Der 56-Jährige wurde von einer Überwachungskamera beim Spannen gefilmt.
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Eine Überwachungskamera filmte den Mann auf frischer Tat.

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Regensburger Spanner: Opfer leben weiterhin in Angst

Ein Jahr nach der Festnahme eines Serien-Spanners in Regensburg wurde der Mann zu einer Geldstrafe verurteilt. Jahrelang hatte der 56-Jährige mehrere Frauen beobachtet. Für die Opfer ist das milde Urteil ein "verheerendes Statement".

Für ihn war es eine "nette" Abendbeschäftigung. Zu seinen "Ausflügen" brachte der Spanner Zigaretten und Bier mit. Für die betroffenen Frauen war es dagegen ein Albtraum. Über mehrere Jahre hinweg beobachtete ein 56-Jähriger mehrere Frauen im Regensburger Westen. Viele von ihnen fühlten sich von der Polizei im Stich gelassen. Und auch jetzt, nach seiner Verurteilung, haben manche Opfer das Vertrauen in die Justiz verloren.

Opfer wollen vergessen

Eine Geldstrafe in Höhe von 60 Tagessätzen wegen Hausfriedensbruchs - so lautet das Urteil für den 56-jährigen Spanner aus Regensburg. Keine Bestrafung im Vergleich zu dem, was die Opfer all die Jahre durchmachen mussten und auch heute noch müssen, beklagen sich die Betroffenen. Eine von ihnen, Katharina M., sagte BR24: "Es ist für viele schwierig, sie wollen nicht mehr (öffentlich) darüber sprechen, sind umgezogen, wollen vergessen. Was ich auch absolut verstehe, weil es sich für uns auch immer noch anfühlt, als würde man gegen riesige Windmühlen arbeiten. Dabei will man doch nur, dass einem in so einer Lage adäquat geholfen wird und man nicht als hysterisch abgetan wird, so wie es leider immer noch häufig der Fall ist."

Betroffene filmten den Mann auf frischer Tat

Nicht ernstgenommen - so habe sich Katharina M. schon die Jahre vor der Festnahme des Spanners gefühlt. Immer wieder habe die 26-Jährige die Polizei eingeschaltet, ohne Erfolg. Letztendlich wurden sie und eine andere Betroffene selbst aktiv und filmten den Spanner über eine Überwachungskamera. Ein Freund von ihnen stellte das Video in die sozialen Medien, wo es schnell viral ging.

Polizei weist Vorwürfe zurück

Das Polizeipräsidium Oberpfalz kennt diese Vorwürfe und versichert, diese ernst genommen zu haben. Auch habe die Polizei damals alle Beteiligten um Stellungnahmen gebeten. Vorwürfe, dass Vorfälle unter anderem nicht aufgenommen wurden, konnten laut Polizei entkräftet werden. "Im Ergebnis konnte kein Fehlverhalten der Polizeiinspektion Regensburg Süd festgestellt werden. Bei der Polizei kamen außerdem bis heute keinerlei Beschwerden von Betroffenen in Einlauf", so ein Polizeisprecher.

Spannen ist nicht strafbar

Auch habe es Vorfälle gegeben, bei denen sich der Spanner auf Grundstücken befand, die zum öffentlichen Raum gehörten, womit er gegen keine Vorschriften verstieß. Spannen an sich sei nämlich keine Straftat, Hausfriedensbruch dagegen schon.

Täter nicht vorbestraft

Eine Erkenntnis, die Betroffene wie Katharina M. sprachlos machen. Da der 56-Jährige nur geguckt, draußen geblieben und nicht handgreiflich geworden ist, hat er nur das mildeste Urteil - eine Geldstrafe - erhalten. Hinzu kommt, dass der Mann nicht vorbestraft war. Auch die anderen der 15 Anzeigen konnten ihm nicht nachgewiesen werden.

Für Katharina M. und die anderen Betroffenen ein verheerendes Urteil: "Jeder, der sich eine Geldstrafe leisten kann und will, hat somit quasi einen Freifahrtschein zum Spannen erhalten. Mein Leben hat sich insofern verändert, als dass ich das Vertrauen in unsere Justiz verloren habe."

Opfer lebt in ständiger Angst

Katharina M.s Überwachungskamera läuft deshalb weiter. Sie gibt der Frau etwas Sicherheit. Auch hält sie die Rollläden ihrer Erdgeschosswohnung, in der sie seit den Vorfällen immer noch wohnt, meistens geschlossen. Die 26-Jährige ist zu einem ängstlichem Menschen geworden, behauptet sie von sich selbst: "Das Erlebnis hat definitiv etwas mit mir gemacht. Ich hoffe, dass das dem Mann bewusst geworden ist, was er seinen Opfern damit antut. Die Angst vor sexueller Gewalt ist präsenter denn je." Katharina M.s größter Wunsch: eine erneute Gesetzesangleichung, damit Spannen endlich bestraft wird.

Zwei Regensburgerinnen hatten vor zwei Jahren ein Überwachungsvideo ins Netz gestellt, das ihren Spanner zeigt. Der Mann trieb bereits über Jahre hinweg sein Unwesen. Jetzt wurde der 56-Jährige verurteilt.
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Zwei Regensburgerinnen hatten vor zwei Jahren ein Überwachungsvideo ins Netz gestellt, das ihren Spanner zeigt.

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