Ingo Blechschmidt
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Razzia bei "Letzter Generation": Das sagt ein Beschuldigter

Ingo Blechschmidt ist Gründer des Augsburger Klimacamps - und nun im Visier der Generalstaatsanwaltschaft. Als Teil der "Letzten Generation" sei er Mitglied einer kriminellen Vereinigung. BR24 schildert er, wie er die bundesweite Razzia erlebt hat.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Normalerweise ist Ingo Blechschmidt leicht zu erreichen. Als Mastermind des Augsburger Klimacamps verschickt er seine Handynummer regelmäßig per Pressemitteilung. Doch am Tag der bundesweiten Razzia gegen die "Letzte Generation" ist das anders. Kein Anschluss mehr unter seiner Nummer. Die Ermittler haben alle seine technischen Geräte eingezogen.

Blechschmidt ist in der Wohnung seiner Freundin, als die Beamten klingeln. So jedenfalls berichtet er es gegenüber BR24. "Als es klingelte, habe ich mir nichts gedacht, weil meine Freundin noch ein Paket erwartet hat. Aber als ich geöffnet habe, sind zehn bis 15 Beamte in die Wohnung gekommen." Dann eröffnen die Polizisten dem Mathematik-Dozenten den Grund der Durchsuchung: Als Teil der "Letzten Generation", die durch Klebe-Aktionen für mehr Klimaschutz kämpft, sei er Mitglied einer kriminellen Vereinigung.

Auch die Wohnung der Mutter wurde durchsucht

Drei Stunden sind die Ermittler vor Ort. Auch die Wohnung seiner Mutter sei durchsucht worden. Handy, Laptops - alle seine elektronischen Medien hätten die Beamten mitgenommen, berichtet der Mathematik-Dozent. "Ein Beamter hat dann noch im Spaß gesagt, gleich würde der Hubschrauber kommen, der mich zum Bundesgerichtshof nach Karlsruhe fliegt", so Blechschmidt weiter. "Das fand ich wirklich unangemessen."

Seine Rolle bei der "Letzten Generation" habe sich darauf beschränkt, für die Organisation Telefondienst zu machen, etwa wenn Fragen zum Klimaschutz zu beantworten waren. An den Aktionen der "Letzten Generation" - also vor allem dem Festkleben auf Straßen - habe er nicht teilgenommen. "Es gibt in Augsburg auch keine Ortsgruppe der 'Letzten Generation'."

Warum die Behörden ermitteln

Nachdem gegen die Organisation zahlreiche Strafanzeigen "aus der Bevölkerung" eingegangen waren, wurde von den Behörden ein Verfahren eingeleitet, so die Generalstaatsanwaltschaft. Konkreter Vorwurf gegen sieben Beschuldigte im Alter von 22 bis 38 Jahren: Eine Spendenkampagne zur Finanzierung "weiterer Straftaten" für die "Letzte Generation", die über die Homepage der Organisation beworben worden sei.

Mindestens 1,4 Millionen Euro an Spendengeldern seien so eingesammelt worden. Das Geld sei auch überwiegend für die Begehung weiterer Straftaten eingesetzt worden, hieß es weiter. Zwei Beschuldigte stehen zudem im Verdacht, im April 2022 versucht zu haben, die Öl-Pipeline Triest-Ingolstadt zu sabotieren.

Blechschmidts Anwältin attackiert die Ermittler

Martina Sulzberger, die Anwältin von Blechschmidt, weist die Vorwürfe gegen ihren Mandanten scharf zurück: "Zunächst stellt sich die Frage, inwieweit die 'Letzte Generation' überhaupt eine kriminelle Vereinigung ist. Schon das finde ich rechtlich fragwürdig. Und der Vorwurf gegen meinen Mandanten gründet sich lediglich darauf, zeitweise im Impressum der Homepage genannt gewesen zu sein. Ihm deshalb vorzuwerfen, 1,4 Millionen Euro Spendengelder akquiriert zu haben, ist eindeutig zu weit hergeholt", so die Anwältin weiter. Sie will den Tatvorwurf nun anfechten.

"Einerseits wirft der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages dem Bundesverkehrsminister Volker Wissing vor, Rechtsbruch zu begehen. Aber die Polizei klingelt dann bei mir. Das passt irgendwie nicht so richtig zusammen", sagt Blechschmidt, der sich zuletzt wegen einer weiteren Sache vor Gericht verantworten musste. Blechschmidt hatte das Büro des schwäbischen Regierungspräsidenten besetzt und ihm Korruption vorgeworfen, weil er die Rodung eines Bannwaldes genehmigt hatte.

Die Generalstaatsanwaltschaft München wollte sich auf Anfrage von BR24 nicht zu den Aussagen von Blechschmidt äußern.

Im Video: Ist die "Letze Generation" eine kriminelle Vereinigung?

Aktivisten der "letzten Generation"
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Aktivisten der "letzten Generation"

Im Video: Aktivisten der "Letzten Generation" demonstrieren in Augsburg

Aktivisten der "Letzten Generation" demonstrieren in Augsburg gegen Razzia.
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Aktivisten der "Letzten Generation" demonstrieren in Augsburg gegen Razzia.

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