Nach den massiven Umweltzerstörungen im Rappenalptal südlich von Oberstdorf kommen jetzt weitere Details ans Licht. So hat das Landratsamt Oberallgäu offenbar bereits Ende der ersten Oktoberwoche von den illegalen Baggerarbeiten im Naturschutzgebiet erfahren und diese noch am selben Tag einstellen lassen. Allerdings: "Wir müssen derzeit davon ausgehen, dass trotz der Baueinstellung des Landratsamtes weitergearbeitet wurde", sagt Franziska Springer, Pressesprecherin des Landratsamtes, auf Anfrage von BR24.
Bau an Hubschrauberlandeplatz bei Ortstermin
Ein gemeinsamer Ortstermin von Vertretern des Landratsamtes sowie der ansässigen Alpgenossenschaft, des Wasserwirtschaftsamtes und des Marktes Oberstdorf im Rappenalptal fand Ende Oktober statt. Zu diesem Zeitpunkt waren die baulichen Veränderungen am Bach offenbar abgeschlossen.
Allerdings sei mit Hilfe eines Baggers gerade eine Kiesfläche für einen Hubschrauberlandeplatz befestigt worden. Auch diese Arbeiten seien ohne die erforderliche Genehmigung erfolgt und wurden vom Landratsamt sofort eingestellt, sagt die Sprecherin des Landratsamtes weiter.
Polizei erwartet lange Ermittlungen und bittet um Hinweise
Die Polizei erwartet nun langwierige Ermittlungen. "Wir rechnen mit mehreren Wochen oder sogar Monaten Verfahrensdauer, bis wir einen neuen Ermittlungsstand präsentieren können", sagt ein Sprecher des Polizeipräsidiums in Kempten. Vor gut einer Woche hatten die Ermittler bei einem Beschuldigten und einem Unternehmen Räume durchsucht und mögliche Beweismittel sichergestellt.
Um den Verlauf der Arbeiten am Rappenalpbach in der Nähe von Oberstdorf genauer rekonstruieren zu können, hofft die Polizei auf Hilfe von Ausflüglern in der Region. Zwar hätten die Ermittler schon mehr als zwei Dutzend Einsendungen mit Aufnahmen der Arbeiten am Bach bekommen. Vor allem rund um den mutmaßlichen Beginn des Baggereinsatzes im September sei die Datenlage aber noch dünn, sagte der Polizeisprecher: "Was uns tatsächlich interessieren würde, sind die letzten Tage vor den Arbeiten oder die ersten Tage der Arbeiten. Da muss auch kein Bagger auf den Bildern sein."
Motiv ist bislang unklar
Auf einer Länge von 1,6 Kilometern hat die ansässige Alpgenossenschaft im Oktober den geschützten Wildbach ausbaggern und kanalisieren lassen, das Ganze mitten im Naturschutzgebiet. Der Rappenalpbach gehört zum Schutzgebiet "Allgäuer Hochalpen", einem kombinierten Vogelschutz- und FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat).
Vertreter des Bund Naturschutz gehen davon aus, dass durch die Baggerarbeiten mehr Weideflächen für das Vieh, das den Sommer in den Bergen verbringt, gewonnen werden sollte. Eine weitere Vermutung, die auch die Landrätin im BR24-Interview bereits geäußert hat, ist, dass der Bach seit einem Unwetter im August immer mehr Kies und Gesteinsmaterial vom Berg mitgebracht habe. Alpweiden und die Alpwege hätten dadurch zugeschüttet werden können. Die Alpgenossenschaft will sich zu den Vorgängen bislang nicht äußern.
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