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Die Beratungsstelle Radikalisierung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge verzeichnet einen Höchststand bei Anfragen mit Islamismusbezug.

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Radikalisierungshotline: Anfragen zu Islamismus auf Höchststand

Radikalisierungshotline: Anfragen zu Islamismus auf Höchststand

Was tun, wenn das eigene Kind im Internet Videos des Islamischen Staats teilt oder vom Dschihad schwärmt? Mit solchen Fragen befasst sich die Beratungsstelle Radikalisierung in Nürnberg. Anfragen mit Islamismusbezug haben einen Höchststand erreicht.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Die bundesweite Beratungsstelle Radikalisierung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Nürnberg verzeichnet einen neuen Höchststand bei Anfragen mit Islamismus-Bezug. Wie die Behörde am Dienstag mitteilt, erreichten die Beratungsstelle im vergangenen Jahr 479 entsprechende Beratungsanfragen.

Anfragen mit Islamismus-Bezug: Steigerung von 30 Prozent

Das sei der höchste Wert der vergangenen sechs Jahre und eine Steigerung von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig sei auch die inhaltliche Komplexität der Anfragen gestiegen. Das Durchschnittsalter der mutmaßlich islamistisch radikalisierten Personen beträgt 17 Jahre. Häufig betrafen die Beratungsgespräche auch Kinder und Jugendliche, die jünger als 13 Jahre waren, heißt es in der Mitteilung. Die häufigsten Anfragen stammen dabei von besorgten Eltern.

Was tun, wenn das eigene Kind IS-Propaganda verbreitet?

Typische Fragen seien etwa, was ist zu tun, wenn das eigene Kind in sozialen Medien Propagandavideos des sogenannten Islamischen Staats (IS) teilt, Schüler plötzlich ihr Umfeld missionieren oder Mädchen damit beginnen, vom Dschihad zu schwärmen. Die Anfragen kamen zumeist von Familienangehörigen und Lehrkräften. Radikalisierungsprozesse würden zunehmend online angestoßen und vertieft.

Laut Website des BAMF seien Eltern, Angehörige, Freunde oder Lehrer häufig die ersten, denen die Radikalisierung eines jungen Menschen auffalle. Oft sind sie zugleich auch die letzten, zu denen er noch Kontakt hält, während er sich immer mehr isoliert. Das Team der Beratungsstelle will auch in diesen Situationen ein Ansprechpartner sein. Dabei können sie etwa Antworten auf häufige Fragen geben, Hilfsangebote in der Nähe finden, aber auch im Einzelfall persönliche Beratungen oder Betreuungen vermitteln.

Berater: Gesellschaftliche Sensibilität steigt

Gleichzeitig beobachten die Beraterinnen und Berater, dass die gesellschaftliche Sensibilität für das Thema ansteige, insbesondere nach islamistisch motivierten Gewalttaten, wie etwa Ende 2024. Das führe zu höheren Anruferzahlen, bilanziert der Leiter der Beratungsstelle, Florian Endres.

Seit dem Start im Januar 2012 gingen mehr als 5.850 Anrufe bei der Hotline des Bundesamtes ein. In einem ersten Gespräch helfen speziell ausgebildete Beraterinnen und Berater den Ratsuchenden, die für sie oftmals belastende Situation einzuordnen und bieten erste grundlegende Hilfestellungen.

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