Menschen stehen im Winter auf einer Brücke über die A73 und diskutieren.
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Bei Meeder im Coburger Land ist ein eine Tank- und Rastanlage geplant die auf Widerstand aus der Bevölkerung stößt.

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Rastanlage "Coburger Land": 20 Jahre Planung und Streit

Seit 2002 laufen die Planungen für eine Rastanlage im Coburger Land. Entlang der A73 platzen die Lkw-Parkplätze aus allen Nähten. Die Streitigkeiten um das Projekt reißen jedoch auch nach 20 Jahren nicht ab. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

"Gut Ding will Weile haben" heißt es im Volksmund. Wenn es danach ginge, müsste mit der Tank- und Rastanlage "Coburger Land" der Maserati unter den Autobahnrasthöfen entstehen. Denn die Planungen laufen bereits seit etwa 20 Jahren. Wann und ob es mit dem Bau aber wirklich losgehen soll, steht noch immer in den Sternen.

Lkw-Parkplätze an der A73 platzen aus allen Nähten

Bauen will die Rastanlage an der A73 die Autobahn GmbH Nordbayern. Damit sollen kleinere Parkplätze entlang der Autobahn zwischen Nürnberg und Erfurt entlastet werden und mehr Stellplätze für Lastwagen entstehen. Für die Genehmigung ist die Regierung von Oberfranken zuständig, die dem BR gegenüber bestätigte, dass das Vorhaben höchste Priorität genieße. Dennoch ziehen sich die Planungen hin. Das hat auch mit Einwänden aus der Bevölkerung zu tun.

Aktionsbündnis aus Drossenhausen gegen Bau der Rastanlage

Denn während der Großteil der naheliegenden Gemeinde Meeder laut Bürgermeister Bernd Höfer (CSU) für den Bau der Anlage ist, gibt es auch Gegner. Diese kommen vornehmlich aus dem Meederer Ortsteil Drossenhausen, der nur wenige hundert Meter entfernt von der Autobahn liegt. Die Einwohnerinnen und Einwohner fürchten unter anderem zunehmende Lärm- und Lichtverschmutzung in ihrem Ort. Das 2019 gegründete Aktionsbündnis "Pro Natur Lange Berge" sieht zudem ein großes Hochwasser-Risiko, sollten die landwirtschaftlichen Flächen an der A73 für den Bau versiegelt werden.

Kritik: Planung nicht mehr zeitgemäß

Ralf Wielgosch vom Bündnis zweifelt zudem an der wirtschaftlichen Sinnhaftigkeit einer großen Rastanlage. Er hält die Pläne für nicht mehr zeitgemäß, das Verkehrsaufkommen sei viel zu gering: "Das, was hier fährt, ist hauptsächlich regional, das heißt: Die Berufspendler, die von Thüringen nach Bayern fahren und andersrum, sind hier. Es sind natürlich auch ein paar Lkw-Fahrer unterwegs, aber es ist lange nicht so, wie es mal vor 20 Jahren geplant war. Und dem müssen wir Rechnung tragen."

Alternativen zur Flächenversiegelung

Der Verkehrspolizei Coburg zufolge sind in dem betroffenen Bereich täglich insgesamt etwa 14.000 Autos unterwegs, dazu etwa 3.000 Lastwagen. Ralf Wielgosch sagt, er wolle nicht leugnen, dass es einen Bedarf nach Lkw-Stellplätzen gebe. Er sehe jedoch Alternativen zum Standort Drossenhausen. Beispielsweise ein paar Kilometer weiter nördlich in Eisfeld, Thüringen. Dort gebe es eine Tankstelle, die sich nach Meinung des Aktionsbündnisses noch erweitern ließe, ohne weitere Flächen versiegeln zu müssen.

Die Autobahn A73 bei Meeder im Kreis Coburg.
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Unweit des kleinen Ortes Drossenhausen bei Meeder soll eine Tank- und Rastanlage entstehen. Die Planungen ziehen sich seit 20 Jahren hin.

Um ihren Forderungen noch einmal Nachdruck zu verleihen, vor allem auch in der Öffentlichkeit, hat das Aktionsbündnis eine Online-Petition ins Leben gerufen, die noch bis Ende März läuft.

Mehrheit für den Bau des Autobahnrasthofes

Bürgermeister Bernd Höfer kann indes die Sorgen der Menschen in Drossenhausen zum Teil verstehen. Dennoch weist er auf die Vorteile hin, die für die Gemeinde Meeder und ihre Einwohnerinnen und Einwohner wichtig seien: "Es geht zum einen auch um einen Beitrag zur Solidargemeinschaft der Abwasseranlage, der Trinkwasser-Versorgungsanlage, sicherlich darf sich die Gemeinde auch Gedanken machen zu Arbeitsplätzen, Gewerbesteuer, aber auch Vermarktung lokaler Produkte." Deswegen sei auch die Mehrheit der Bevölkerung für den Bau der Tank- und Rastanlage.

Planfeststellungsverfahren beschäftigt sich mit Kritikpunkten

Gleichzeitig betont Höfer, dass die angesprochenen Kritikpunkte aus der Bevölkerung im derzeit laufenden Planfeststellungsverfahren berücksichtigt würden. Das bestätigt auch die Regierung von Oberfranken. Wie es weitergeht, werde sich nach Ende des Planverfahrens herausstellen, wenn ein Planfeststellungsbeschluss vorliegt. Während Wielgosch vom Aktionsbündnis mit einer Klagewelle aus Drossenhausen und den umliegenden Gemeinden rechnet, ist Bürgermeister Höfer zuversichtlich, dass bald die ersten Bagger rollen: "Persönlich würde ich mir schon wünschen, dass wir im Jahre 2024 Bautätigkeiten sehen." Er könne sich keinen Kritikpunkt vorstellen, der "nicht in einer fairen Abwägung irgendwo einen Lösungsansatz findet."

Baubeginn noch nicht definiert

Zum Zeitplan heißt es von der Regierung von Oberfranken lediglich, die Prüfung der eingereichten Kritikpunkte werde noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Hinsichtlich des Baubeginns sei zunächst der Planfeststellungsbeschluss abzuwarten. Danach könne dieser im Rahmen eines Klageverfahrens überprüft werden.

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