemalige CSU-Landtagsabgeordnete Sebastian Freiherr von Rotenhan ist im Alter von 72 Jahren verstorben. Das bestätigte der Bürgermeister von Rentweinsdorf im Landkreis Haßberge, Steffen Kropp (SPD), heute auf BR24-Nachfrage. Die Beerdigung sei für den 1. November um 11.00 Uhr in Rentweinsdorf geplant. An diesem Tag wäre von Rotenhan 73 Jahre alt geworden.

Bürgermeister bedauert plötzlichen Tod

Kropp bedauerte im BR24-Gespräch den "sehr plötzlichen" Tod. Noch im Mai habe er sich beim Kirchweihfest sehr gut mit von Rotenhan unterhalten. Er habe sich mit ihm darüber ausgetauscht, wie wichtig eine gute Zusammenarbeit seines Sohnes, der das Gut der Familie in Rentweinsdorf übernommen hat, mit der Marktgemeinde sei. Da habe Sebastian Freiherr von Rotenhan ihm "viel ans Herz gelegt, was in Erinnerung geblieben ist".

Kropp: nach außen hart, aber auch herzlich

Er sei eine Persönlichkeit gewesen, "die man mögen konnte oder nicht mögen konnte", so Kropp weiter. Er selbst habe ihn als junger Mensch bei Bibelstunden im Schloss auch von einer ganz anderen Seite kennengelernt: "Die nach außen manchmal harte Person konnte auch eine ganz herzliche Person sein". Kropp habe Glück gehabt, ihn so kennenzulernen.

Politiker im Landtag mit Ecken und Kanten

Der am 1. November 1949 im oberfränkischen Bamberg geborene Land- und Forstwirt war überregional bekannt. Für den Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld war er von 1998 bis 2008 zehn Jahre lang in der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag und galt vielen als Politiker mit Ecken und Kanten. Von Rotenhan setzte sich erfolgreich dafür ein, dass die Eingemeindung des als "Rebellendorf" bekannt gewordenen Ermershausen in die Marktgemeinde Maroldsweisach zurückgenommen wurde – gegen den Widerstand seiner Partei und der Bayerischen Staatsregierung.

Reform der Staatsforsten angetrieben

Der CSU-Politiker war auch maßgeblich an der Reform der Bayerischen Staatsforstverwaltung beteiligt: Seit 1998 hatte er die Auflösung der Einheitsforstämter und die Schaffung privatrechtlicher Strukturen für die Staatsforsten gefordert, was im Rahmen der Verwaltungsreform umgesetzt worden sei. In der CSU-Fraktion habe von Rotenhan zu den "Stoiber-Kritikern" gehört. Zur Landtagswahl in Bayern 2008 stand er nicht mehr zur Wahl und trat 2009 aus der CSU aus.

Wald als Leidenschaft

Von Rotenhan war außerdem Waldbesitzer, was seine Leidenschaft gewesen sein soll. Von 1989 bis 2001 war er Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft (ANW). Ab 1996 hatte er sich zusammen mit Umweltverbänden, Gewerkschaften und anderen Waldbesitzern aktiv am Aufbau einer FSC-Arbeitsgruppe Deutschland beteiligt und deren Gründungsvorstand angehört . Der Fränkische Tag bezeichnete den Adeligen als einen bedeutenden "Verfechter naturgemäßer Waldwirtschaft und ökologischer Jagd".

Familienvater von sieben Kindern

Sebastian Freiherr von Rotenhan entstammte der fränkischen Ur-Adelsfamilie Rotenhan. Er war verheiratet und hinterlässt sieben Kinder. Zuletzt lebte er einem Bericht der Mainpost nach im brandenburgischen Reuthen und soll am Mittwochvormittag gestorben sein. Der Rentweinsdorfer Bürgermeister Steffen Kropp konnte nichts zum genauen Sterbedatum und -ort sagen.

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